Darum geht es: Kanadas Regierung will das Waffengesetz verschärfen und Personen, die eine Waffe kaufen, genauer überprüfen und registrieren. Das Vorhaben war das wichtigste Wahlversprechen im Wahlkampf 2015 von Premierminister Justin Trudeau. Doch erst jetzt, drei Jahre nach der Wahl, legt Trudeau einen Gesetzesentwurf vor.
Es gibt Widerstand: «Die Regierung hat unterschätzt, wie hitzig das Thema Waffen auch in Kanada diskutiert wird», sagt ARD-Korrespondent Kai Clement. Widerstand kommt vor allem von der Waffenlobby im Land. Sie spricht davon, dass nur fünf Jahre nach Abschaffung des Waffenregisters ein solches quasi über die Hintertür wieder eingeführt werde. Zudem würden so bloss jene noch stärker kontrolliert, die bei der Beantragung eines Waffenscheins sowieso schon durchleuchtet worden seien.
Rückhalt für Waffen in der Bevölkerung: Vor allem in den ländlichen Gebieten Kanadas gehört der Besitz von Waffen – etwa für die Jagd – quasi zur Grundausstattung. Man denke nur an die abgelegenen Gebiete, wo Schusswaffen auch zum Schutz vor gefährlichen Tieren mitunter überlebenswichtig sind. Entsprechend kommt die Kritik an dem Gesetzesvorhaben von Bewohnern aus ländlichen Gebieten sowie aus konservativen Kreisen.
Mehr Morde mit Waffen: Zwar nimmt in Kanada die Kriminalität insgesamt seit Jahren ab. Trotzdem werden immer mehr Verbrechen mit Schusswaffen verübt. So registrierte die kanadische Polizei im Jahr 2016 rund 2500 Verbrechen mit Schusswaffen – 30 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Eine schlüssige Erklärung dafür gibt es nicht. Vermutet wird aber, dass viele Waffen illegal über die Grenze aus den USA geschmuggelt werden. Dort sind die Waffengesetze bekanntlich viel lascher.
Grenze zu den USA kontrollieren: Die liberale Regierung von Trudeau hat angekündigt, die Grenze zu den USA besser schützen zu wollen. Dafür beantragt sie 200 Millionen Dollar. So sollen illegale Waffenimporte aus dem südlichen Nachbarland möglichst verhindert werden. Tatsache ist, dass in den USA ein Mehrfaches an Waffen in Umlauf ist: Während in Kanada durchschnittlich jede dritte Person über eine Schusswaffe verfügt, besitzt in den USA im Schnitt jeder Einwohner eine.
Weit entfernt von Verhältnissen wie in den USA: Auch in Kanada grassiert in Grossstädten wie Toronto die Bandengewalt mit entsprechendem Einsatz von Schusswaffen. Trotzdem sei die Lage in Kanada verglichen mit den USA «paradiesisch», sagt ARD-Mann Clement. So liege die Mordrate in Toronto bei zwei Mordopfern pro 100'000 Einwohner und Jahr. In Chicago dagegen sei sie neunmal so hoch.