Zum Inhalt springen

Header

Audio
Belgien liefert CO₂, Dänemark speichert es unter der Nordsee
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.03.2023. Bild: Keystone/Epa/Ritznau Scanpix/Bo Amstrup
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 32 Sekunden.
Inhalt

Kampf gegen den Klimawandel Dänemark pumpt belgisches CO₂ in den Boden unter der Nordsee

Das schädliche CO₂ soll so nicht in die Luft gelangen und die Atmosphäre erwärmen. Es ist das erste Projekt seiner Art.

Worum geht es? Dänemark speichert Kohlendioxid im Meeresgrund unter dem dänischen Teil der Nordsee. Dänemarks Kronprinz Frederik hat am Mittwoch den Startschuss dafür gegeben. Auf dem früheren Ölfeld Nini West sollen bis Anfang April in der Pilotphase des Projekts Greensand bis zu 15’000 Tonnen verflüssigtes CO₂ aus Belgien gut 1800 Meter in die Tiefe gepumpt werden.

Der dänische Kronprinz Frederik spricht an der Eröffnung der CO2-Einspeicherung.
Legende: «Heute schlagen wir ein neues Kapitel für die Nordsee auf, ein grünes Kapitel», sagte Frederik in der Hafenstadt Esbjerg. Reuters/Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

Wie nennt sich das Vorgehen? Die Technologie dahinter nennt sich Carbon Capture and Storage (CO₂-Abscheidung und -Einlagerung), kurz CCS. Dabei wird CO₂ etwa bei industriellen Prozessen eingefangen, zu einer unterirdischen Lagerstätte gebracht und dort eingespeichert.

Welche geologischen Gegebenheiten braucht es? Für die Einspeicherung brauche es geeignete Felsen- oder Gesteinsformationen, erklärt Cyril Brunner. Er ist Klimaforscher an der ETH Zürich. «Nötig ist poröses Gesteinsmaterial wie zum Beispiel Sandstein.» Diese Sandsteinschicht muss etwa 800 Meter und tiefer sein. Darüber braucht es eine Gesteinsschicht, welche kein Wasser und CO₂ durchlässt, zum Beispiel Schiefer. «Das sind typischerweise Orte, wo man fossile Rohstoffe findet. Dort muss man anbohren und in dieser Tiefe das CO₂ einbringen. Das ist ein mit Stein gefülltes Sediment, das Lücken zwischen den Gesteinskörnern hat. Und da kann das CO₂ rein», so Brunner.

Audio
Aus dem Archiv: Das steckt hinter der CCS-Technik
aus 100 Sekunden Wissen vom 17.03.2016. Bild: Wikimedia / Dr.G.Schmitz
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 31 Sekunden.

Wer ist am Projekt beteiligt? Bei Greensand arbeitet ein Konsortium um die BASF-Tochter Wintershall Dea und den britischen Chemiekonzern Ineos zusammen. Nach Angaben von Wintershall handelt es sich um die weltweit erste grenzüberschreitende Offshore-CO₂-Einspeicherung, die explizit den Zweck hat, den Klimawandel zu mindern. Ein bilaterales Abkommen mit Belgien ermöglicht dabei den CO₂-Transport nach Dänemark.

Wie gross ist das Potenzial der CO₂-Speicherung im Untergrund? «Gigantisch», sagt Cyril Brunner. Um sich das vorstellen zu können, nennt Brunner ein Beispiel: «Wir könnten alle fossilen Rohstoffe, alles Benzin, Kerosin, Erdgas verbrennen und all das CO₂ auffangen und geologisch speichern. Unter der Nordsee hätte es gemäss derzeitiger Schätzung Platz für 900 Milliarden Tonnen CO₂. Das ist etwa halb so viel, wie wir als Menschen insgesamt ausgestossen haben.»

Welche Nachteile hat CCS? Die unterirdische CO₂-Speicherung ist aufwendig und sehr teuer. «Es braucht Energie, Bohrungen und Sondierungen. CO₂ aus der Luft herauszuholen kostet ungefähr 600 bis 1000 Franken pro Tonne CO₂», erklärt der ETH-Klimaforscher. Deshalb sei es besser, die Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Wie reagieren Umweltschützende? Unter Umweltverbänden und Klimaschützern ist CCS umstritten. Sie fürchten, dass die Technologie den Ehrgeiz beim Klimaschutz und beim Ausbau erneuerbarer Energien dämpft. Sie warnen vor Gefahren für die Umwelt, zum Beispiel durch Leckagen von Kohlendioxid.

