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International Waffenruhe in der Ostukraine hält – trotz Misstrauen

Die Feuerpause in der Ostukraine wird nach Einschätzung von Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko weitgehend eingehalten. Gemäss dem Roten Kreuz ist die Waffenruhe aber noch nicht stabil. Die Konfliktparteien werfen sich gegenseitig den Bruch der Waffenruhe vor.

Gemäss Wladimir Putin und Petro Poroschenko wird die Waffenruhe in der Ukraine eingehalten. Die beiden Präsidenten hatten zuvor zusammen telefoniert.

Alle Seiten müssten die Waffenruhe in dem Konfliktgebiet aber auch weiter respektieren, forderte Putin laut einer Medienmitteilung. Die Staatschefs hätten auch über baldige Hilfslieferungen für die Unruheregion gesprochen. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew bestätigte die Pressestelle von Poroschenko ein Telefonat mit Putin. Der Präsident sei zufrieden, dass die am Freitag vereinbarte Feuerpause weiter andauere.

Ruhe in Mariupol

Vermittlerin optimistisch

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Die Diplomatin Heidi Tagliavini glaubt, dass die Waffenruhe in der Ukraine Bestand haben wird. Die Schweizerin leitete im Auftrag der OSZE die Verhandlungen in Minsk zwischen den Konflikt-Parteien. Lesen Sie hier mehr.

Die Behörden in den Krisengebieten selber bestätigen, dass die Waffenruhe eingehalten wird. Nach monatelangen Gefechten hätten die Regionen um die Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk eine ruhige Nacht erlebt.

Auch in der zuletzt heftig umkämpften Hafenstadt Mariupol schwiegen die Waffen. «Die ganze Situation ist nun viel ruhiger», berichtet SRF-Korrespondent Christof Franzen aus der Stadt.

«Das zeigt sich vor allem darin, dass man jetzt überhaupt in Richtung Osten der Stadt fahren kann. Es ist möglich rund 20 bis 30 Kilometer rauszufahren, bis man zu den Strassensperren der pro-russischen Separatisten kommt. Dort werden die Einheimischen auch durchgelassen. Für Journalisten gibt es dort aber kein Durchkommen. Wir wurden ziemlich unsanft zurückgewiesen. Fragen wurden auch keine beantwortet.»

In den Dörfern, wo sich die beiden Konfliktparteien zuvor Artillerie-Gefechte geliefert hätten, seien Häuser zerstört. «Dort wissen die Leute nicht mehr wie es weitergeht, und zu welcher Seite der Front sie gehören – zur pro-russischen Donezk-Region oder zur Ukraine. Da sind ganz viel Fragen offen.» Viele Menschen würden auch um ihre Arbeitsplätze in den grossen Metallurgie- und Schachtwerken bangen.

Rotes Kreuz skeptisch

Nach Einschätzung des Roten Kreuzes ist die Feuerpause aber noch nicht völlig stabil. Die Organisation habe Samstagmorgen Lastwagen mit humanitärer Hilfe in die Separatistenhochburg Lugansk geschickt. Wegen Granateneinschlags hätten die Fahrzeuge aber umdrehen müssen.

Das teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz per Twitter mit. Die Organisation rief die Konfliktparteien zur strikten Einhaltung der Waffenruhe auf.

Gerüchte um Verstösse gegen Waffenruhe

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Die pro-russischen Separatisten hattern der ukrainischen Armee zuvor vorgeworfen, mehrere Orte im Gebiet Donezk unter Feuer genommen zu haben. Mindestens acht Kämpfer seien durch Granatwerferbeschuss am Flughafen von Donezk verletzt worden.

Die pro-westliche Führung in Kiew wies die Beschuldigungen zurück und warf ihrerseits den militanten Gruppen Verstösse vor. «Am Flughafen von Donezk versuchten die Terroristen etwa, die Regierungseinheiten mit Flammenwerfern zu provozieren», sagte der regierungsnahe Militärexperte Dmitri Tymtschuk.

Die ukrainische Führung halte sich an die Feuerpause. Allerdings habe die Armee auch Order, auf mögliche Angriffe der Aufständischen zu reagieren, sagte Tymtschuk.

Gefangenenaustausch angekündigt

Nach eigenen Angaben wollen die pro-russischen Aufständischen ihre Gefangenen in Kürze freilassen. «Noch heute werden wir die ersten Männer gehen lassen, trotz der Verstösse des ukrainischen Militärs gegen die Waffenruhe», sagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko.

Er gehe davon aus, dass die Regierung in Kiew ihre Gefangenen spätestens an diesem Montag überstelle. Die Aufständischen haben Schätzungen zufolge etwa 1000 Soldaten in Gefangenschaft, die pro-westliche Führung demnach etwa 200 Kämpfer.

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