Italien wurde als erstes europäisches Land von der Corona-Epidemie getroffen. Die Bilder von ausgestorbenen Flaniermeilen in Bergamo und Mailand wirkten anfänglich unwirklich und weit weg. Bald darauf wurde auch in der Schweiz das öffentliche Leben heruntergefahren.
Allerdings: Der Shutdown in Italien dauert nicht nur länger als hierzulande, er ist auch ungleich härter ausgestaltet. Bella Italia ist ein Sperrgebiet. Seit dem 10. März dürfen sich die Menschen im Land nicht mehr frei bewegen. Schulen sind zu, viele Fabriken ebenfalls.
In dieser belastenden Situation spenden die Zwillinge Mirko und Valerio Trost an die Nation; aus dem Hausarrest spielen sie auf ihren Violinen. Ihre Version des Coldplay-Songs «Viva La Vida» rührte das ganze Land zu Tränen.
Doch gerade für die Kleinsten ist die soziale Isolation eine besondere Belastung. Dem ist sich auch die Regierung in Rom bewusst. Zwar hat sie den Shutdown eben erst bis Mitte April verlängert. Kinder dürfen die Wohnung aber wieder verlassen – unter gewissen Bedingungen. «Ab heute gilt die Regelung, dass ein Elternteil mit einem minderjährigen Kind ums Haus spazieren darf», berichtet SRF-Korrespondent Franco Battel.
Parkanlagen und Spielplätze bleiben aber geschlossen und auch Ansammlungen von Kindern bleiben verboten. Ein kurzer Spaziergang klingt erst einmal nicht nach dem ersehnten Befreiungsschlag. Etwas Linderung dürfte die Massnahme aber Kindern verschaffen, die in beengten Mietwohnungen mit mehreren Familienmitgliedern leben.
Diesen Problemen möchte die Regierung nun mit der gemässigten Lockerung entgegenwirken. «Denn oft sind es die Kleinsten, die nicht verstehen, warum sie zu Hause eingeschlossen sind», sagt Battel.
Wenn die Eltern die Lockerung zum Vorwand nehmen, sich mit anderen Eltern und ihren Kindern zu treffen, dann wäre das gefährlich.
Derweil gibt es Befürchtungen, dass jede noch so kleine Öffnung die Ausbreitung des Virus erneut befeuern könnte. Die Regionalregierungen der Lombardei und von Kampanien protestierten gegen die Mini-Lockerung.
Der Korrespondent in Rom kann die Ängste verstehen. «Es kommt aber auf die Umsetzung an.» Wenn die Leute mit ihrem Kind wirklich nur ums Haus spazieren würden, sei die Gefahr klein. Schliesslich lebten die Eltern auch zu Hause eng mit ihren Kindern zusammen – so empfiehlt auch das Schweizer Bundesamt für Gesundheit, dass man sich im öffentlichen Raum nur mit Angehörigen des eigenen Haushalts bewegen soll.
Nervenprobe dauert an
Doch Battel warnt: «Wenn die Eltern die Lockerung zum Vorwand nehmen, sich mit anderen Eltern und ihren Kindern zu treffen, dann wäre das gefährlich.» Gemäss den neuen Weisungen ist das aber strikt verboten.
Zuwiderhandlungen werden sanktioniert, und die Polizei markiert Präsenz: «Kaum verlässt man das Haus für einen Einkauf, sieht man einen Polizeiwagen», berichtet der Korrespondent aus eigener Erfahrung.
Trotz zuletzt sinkender Infektionszahlen wird damit gerechnet, dass der Shutdown auch nach Ostern bestehen bleibt. Die Nervenprobe für Mirko, Valerio und Millionen weitere italienische Kinder dauert also bis auf Weiteres an.