Ist die Kritik berechtigt? Natürliche Prozesse zeigen laut Brunner, dass die Einspeicherung langfristig über Zehntausende oder Hunderttausende von Jahren funktioniert. «Der poröse Sandstein zieht das CO₂ wie ein Schwamm auf. Dann kommt das CO₂ von sich aus nicht unbedingt wieder raus. Erdgas und Erdöl werden genauso über Millionen von Jahren auch gespeichert.»

SRF 4 News, 10.03.2023, 07:45 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel

Nach links scrollen Nach rechts scrollen

46 Kommentare

Navigation aufklappen Navigation zuklappen
  • Kommentar von SRF News (SRF)
    Liebe Community, herzlichen Dank für Ihre Kommentare zum Thema CO₂-Einlagerung. Wir schliessen nun die Debatte. Liebe Grüsse, SRF News
  • Kommentar von Beat Reuteler  (br)
    Aufgrund diverser Kommentare hier entsteht der Eindruck, das Verfahren sei oekologisch und von der Energieeffizienz her nicht ok. Ich habe jedoch im Internet ein Paper von der Hochschule für Technik Rapperswil gefunden wo steht, dass für die Abscheidung und Verflüssigung von CO2 aus der Luft ein totaler Energieaufwand von im Mittel 2.6 KWh/Kg CO2 nötig ist. Der im SRF-Artikel beschriebene Prozess scheint jedoch das CO2 abzufangen bevor es in die Luft gelangt. Das ist sicher viel effizienter.
  • Kommentar von David Roetheli  (davethebrave)
    @SRF: auch in dieser Kommentarspalte: leere Behauptungen, Besserwissertum, Wasser ist nass. Man muss sich überlegen, ob man dafür noch eine Bürgerfinanzierte Plattform bieten will. Ich brauchs nicht. Das Geld für die Kommentarprüfung können Sie sinnvoller einsetzen.
    1. Antwort von SRF News (SRF)
      Guten Abend Herr Roetheli, vielen Dank für Ihre kritischen Worte. Schade, dass Sie sich nicht an der Debatte beteiligen wollen, denn Ihre Inputs sind uns wichtig: Sie weisen uns auf Fehler hin, merken an, wenn wir in unserer Berichterstattung einen Aspekt vergessen haben, machen Themenvorschläge oder bringen Ihre Fachexpertise ein. Unser Ziel ist es, mit Ihnen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und im Austausch zu bleiben. Wir möchten unseren Leserinnen und Lesern auf unseren Plattformen eine Stimme geben und Sie von Anfang an in unsere journalistische Arbeit mit einbeziehen. Wir wollen auch künftig die spannendsten Rückmeldungen und Diskussionsthemen in unsere Berichterstattung einfliessen lassen. Wir hoffen Sie diskutieren weiter! Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende, SRF News
    2. Antwort von David Roetheli  (davethebrave)
      @SRF: Danke für Ihre Antwort. Ich kann diese nachvollziehen. In der Tat habe auch ich aus den Kommentaren schon oft neue Ansichten und Denkweisen gezogen. Das ist aber mittlerweile eher selten geworden. Trotzdem Danke, dass Sie meinen Kommentar als konstruktive Kritik werteten, so war es gemeint.
      Schöns Weekend zäme ✌️😎
    3. Antwort von Erich Singer  (Mairegen)
      Danke Herr Roetheli für den Klartext! SRF hat mal eine neue "Debattenkultur" eingeführt aber geändert hat sich gar nichts, um 1.Gegenteil: Es hat sich gelinde gesagt verschlimmbessert. Es stört mich einfach dass hier unwahre Posts veröffentlicht werden und wenn man sich dagegen wehrt wird es unter dem Deckmantel "Netiquette" abgetan. SRF schreibt mir ja seit Tagen weshalb sie meine Kommentare ablehnt: "Persönliche Angriffe"! Für mich eine sonderbare Meinungfreiheit wenn hier Besserwisser und
    4. Antwort von Erich Singer  (Mairegen)
