- Kein dauerhafter Waffenstillstand: Afghanistan und Pakistan haben ihre Gespräche in Istanbul abgebrochen.
- Seit Langem kommt es an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan zu Spannungen.
- In den letzten Wochen sind bei Gefechten Dutzende Menschen gestorben.
- Aktuell gilt eine Waffenruhe. Wie es jetzt weitergeht, ist jedoch offen.
Die Nachricht kam zuerst vom pakistanischen Informationsminister: Die Gespräche sind gescheitert. Eigentlich wollten Pakistan und Afghanistan bei ihrem Dialogtreffen in Istanbul über einen Waffenstillstand verhandeln – einen dauerhaften, nachdem es in den letzten Wochen immer wieder zu tödlichen Kämpfen gekommen war. Sogar während der Waffenruhe, die während des Treffens in Istanbul verhängt worden war.
Woran sind die Gespräche in Istanbul nun gescheitert? Zumindest für Pakistan scheint die Sache klar: Die afghanische Seite habe keine Verantwortung übernommen und immer wieder vom Thema abgelenkt, schreibt der Informationsminister Attaullah Tarar auf X. Afghanistan hat sich bislang nicht geäussert.
Der Dialog ist aufgekündigt, die Zeichen stehen auf Eskalation. Und schon jetzt waren die Kämpfe diesen Monat die heftigsten seit der Machtübernahme der Taliban 2021. Das ist bemerkenswert, weil die afghanischen Taliban und Pakistan lange als Verbündete galten. Manche Beobachter sagen sogar: Ohne pakistanische Hilfe wären die Taliban in Afghanistan nie erneut an die Macht gekommen.
Doch aus den ehemaligen Partnern sind Feinde geworden. Pakistan wirft den Taliban vor, pakistanische Extremisten zu unterstützen. Genauer gesagt geht es um die pakistanische Talibanbewegung TTP, die in Pakistan immer wieder Terroranschläge verübt. Laut Analystinnen steht diese islamistische Bewegung den afghanischen Taliban ideologisch nahe.
Hinzu kommt: Zuletzt hat Indien - Pakistans Erzfeind - seine Beziehungen zu den Taliban normalisiert. Konkret könnte das sogar die aktuellen Kämpfe ausgelöst haben: Zu Beginn der Krise war der afghanische Aussenminister zu Besuch in Neu-Delhi, es war die erste Reise eines Taliban-Vertreters nach Indien. Der pakistanischen Regierung ist diese Annäherung ein Dorn im Auge. Sie fürchtet, dass Indien in Afghanistan an Einfluss gewinnt - und so Pakistan irgendwann auch von Westen her unter Druck setzen könnte.
Wie es nach dem geplatzten Treffen in Istanbul weitergeht, ist offen. Aber schon während der Verhandlungen drohte der pakistanische Verteidigungsminister: Sollte der Dialog scheitern, würde das einen «offenen Krieg» bedeuten.