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Bild 1 von 10. Das Victory-Zeichen: Die Demonstranten auf der Constitutional Avenue in Pakistans Hauptstadt Islamabad zeigen sich siegessicher. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 2 von 10. «Go, Nawaz, Go»: Das ist kein Ansporn, sondern ein Schlachtruf für die Gegner des Premiers. Sie fordern seinen Rücktritt. Er habe die Wahlen gefälscht. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 3 von 10. Reine Männer- und Ehrensache: Am Abend erscheinen Hunderte vor dem Schiffscontainer, auf dem ihr Anführer, der Oppositionelle Imran Khan, seine flammende Rede hält. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 4 von 10. Jeden Abend spricht Imran Khan, der Held der Demonstranten, zu seinen Anhängern. Er wiederholt seine Forderungen – nötigenfalls bis zu seinem Tod, wie er sagt. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 5 von 10. Imran Khan, der Mann mit dem grünen Schal, präsentiert sich der Menge. Er hat versprochen, zu protestieren, bis die Regierung von Nawaz Sharif zurücktritt. Er werde lieber sterben, als von hier vertrieben zu werden. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 6 von 10. Schon über einen Monat harren die Bewohner des Protestcamps aus. Natürlich brauchen auch sie etwas zu essen – beispielsweise gerösteten Mais. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 7 von 10. Zeitvertreib auf pakistanisch: Tagsüber spielen Männer auf der Constitutional Avenue in Islamabad, beim Protestcamp vor dem Parlamentsgebäude, den Nationalsport Kricket. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 8 von 10. Einige Demonstranten, wie diese Jugendlichen, schlafen in einer Siedlung aus Zelten vom Roten Kreuz. Andere haben nur eine Plastikplane zum Schutz. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 9 von 10. Das Zeltlager der Demonstranten auf der Constitutional Avenue, wo Imran Khans und Qadris Anhänger – ob jung oder alt – seit mehr als einem Monat ausharren, wird immer kleiner. Doch die Kritik verstummt nicht. Bildquelle: Karin Wenger.
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Bild 10 von 10. Buntes Treiben mit der Absicht zu bleiben, bis die Forderungen erfüllt sind. Die Gegner des Premierministers protestieren gegen die in Pakistan herrschende Korruption und werfen ihm Wahlbetrug vor. Bildquelle: Karin Wenger.
Könnte man mit dem Kricketschläger einen Umsturz erzwingen, wäre das in Islamabad schon längst geschehen. Denn dort, vor dem Parlament, auf der Strasse der Verfassung, duellieren sich tagsüber Demonstranten in dieser Sportart.
Die Hauptakteure, der Politiker Imran Khan und der Kleriker Tahir-ul-Qadri aber schlafen, um für die Brandreden am Abend fit zu sein. Hunderte von Demonstranten haben sich für einen längeren Aufenthalt eingerichtet. Sie waschen Kleider, dösen in Zelten oder laden ihre Handys an einer mobilen Aufladestation.
Für Schulen, Trinkwasser und gegen Korruption
Die Strasse der Verfassung gleicht einem Marktplatz. Ein mächtiger Paschtune aus Waziristan posiert vor seinem bunt bemalten Jeep. Er brüstet sich mit seinen drei Frauen und 22 Kindern und sagt nebenbei: «Ich will Freiheit, Freiheit von Korruption.»
Andere wittern ein Geschäft. Sie bieten gebratene Maiskolben feil oder bemalen Schaulustige in den Farben von Imran Khans Partei. Die 28-jährige Aman, eine arbeitslose Lehrerin, kam, weil sie an die Revolution glaubt. Sie haust seit Beginn der Demonstrationen vor mehr als einem Monat unter einer Plane. Ihre Forderung: gute Schulen, sauberes Trinkwasser und das Ende der Korruption.
«Die Zeiten der Armeeputsche sind vorbei»
«Wir bleiben hier, so lange Anführer Qadri das will», sagt Aman. Das könnte noch dauern. Denn Qadri und Khan fordern weiterhin, dass Premierminister Nawaz Sharif zurücktritt. Dieser habe die Wahlergebnisse vor mehr als einem Jahr gefälscht.
Letzten Monat versuchten Tausende von Demonstranten Sharifs Haus zu stürmen. Sie besetzten für kurze Zeit das Staatsfernsehen. Die Armee übernahm die Verantwortung für die Sicherheit, liess Demonstranten verhaften. Die meisten aber bleiben unbehelligt. Einige befürchteten einen Militärputsch, andere eine Eskalation der Gewalt. Passiert ist nichts von beidem. Nawaz Sharif sitzt die Krise aus, unterstützt von der Mehrheit der Parlamentarier. Und die Armee hält sich still.
«Die Zeiten der Armeeputsche sind in Pakistan vorbei», glaubt Imtiaz Gul, Autor und politischer Beobachter in Islamabad. Die Armee habe Khan und Qadri lediglich dazu benutzt, um Nawaz Sharif eine Lektion zu erteilen. Dieser wollte die Beziehungen zu Indien verbessern und mit den Taliban sprechen, statt sie zu bekämpfen.
Die Armee wollte das nicht. Nawaz Sharif und sein Bruder, der den Bundesstaat Punjab regiert, sind nun politisch geschwächt. Die Mehrheit der Parlamentarier unterstützt den Premierminister zwar, aber sie verlangt jetzt auch Reformen im Wahlprozess und in der Wirtschaft. Das ist der Erfolg von Qadri und Khan.
Jeden Abend dasselbe Ritual Imran Khans
Die Zahl der Demonstranten hat inzwischen deutlich abgenommen, die Kritik aber nimmt zu. Khan und Qadri würden Islamabad und Pakistan in Geiselhaft nehmen, sagt Sayed Hasid, Student und Kellner in einem Restaurant in Islamabad: «Es kommen kaum mehr Kunden ins Restaurant, weil überall die Strassen blockiert sind und in die Universität Polizisten eingezogen sind, die die Demonstranten bewachen.»
Diese bejubeln Abend für Abend ihren Helden Imran Khan. Der Politiker steht auf einem Schiffscontainer und wiederholt die immer gleichen Sätze. Er werde hier ausharren, bis er sterbe oder sein Ziel, den Umsturz der Regierung, erreicht habe. Und falls doch nicht, so hat er Islamabad zumindest zu einem abendlichen Unterhaltungsprogramm verholfen.