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International Verfechter der Meinungsfreiheit oder des Anti-Islams?

Der attackierte «Mohammed-Karikaturen-Wettbewerb» wurde von einer Organisation lanciert, die in den USA höchst umstritten ist. Ein genauerer Blick auf die Veranstalter zeigt, dass es ihnen um mehr geht als nur um die Redefreiheit.

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«Schüsse gefallen an unserer Veranstaltung über die Redefreiheit» – so reagierte Pamela Geller am Sonntagabend auf Twitter auf den gestoppten Angriff in Texas. Geller ist Mitbegründerin der «Amerikanischen Initiative zur Verteidigung der Freiheit» (AFDI). Die Organisation initiierte die «Veranstaltung über die Redefreiheit», die mit Provokation nicht sparte: Im Rahmen eines Wettbewerbs wurde die beste Mohammed-Karikatur mit einem Preisgeld von 10'000 US-Dollar gekürt.

Die Veranstaltung sah auch einen Publikums-Preis für die beliebteste Mohammed-Karikatur vor. Die für den Wettbewerb eingereichten Karikaturen wurden ausgestellt.

Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit werden in den USA besonders gross geschrieben. Fundament hierfür ist das sogenannte «First Amendment», der erste Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten. Es gehe beim «Karikaturen-Wettbewerb» denn auch primär um die Verteidigung des «First Amendments», gaben mehrere Karikaturisten und Besucher der Veranstaltung zu Protokoll.

Der AFDI geht es jedoch nicht nur um die Verteidigung der Redefreiheit und des Humors. Bei der Organisation sind explizit auch rechtspolitische Anti-Islam-Motive erkennbar.

In ihrer politischen Ausrichtung unterscheidet sie sich damit von der ebenfalls im Zusammenhang mit Mohammed-Karikaturen von Anschlägen betroffenen Redaktion des Satire-Magazins «Charlie Hebdo» in Paris und der Diskussionsveranstaltung über Meinungsfreiheit in Kopenhagen.

Pamela Geller bei ihrer Rede an der Veranstaltung am Sonntagabend.
Legende: Spricht nach dem Anschlagsversuch von einem «Krieg gegen die Redefreiheit»: Die Politikaktivistin Pamela Geller. Reuters

AFDI in den USA «hoch umstritten»

Ein Blick auf die Ziele der Organisation verdeutlicht, dass die Islam-Kritik eine tragende Rolle einnimmt. Die Organisation gehe gegen staatliche Vertreter und Massenmedien vor, welche in ihrer Kapitulation vor dem globalen Dschihad und der islamischen Vorherrschaft, der amerikanischen Bevölkerung Sozialismus und Marxismus aufzwinge — so heisst es auf der offiziellen Internetseite der AFDI.

Laut SRF-Korrespondent Arthur Honegger ist die AFDI in den USA «hoch umstritten». Gegner würden sie als «hate group» bezeichnen, sprich als Organisation, die Hass schürt.

Unterstützung für Rechtspopulist Geert Wilders

Unter anderem erklärt die AFDI auf ihrer Internetseite auch namentlich die Unterstützung für den niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders «und allen anderen, die gegen die Attacken auf die Redefreiheit der linken/islamischen Allianz ankämpfen.»

Wilders trat denn auch als Gastredner bei der Veranstaltung auf. In seiner Rede unterstrich er seinen Ruf als scharfer Islam-Gegner: Islam und Freiheit seien absolut inkompatibel. Es gelte, westliche Gesellschaften zu «de-islamisieren», so Wilders.

Pamela Geller ist zudem eine lautstarke Kritikerin von US-Präsident Barack Obama, den sie als «Islamophiliac», also als Islam-Liebhaber, bezeichnet. Zusammen mit dem Mitbegründer von AFDI, Robert Spencer, veröffentlichte sie 2010 ein Buch über den «Krieg der Obama-Administration gegen Amerika».

Redefreiheit missbraucht?

Die Redefreiheit erlaube in den USA sehr viel, so könne die AFDI beinahe alles sagen, was sie wolle, erklärt SRF-Korrespondent Arthur Honegger. Mit dem sogenannten Karikaturen-Wettbewerb sei die Organisation jedoch für viele Amerikaner zu weit gegangen: «Heute Morgen fragen sich nicht wenige Amerikaner, ob diese Gruppe die Redefreiheit nicht gezielt missbraucht hat.»

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