Seit Präsident Pierre Nkurunziza im Frühjahr verkündet hat, erneut als Präsident kandidieren zu wollen, ist die Situation eskaliert.
Die Hintergründe
Denn in Artikel 96 der geltenden burundischen Verfassung von 2005 heisst es unmissverständlich: «Der Präsident der Republik wird in einer Direktwahl für ein Mandat von fünf Jahren gewählt, das einmal erneuert werden kann.» Für die Gegner des Präsidenten ist daher klar: Eine dritte Kandidatur Nkuruzinzas widerspricht der Verfassung und den Friedensverträgen.
Im April ruft die Opposition darum zu Protesten auf. Daraufhin verbietet die Regierung öffentliche Proteste und warnt vor Versuchen, einen Putsch zu schüren. Doch zahllose Demonstranten denken nicht daran zu gehorchen und tragen ihre Wut trotzdem auf die Strassen vor allem der Hauptstadt Bujumburas. Präsident Nkurunziza lässt seine Sicherheitskräfte aufmarschieren, mehrere Demonstranten werden getötet. Ein oppositionsnaher Radiosender wird geschlossen, ein prominenter Menschenrechtsaktivist verhaftet.
Anfang Mai erklärt das Verfassungsgericht Nkurunzizas Kandidatur für rechtmässig. Die Begründung: Sein erstes Mandat 2005 müsse man nicht mitzählen, weil es auf einer Wahl durch das Parlament gründete und nicht auf einer Direktwahl.
Unterdessen fliehen immer mehr Menschen ins nördliche Nachbarland Ruanda. Die UNO spricht von mehreren zehntausend Flüchtlingen innert weniger Tage.
Der Putschversuch
Mitte Mai nutzen hohe Militärs die Abwesenheit von Präsident Nkuruzinza, der sich zu einem Gipfeltreffen im Nachbarland Tansania aufhält. Sie erklären die Regierung für aufgelöst, den Präsidenten für abgesetzt. Die Regierung selbst bezeichnet die Erklärung als «Witz». Kurze Zeit später sagen die Putschisten selbst, der Umsturz sei gescheitert. Es kommt zu Unruhen.
Wenige Tage nach dem Putschversuch feuert Präsident Nkuruzinza den Verteidigungs-und den Aussenminister. Von den Vorgängen lässt er sich nicht beeindrucken. Er klammert sich an die Macht und strebt weiterhin eine dritte Amtszeit an.
Die Einschätzung
SRF-Afrika-Korrespondent Patrik Wülser beurteilt den jüngsten Konflikt nicht als ethnische Rivalitäten zwischen Hutu und Tutsi, sondern um einen Machtkampf.
Allerdings: Je länger die Kämpfe dauerten, umso grösser sei die Gefahr, dass wieder ein Krieg zwischen den Volksgruppen ausbrechen könnte, so Wülser. Wie in den Jahren von 1993 bis 2005 , als in Burundi ein Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit laut Schätzungen der UNO mehr als 300'000 Menschen das Leben kostete.