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Kampf gegen Eisschmelze So wollen Forscher die Gletscher retten

Die Gletscher schmelzen drastisch – nicht nur in der Schweiz. Forscher suchen nach Massnahmen, um die Eisschmelze hinauszuzögern.

Wie lässt sich die Gletscherschmelze aufhalten – oder zumindest verlangsamen? Nebst gesellschaftlichen und politischen Massnahmen, die Klimaerwärmung und den CO2-Ausstoss zu verringern, versucht auch die Forschung, das Eis zu bewahren – teils mit sonderlich anmutenden Einfällen.

Künstliche Gletscher züchten: Glaziologe Felix Keller züchtet im Engadin künstliche Gletscher, so genannte Eis-Stupas . Mit der Idee wird in Pontresina experimentiert, ursprünglich stammt sie aus dem indischen Ladakh. Schmelzwasser soll im Sommer gesammelt und im Winter mittels neuem Verfahren ohne Einsatz von externer elektrischer Energie wieder zu Schnee umgewandelt werden. Mit den grossen, sich talwärts bewegenden Eismassen haben die Eis-Stupas wenig gemein. Die künstlichen Eis-Türme sollen als jahreszeitliche Wasserspeicher in der Landwirtschaft von Hochgebirgswüsten dienen. Die künstlichen Gletscher sind jedoch von der Grössenordnung mit den natürlichen nicht vergleichbar.

Beschneien lassen: Zu den visionären Einfällen Felix Kellers gehört auch, die Gletscher künstlich beschneien zu lassen. Viele Experten halten dies für nicht umsetzbar. Technisch gesehen würde die neue Schneedecke das Eis schützen und die Sonnenstrahlung reflektieren. Probleme stellen sich aber durch die Grösse der Gletscher und wegen des Energieaufwands, um eine solche Eisfläche beschneien zu lassen.

Morteratschgletscher

Russpartikel eindämmen: Russpartikel und Feinstaub färben das Eis dunkler und lassen es schneller schmelzen. Denn das Rückstrahlvermögen, Albedo genannt, ist ausschlaggebend für die Gletscherschmelze. Je dunkler die Oberfläche der Gletscher, desto weniger können Sonnenstrahlen zurückgeworfen werden. Das Eis erwärmt sich stärker, es schmilzt. Russpartikel, die aus der Verbrennung durch Diesel und fossile Brennstoffe wie Öl, Kohle und Holz entstehen, lagern sich auf der Oberfläche ab, ebenso durch Waldbrände. Diese Faktoren einzudämmen, so sind sich Forscher sicher, hilft den Gletschern.

Wanderer auf dem Rhonegletscher.
Legende: Wanderer besuchen den mit Tüchern bedeckten Rhonegletscher in der Nähe des Furkapasses. Keystone

Mit Vlies abdecken: Am Rhonegletscher wird die Eisgrotte schon seit Jahren mit weissen Vliesdecken bedeckt. Die Betreiberfamilie Carlen versucht mit den Polyester-Decken, das Eis vor dem Sonnenlicht zu schützen. Doch die Massnahme ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein: Jährlich werden mehr Decken gebraucht, und mittlerweile überspannen sie bereits ein Gebiet so gross wie mehrere Fussballfelder.

Gletscherschmelze am Rhonegletscher von

Rohnegletscher

Gletscher in Plastikfolie hüllen: In Skigebieten werden wichtige Passagen mit Folien abgedeckt, um das Abschmelzen zu verhindern. Der erste Gletscher in der Schweiz, der Gurschengletscher, wurde schon 2005 so eingewickelt. Die High-Tech-Folien für die Gletscher sind aber umstritten: auch sie gelten als reine Symptombekämpfung und sind kurzfristige Massnahmen.

Mauerbau unter Antarktis: Schmelzende Gletscher sind ein globales Problem. Um das Schelfeis zu schützen, könnten laut einer Studie aus 2018 Mauern im Meer helfen. John Moore vom College of Global Change and Earth System Science in Peking findet selber, die Idee klinge erstmals verrückt. Aber durch die Mauern könnten warme Meeresströme verhindert werden, die unter das schwimmende Schelfeis gelangen und das Eis zum Schmelzen bringen.

Triftgletscher

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