- Nach monatelangen Tumulten haben die Behörden in der peruanischen Hauptstadt Lima den Ausnahmezustand verkündet.
- Die Massnahme gelte ab heute für vorerst 30 Tage, sagte Perus Interimspräsident José Jerí in einer Fernsehansprache.
- Im südamerikanischen Land gehen seit Monaten vor allem jüngere Generationen auf die Strasse, um gegen Gewalt und Korruption zu protestieren.
«Im Kampf gegen die Kriminalität gehen wir von der Defensive in die Offensive», sagte Interimspräsident Jerí und fügte hinzu: «Kriege werden mit Taten gewonnen, nicht mit Worten.»
Mit dem Ausnahmezustand werden Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit und die Unverletzlichkeit der Wohnung – also dass der persönliche Wohnraum vor staatlichen Eingriffen wie dem Betreten oder Durchsuchen geschützt ist – ausgesetzt, heisst es in dem von der Regierung beschlossenen Dekret, das im Amtsblatt «El Peruano» veröffentlicht wurde. Auch sollen Besuche in Gefängnissen eingeschränkt werden. Das Militär soll die Polizei dabei unterstützen, die Sicherheit zu gewährleisten. In Limas Metropolregion leben rund zehn Millionen Menschen, in El Callao etwa 1.2 Millionen.
Seit Monaten politische Tumulte
Das südamerikanische Andenland mit seinen rund 34 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist seit Monaten in politischem Tumult. Erst vor knapp zwei Wochen war Jerís Vorgängerin Dina Boluarte wegen «moralischer Unfähigkeit» abgesetzt worden, nachdem sie wegen massiv eingesetzter Polizeigewalt und der Zurschaustellung teurer Uhren in der Kritik gestanden hatte.
Dem Abgang Boluartes nach knapp drei Jahren als Präsidentin gingen heftige Proteste voraus, bei denen vor allem die junge Generation ihren Unmut unter anderem über Gewalt und Korruption deutlich gemacht hatte. In Lima waren bei den Protesten zuletzt Dutzende Polizisten verletzt worden, ein Demonstrant kam durch Schüsse ums Leben.