Unterwasserfotos der italienischen Marine zeigen das libysche Fischerboot, wie es auf dem Meeresgrund ruht, in 370 Metern Tiefe. Das Boot wirkt klein, fast schon winzig, wenn man bedenkt, dass in seinen Rumpf noch rund 300 Leichen von Flüchtlingen, unter ihnen viele Frauen und Kinder, liegen sollen.
Skrupellose Schleuser hatten sie dort eingesperrt. Beim Untergang hatten sie keinerlei Chance, sich zu retten. Es war allen voran Italiens Regierungschef Matteo Renzi, der den Auftrag dazu gab, das Boot zu bergen, obschon das Bergungsverfahren äussert aufwändig und kompliziert war. Renzis Regierung betont immer wieder, dass Italien allen helfe, die in Seenot geraten. Und dass das Mittelmeer nicht zu einem riesigen Friedhof verkommen dürfe.
«Die Opfer können uns nicht egal sein»
Trotzdem bleibt der aufwändige Bergungsakt vor allem ein symbolischer Akt. Denn allein im laufenden Jahr sollen im Mittelmeer rund 3000 Flüchtlinge ertrunken sein und innerhalb der letzten 15 Jahre rund 20'000. Sie liegen irgendwo auf dem Meeresgrund. Sizilianische Fischer berichten immer wieder davon, wie sie Leichen aus ihren Netzen bergen.
Diese Bergungsaktion der italienischen Behörden hat vor allem eine Botschaft: Die Opfer können uns nicht egal sein. Und wenn es irgendwie möglich ist, dann bergen wir sie und geben ihnen einen Namen.
Das nunmehr geborgenen Schiffswrack wird ab heute auf einem Nato-Stützpunkt bei Siracusa auf Sizilien untersucht, in einer grossen, gekühlten Halle. Mitarbeiter der Feuerwehr werden die Überreste der Flüchtlinge aus dem Schiffsrumpf holen.
Die Schlepper haben überlebt
Mehrere Teams von Spezialisten versuchen dann, die Opfer aufgrund ihres Gebisses oder von DNA-Proben zu identifizieren, um später die Angehörigen zu benachrichtigen.
Den Untergang überlebten damals lediglich 28 Personen, die nicht im Unterdeck eingesperrt waren. Unter ihnen sind auch die beiden Schleuser. Der Staatsanwalt fordert für sie 18 beziehungsweise 6 Jahre Gefängnis.