Knapp zwei Wochen nach dem Bombenanschlag in Bangkok mit 20 Toten hat die Polizei einen Ausländer festgenommen und zahlreiche womöglich gefälschte Pässe sichergestellt. Die Polizei äusserte sich offiziell nicht zur Nationalität des Mannes.
Thailändische Medien berichteten aber unter Berufung auf Beamte von einer türkischen Verbindung. Zeitungen veröffentlichten das Foto eines türkischen Passes, der nach ihren Angaben bei dem Festgenommenen gefunden wurde.
Gemeinsame Aktion von Polizei und Militär
Ob der Festgenommene der mutmasslichen Bombenleger ist, ist unklar. Ein Mann war von Überwachungskameras am Tatort gefilmt worden, als er vor der Explosion einen Rucksack deponierte und flüchtete.
Mehr als 100 Beamte hatten nach einem Tipp der Vermieterin am Stadtrand von Bangkok am Samstagmorgen eine Wohnung gestürmt. «Es war eine gemeinsame Aktion von Polizei und Militär», sagte ein Polizeisprecher.
Bombenbau-Material gefunden
«Wir haben einen 28-Jährigen Ausländer verhaftet und in seinem Besitz Material zum Bombenbauen gefunden, darunter Zünder, Kugellager und Rohre», so der Polizeisprecher weiter. Das Material habe Ähnlichkeit mit der Bombe, die am Tatort gezündet wurde. Die Wohnung liegt 45 Kilometer nordöstlich des Tatorts.
Die Polizei zeigte ein Foto von dem Stapel der in der Wohnung gefundenen Pässe. Sie hatten Halbmond und Stern auf dem Deckel, so, wie auch türkische Reisepässe. Das Land war aber auf dem Foto nicht zu erkennen. Die Polizei äusserte sich nicht über mögliche Motive für den Anschlag oder etwaige Drahtzieher.
Auf Twitter kursieren zusätzlich Bilder von einem gefälschten türkischen Pass. Das Foto darauf hat Ähnlichkeit mit dem Fahndungsbild, dass die Polizei nach dem Anschlag veröffentlichte. Überwachungskameras hatten den Bombenleger gefilmt, als er am Tatort einen Rucksack deponierte und flüchtete.
«Graue Wölfe» im Hintergrund?
Anthony Davis, der für das auf Sicherheitsfragen spezialisierte Verlagshaus «IHS Jane's» schreibt, hatte Anfang der Woche die rechtsextreme türkische Organisation «Graue Wölfe» als mögliche Täter ins Spiel gebracht. Motiv könne Rache für die Abschiebung von 109 Uiguren aus Thailand nach China sein, meinte er.
Die Uiguren sind eine muslimische Minderheit in China und werden dort nach Angaben von Menschenrechtlern verfolgt. Es handelt sich um ein Turkvolk, dessen Sprache eng mit der türkischen Sprache verwandt ist.
Nach der Abschiebung im Juli hatten aufgebrachte Türken in Istanbul aus Protest Scheiben am thailändischen Konsulat eingeschlagen. Nach Angaben von Davis waren die Grauen Wölfe dabei.
Bilder vom Anschlagsort in Bangkok
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Bild 1 von 9Legende: Die Polizei führt beim Erawan-Schrein forensische Untersuchungen durch. Keystone
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Bild 2 von 9Legende: Polizisten suchen nach weiteren Sprengsätzen. Mindestens eine Bombe wurde entschärft. Keystone
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Bild 3 von 9Legende: Angehörige versuchen verzweifelt, Informationen von den Sicherheitskräften zu erhalten. Keystone
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Bild 4 von 9Legende: Polizist in Bangkok: Nach dem Bombenanschlag hat auch das EDA seine Reisehinweise für Thailand angepasst. Reuters
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Bild 5 von 9Legende: Nach dem Anschlag in Bangkok werden derzeit nach offiziellen Angaben mehr als 80 Menschen in 14 Spitälern behandelt. Reuters
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Bild 6 von 9Legende: Erste Bilder vom Anschlagsort: Die Bombe explodierte beim Erawan-Schrein, der bei Thailändern und Touristen beliebt ist. In unmittelbarer Nähe stehen grosse Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäude. Reuters
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Bild 7 von 9Legende: Bislang hat sich noch niemand zur Tat bekannt. Reuters
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Bild 8 von 9Legende: Auf einer Überwachungskamera war ein riesiger Feuerstoss zu sehen, dann rannten Passanten in verschiedene Richtungen davon. Die umliegenden Einkaufszentren wurden umgehend geräumt. Reuters
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Bild 9 von 9Legende: Der Schrein liegt bei der Ratchaprasong Junction, mitten in einem belebten Geschäftsviertel der thailändischen Hauptstadt. Reuters
Beim schwersten Anschlag in der Geschichte Bangkoks waren am 17. August am Erawan-Schrein im belebten Einkaufsviertel 20 Menschen umgekommen, 14 davon Ausländer. Mehr als 120 wurden verletzt.