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Kein Waffenstillstand Dialog zwischen Pakistan und Afghanistan ist gescheitert

  • Kein dauerhafter Waffenstillstand: Afghanistan und Pakistan haben ihre Gespräche in Istanbul abgebrochen.
  • Seit Langem kommt es an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan zu Spannungen.
  • In den letzten Wochen sind bei Gefechten Dutzende Menschen gestorben.
  • Aktuell gilt eine Waffenruhe. Wie es jetzt weitergeht, ist jedoch offen.

Die Nachricht kam zuerst vom pakistanischen Informationsminister: Die Gespräche sind gescheitert. Eigentlich wollten Pakistan und Afghanistan bei ihrem Dialogtreffen in Istanbul über einen Waffenstillstand verhandeln – einen dauerhaften, nachdem es in den letzten Wochen immer wieder zu tödlichen Kämpfen gekommen war. Sogar während der Waffenruhe, die während des Treffens in Istanbul verhängt worden war.

Neue Kämpfe an der Grenze: Die Entwicklungen der letzten Wochen

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  • Seit dem 9. Oktober kommt es im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan immer wieder zu Gefechten.
  • Es sind die schwersten Kämpfe seit der Machtübernahme der Taliban 2021.
  • Zwei Mal haben sich Pakistan und Afghanistan auf eine Feuerpause geeinigt, zuletzt vor zehn Tagen.
  • Trotz der Waffenruhe kam es auch vor wenigen Tagen zu tödlichen Zusammenstössen.

Woran sind die Gespräche in Istanbul nun gescheitert? Zumindest für Pakistan scheint die Sache klar: Die afghanische Seite habe keine Verantwortung übernommen und immer wieder vom Thema abgelenkt, schreibt der Informationsminister Attaullah Tarar auf X. Afghanistan hat sich bislang nicht geäussert.

Der Dialog ist aufgekündigt, die Zeichen stehen auf Eskalation. Und schon jetzt waren die Kämpfe diesen Monat die heftigsten seit der Machtübernahme der Taliban 2021. Das ist bemerkenswert, weil die afghanischen Taliban und Pakistan lange als Verbündete galten. Manche Beobachter sagen sogar: Ohne pakistanische Hilfe wären die Taliban in Afghanistan nie erneut an die Macht gekommen.

Vermummter Kämpfer mit einem Sturmgewehr in Militärkleidung.
Legende: Eine Taliban-Kämpfer an der afghanisch-pakistanischen Grenze. Die Grenze ist aktuell nur für Geflüchtete geöffnet. Keystone / Qudratullah Razwan

Doch aus den ehemaligen Partnern sind Feinde geworden. Pakistan wirft den Taliban vor, pakistanische Extremisten zu unterstützen. Genauer gesagt geht es um die pakistanische Talibanbewegung TTP, die in Pakistan immer wieder Terroranschläge verübt. Laut Analystinnen steht diese islamistische Bewegung den afghanischen Taliban ideologisch nahe.

Die historischen Wurzeln des Konflikts

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Karte, die die Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan zeigt
Legende: SRF

Auslöser der jüngsten Gefechte sind die politischen Entwicklungen der letzten Monate - der Terrorismus in Pakistan und die Annäherung zwischen den Taliban und Indien. Die Wurzeln des Konflikts sind aber bedeutend älter. Er hat mit der Kolonialgeschichte der Region zu tun. Seit 1893 teilen sich Pakistan und Afghanistan eine 2400 Kilometer lange Grenze, die damals zwischen Britisch-Indien und dem Emirat Afghanistan gezogen wurde: die sogenannte «Durand-Linie». Die Grenze läuft mitten durch das Gebiet einer ethnischen Gruppe, der Paschtunen. Durch die neue Grenze wurden zahlreiche Familien und hunderte Dörfer entzweit. Der genaue Verlauf der Durand-Linie ist umstritten.

Hinzu kommt: Zuletzt hat Indien - Pakistans Erzfeind - seine Beziehungen zu den Taliban normalisiert. Konkret könnte das sogar die aktuellen Kämpfe ausgelöst haben: Zu Beginn der Krise war der afghanische Aussenminister zu Besuch in Neu-Delhi, es war die erste Reise eines Taliban-Vertreters nach Indien. Der pakistanischen Regierung ist diese Annäherung ein Dorn im Auge. Sie fürchtet, dass Indien in Afghanistan an Einfluss gewinnt - und so Pakistan irgendwann auch von Westen her unter Druck setzen könnte.

Lastwagen an der Grenze. Daneben laufen einige Personen.
Legende: Afghanische Flüchtlinge kehren über die Grenze nach Afghanistan zurück. Pakistan schiebt seit einiger Zeit systematisch Afghaninnen und Afghanen ab, die teils seit Jahrzehnten im Land leben – offiziell wegen Sicherheitsbedenken Keystone / QUDRATULLAH RAZWAN

Wie es nach dem geplatzten Treffen in Istanbul weitergeht, ist offen. Aber schon während der Verhandlungen drohte der pakistanische Verteidigungsminister: Sollte der Dialog scheitern, würde das einen «offenen Krieg» bedeuten.

SRF 4 News, 29.10.2025, 4:00 Uhr ; 

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