      2. und Behaupter hier Vorrang haben und die ungehindert laufen weiter tun können. Deshalb habe ich mich entschlossen nicht mehr auf dieser Plattform zu kommentiere; es sind ja ohnehin immer dieselben User die ihren Senf zum besten geben. Ich werde aber dennoch genüsslich Posts lesen um mir meine Meinung über diese Plattform bestätigen zu lassen. Weiterhin spannende Debatten mit Behauptungen, Hetze und Verunglimpfungen und dennoch ein schönes Wochenende!
    5. Antwort von Werner Gerber  (1Berliner)
      Diese Diskussion hier ist für mich enttäuschend. Da ich selber keine Ahnung technischer Art habe, würde ich mir ein paar erhellende Aspekte wünschen. Zwar bin ich auch skeptisch bei sehr technologischen Lösungen, ist es nur ein „Verschiebebahnhof“ des Problems ? anderseits kann Technikphobie auch nicht weiterhelfen.
      Wenn aber Äußerungen wie „CO2 -Hysterie“ hier veröffentlicht werden, kann mensch nur noch den Kopf schütteln. Es wäre sicher klüger solchen Blödsinn einfach zu ignorieren. Ja.
    6. Antwort von SRF News (SRF)
      Guten Abend Herr Singer, vielen Dank für Ihre offenen Worte bezüglich Ihrer Erfahrungen mit den Debatten auf unserer Plattform. Es tut uns leid zu hören, dass Sie aufgrund der vorherrschenden Debattenkultur beschlossen haben, nicht mehr zu kommentieren. Wir können verstehen, dass dies frustrierend sein kann. Wir möchten Ihnen jedoch versichern, dass wir Ihre Bedenken sehr ernst nehmen. Wir sind stets bemüht, eine respektvolle und konstruktive Diskussionskultur zu fördern und die Netiquette-Regeln durch eine angemessene Moderation durchzusetzen. Wir möchten Sie ermutigen, weiterhin aktiv an den Debatten auf der Plattform teilzunehmen. Sollten Sie Fragen oder Anliegen haben, stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.
      Unsere Plattform lebt von einer Vielzahl unterschiedlicher Stimmen und Meinungen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Meinungsvielfalt dazu beitragen kann, das gegenseitige Verständnis zu verbessern und zu einer produktiveren Debatte beizutragen. Liebe Grüsse, SRF News
  • Kommentar von Francis Waeber  (der sich 'nen Wolf lacht)
    Irgendwie erinnert der Inhalt dieses Berichts an die Geschichte des Chemikers, der angeblich eine Pille gegen Dummheit erfunden haben soll; aber innert kürzester Zeit Konkurs anmelden musste weil keiner eingesehen hat dass er die Pille einnehmen sollte....;-))
    1. Antwort von Dietmar Logoz  (Universalamateur)
      Oder an die Konstruktion eines Perpetuum Mobile: Man verbrennt eine Quantität Öl um das dabei entstehende CO2 wieder zu verflüssigen (abgekürzt dargestellter Prozess ohne Berücksichtigung von Wirkungsgraden und Rohstoffverbrauch et.), und hat danach immer noch Energie aus dieser Quantität Öl übrig.
    2. Antwort von Francis Waeber  (der sich 'nen Wolf lacht)
      Erschrecken Sie nicht Herr Logoz, aber durch die Erwähnung des entstehenden "Energieüberschusses", liefern Sie meinen "Pillenverweigerern" ein blitzsauberes "PRO-Argument"....;-))))
    3. Antwort von Beat Reuteler  (br)
      Hr. Logoz: Mit der Erwähnung des perpetuum Mobiles in diesem Zusammenhang lassen Sie mich vermuten, dass Sie den Prozess zu wenig studiert haben. Zur Verflüssigung von Kohlensäure benötigt man zwar Energie (Kälte, Druck), aber es geht nicht darum, wieder einen Kohlenwasserstoff, wie z.B. Dieselöl, zu erzeugen, sondern es geht bloss darum das Volumen zu reduzieren um es transportfähig zu machen. Es ist tatsächlich viel Energie übrig, aber das hat trotzdem nichts mit perpetuum Mobile zu tun.
    4. Antwort von Dietmar Logoz  (Universalamateur)
      Stimmt, Perpetuum Mobile wäre es, wenn das Verflüssigungsprodukt wiederum verbrannt werden könnte.

      Dass danach Energie übrigbleibt bedeutet aber, dass auch dann noch der Biosphäre Energie zugeführt wird, die zuvor in der Erdkruste gelagert war.