Darum geht es: In Südafrika wird die Fahrt in einem der beliebten Sammeltaxis immer gefährlicher – vor allem wegen der Konkurrenz zwischen traditionellen Anbietern und neuen Fahrdienstleistern wie Uber und Bolt. Der Kampf wird so erbittert geführt, dass schon Dutzende Menschen getötet wurden. Mitte August etwa wurde in Soweto ein junger Uber-Fahrer in seinem Auto erschossen und angezündet. In diesem Jahr kamen allein in Gauteng, der wirtschaftsstärksten Provinz des Landes, bereits fast 60 Menschen ums Leben. Hinter den Attacken wird die Sammeltaxi-Branche vermutet.
Die Sammeltaxis sind quasi das Rückgrat des Alltagsverkehrs in Südafrika.
Der Hintergrund: Seit Jahrzehnten liefern sich Minibus-Taxis privater Anbieter und inzwischen auch digitaler Fahrdienste einen erbitterten Konkurrenzkampf. Es geht um Macht und sehr viel Geld. Dabei sind die Sammeltaxis für Südafrika unverzichtbar: Mehr als 15 Millionen Berufspendlerinnen und -pendler nutzen eines der schätzungsweise 250'000 Sammeltaxis für ihre tägliche Fahrt zur Arbeit, zum Einkauf, zum Arzt. Der Jahresumsatz der Branche liegt bei schätzungsweise fünf Milliarden Franken.
Wichtige Minibusse: «Die Sammeltaxis sind extrem wichtig für Südafrika – sie sind quasi das Rückgrat des Alltagsverkehrs im Land», sagt Stephan Ueberbach. Er ist ARD-Korrespondent in Südafrika und hat zum Thema recherchiert. In den Minibussen haben in der Regel 16 Passagiere Platz. Sie sind in Südafrika flächendeckend unterwegs: in den Townships, aber auch in ländlichen Gebieten. Die Sammeltaxis ersetzen an vielen Orten den oft kaum existenten öffentlichen Nahverkehr.
Viele Gewalttaten: Neben dem erbittert und zuweilen blutig geführten Konkurrenzkampf zwischen traditionellen und neuen Anbietern wird auch innerhalb der traditionellen Sammeltaxi-Branche um jede lukrative Strecke gekämpft. «Es gibt Brandanschläge auf Reisebusse, Schiessereien, Erpressungen, Lösegeldforderungen», sagt ARD-Korrespondent Ueberbach. «Es ist eine regelrechte landesweite Gewaltwelle mit vielen Toten und Verletzten.» Grund für die ausufernde Gewalt: Geld.
Das tut die Politik: Seit Jahren versucht die südafrikanische Regierung, der Gewalt im Taxi-Dschungel entgegenzuwirken. Doch oftmals verhindere Korruption griffige Massnahmen, sagt der ARD-Korrespondent. Ausserdem sei die Taxibranche politisch gut vernetzt, denn wegen der Abhängigkeit von Millionen Südafrikanerinnen und Südafrikanern von den Taxidiensten verfüge sie über viel Macht: «Mit einem Minibus-Streik können ganze Regionen sehr rasch komplett lahmgelegt werden – und das kommt auch immer wieder vor», so Ueberbach.