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CO2-Abgabe für Landwirtschaft Die dänischen Bauern sollen zu Klimapionieren werden

Weniger Fleisch und eine insgesamt nachhaltigere Landwirtschaft: Dänemark hat grosse Ambitionen in der Klimapolitik.

Dänemark will zügig vorwärtsmachen in Sachen Klimaschutz: Die neue dänische Regierung möchte als eines der ersten Länder der Welt eine CO₂-Abgabe in der Landwirtschaft einführen. Das Ziel ist, weniger tierische Produkte wie etwa Fleisch zu produzieren.

«Wir sind jetzt ambitiöser, als wir es je zuvor gewesen sind», kündigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen an. Bereits bis 2045 und somit fünf Jahre früher als geplant wolle man klimaneutral werden, die CO₂-Emissionen wolle man bis 2050 um 110 Prozent verringern im Vergleich zu 1990.

Die Klimasorge hat in Dänemark in den letzten Jahren massiv zu genommen.
Autor: Bruno Kaufmann Nordeuropa-Korrespondent von SRF

Die Landwirtschaft ist in Dänemark für rund einen Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt allerdings nur ein Prozent. Nun will die dänische Regierung Bäuerinnen und Bauern zu einer Abgabe von etwa 150 Franken pro Tonne CO₂ verpflichten. «Dieser sehr spürbare Betrag soll bewirken, dass die Landwirtschaft umstellt», sagt SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. «Sie soll nachhaltiger werden und mehr pflanzliche Produkte herstellen.»

Tierische Produkte sollen künftig auch deutlich teurer werden. Die dänische Bevölkerung trage diese klimafreundlichere Landwirtschaftspolitik aber klar mit, erklärt Kaufmann. «Die Klimasorge hat in Dänemark in den letzten Jahren massiv zu genommen.» Denn das Land ist wortwörtlich nah am Wasser gebaut. So nah, dass die möglichen Auswirkungen der Klimaerwärmung eine direkte Bedrohung darstellen. Steigt etwa der Meeresspiegel, bekommen das die Küstenbewohnerinnen und -bewohner direkt zu spüren.

Windrad, davor Felder.
Legende: Agrarland, so weit das Auge reicht: Rund drei Viertel der Fläche Dänemarks werden landwirtschaftlich genutzt. Weidende Kühe, Schafsherden und Schweinefarmen prägen das Landschaftsbild. Reuters/Bob Strong

Der Klimawandel hat denn auch die Migration als grösste Sorge der Däninnen und Dänen abgelöst. Dazu gilt die Landwirtschaft im skandinavischen Land im europäischen Vergleich als relativ schmutzig, so der SRF-Korrespondent. «Das passt nicht gut mit dem dänischen Selbstbild zusammen. Man möchte ökologisch und klimapolitisch vorbildlich sein.»

Geteiltes Echo bei den Bauern

Die Direktbetroffenen – die Bäuerinnen und Bauern – reagieren teils skeptisch auf die Regierungspläne. «Sie fürchten, dass die CO₂-Abgabe ihr Ziel verfehlt und sie ihren Job verlieren», sagt Kaufmann. Das Geld soll allerdings auch wieder in die Landwirtschaft zurückfliessen: Die Abgabe soll helfen, die Umstellung auf eine nachhaltigere Produktion voranzutreiben – auch mit Investitionen in die Forschung.

Kanal in Kopenhagen mit Schiffen und Häuserfassaden.
Legende: Ganz unberechtigt seien die Ängste der Bauern nicht, sagt Kaufmann: Denn mit ambitiösen Klimaplänen, die am Ende scheiterten, hat Dänemark Erfahrung. So sollte die Hauptstadt Kopenhagen bis 2025 zur ersten klimaneutralen Stadt der Welt werden. In diesem Frühjahr räumte die Politik ein, dass dies nicht möglich sein wird. Keystone/Georgios Kefalas

Es gibt allerdings auch Stimmen aus der Landwirtschaft, die die CO₂-Abgabe aus ökologischen Gründen unterstützen. Das positive Echo kommt dabei nicht nur von kleineren Bio-Betrieben. So möchte nun auch der grösste Bauernverband mit der Regierung zusammen Lösungen erarbeiten und hat seine Fundamentalopposition gegen die Abgabe aufgegeben.

Hochfliegende Klimapläne

Klimapolitisch sieht Kaufmann Dänemark insgesamt auf gutem Weg. Das Land investiert schon seit Jahrzehnten erfolgreich in Windenergie und gehört weltweit zu den Marktführern. Nun möchte man auch Lösungen für die Landwirtschaft entwickeln.

Die neue Regierung habe eine Mehrheit im Parlament und habe die Pläne für eine CO₂-Abgabe in der Landwirtschaft solide verhandelt, schliesst Kaufmann. «Sie macht jetzt wichtige Schritte für das eigene Land – aber auch für die ganze Welt.»

SRF 4 News, 20.12.2022, 6:15 Uhr ; 

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