- Der amerikanische WC-Papier-Riese Kimberly-Clark will das bekannte Schweizer WC-Papier der Marke Hakle künftig nicht mehr in der Schweiz produzieren lassen.
- Das Hakle-Werk im bernischen Niederbipp wird verkauft, die Verhandlungen laufen.
- Die Produktion werde von Niederbipp nach Romagnano in Norditalien verlagert.
Im Werk in Niederbipp macht die Hakle-Produktion etwa 25 Prozent aus, die Anlagen werden zu 75 Prozent für Eigenmarken von anderen Händlern gebraucht, sagt Hugo ter Braak, Länderchef Schweiz und Österreich bei Kimberley-Clark, auf Anfrage von Radio SRF. Die Hakle-Produktion soll nun also nach Norditalien verlegt werden.
Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden weiterhin eine Stelle haben.
Das Werk soll verkauft werden: Man sei in Verhandlungen mit einem potenziellen Käufer aus der gleichen Branche, sagt Hugo ter Braak. «Dieser Käufer sieht Möglichkeiten, das Werk weiterzuführen, dank Synergien, die daraus entstehen.» Beide Seiten seien überzeugt, dass der Verkauf zustande kommen werde, meint der Länderchef.
Will Kimberley-Clark das Werk also an die Konkurrenz verkaufen? Ja, das sei so, sagt Hugo ter Braak. «Uns ist es wichtig, dass das Werk weitergeführt wird, damit unsere Mitarbeitenden weiterhin eine Stelle haben.»
Derzeit arbeiten am Standort in Niederbipp 265 Mitarbeitende. Sollte der Verkauf doch nicht zustande kommen, würde Kimberley-Clark das Werk schliessen.
Die Mitarbeitenden von Kimberly-Clark verfügten zwar über einen Generalarbeitsvertrag, der im Falle von Entlassungen einen Sozialplan vorsehe. Dennoch macht sich ein Gewerkschafter Sorgen um die Angestellten des Hakle-Werks. «Es ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um eine Firma zu verkaufen», sagte Beat Krügel, Präsident der Gewerkschaft der Schweizer Papierindustrie gegenüber SRF.
Es ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um eine Firma zu verkaufen
Für die Angestellten hoffe er darauf, dass ein Käufer gefunden werde. Am Ende hänge es aber vom Verkaufspreis ab, den Kimberly-Clark erzielen wolle. «Der Arbeitsmarkt ist sehr dünn, es gibt nicht mehr viele Produktionsstätten in der Schweiz. Fachleute im papiertechnologischen Bereich haben noch die Chance, in der Schweiz eine Stelle zu finden. Aber für Angelernte würde es schwierig», sagt Beat Krügel.
Durch Coronakrise teils doppelte Menge WC-Papier hergestellt
Der Gewerkschafts-Präsident nennt vor allem die Produktionspreise in der Schweiz als möglichen Grund, warum sich Kimberly-Clark aus der Schweiz zurückziehen dürfte: «Preisliche Produktionsstätten sind in der Schweiz teurer, als wenn man die Produkte beispielsweise in Italien produziert.
Mit einem schlechten Geschäft dürfte der Verkauf hingegen weniger zu tun haben: Wegen der erhöhten Nachfrage nach WC-Papier während der Coronakrise produzierte das Werk in Niederbipp teilweise doppelt so viele Rollen wie sonst, wie der Länderchef Österreich und Schweiz von Kimberly-Clark, Hugo ter Braak, im April gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» gesagt hatte.
Im dritten Quartal 2020 steigerte der US-Konzern, der in 34 Ländern tätig ist, seinen Nettoumsatz im Vorjahresvergleich um 1 Prozent auf 4,7 Milliarden Dollar. Aus diesem Grund hob Kimberly-Clark den Ausblick für das Jahreswachstum auf 5 Prozent von 4 bis 5 Prozent an.
Kimberly-Clark beschäftigt weltweit 40'000 Mitarbeitende und setzte vergangenes Jahr 18,5 Milliarden US-Dollar um. Zu den Produkten des Konzerns gehören nebst WC-Papier beispielsweise auch Feuchttücher, Windeln, Hygienebinden und Handtücher aus Papier, darunter etwa die Windelmarke Huggies, die Feuchttüchermarke Cottonelle oder die Papiertüchermarke Kleenex.