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Klimakonferenz in Dubai Kapern Wirtschaftsvertreter die Bemühungen ums Klima?

Unter den 100'000 Teilnehmern vertreten viele die Wirtschaft. Das ist nicht unbedingt gut für Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel.

Fast 100'000 Frauen und Männer aus fast 200 Ländern sind an die COP28 nach Dubai gereist – vom Advisor (Berater) bis zur Youth Speaker (Jugendsprecherin). Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, doch es ist offensichtlich, dass so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie noch nie aus der Privatwirtschaft stammen.

In Dubai treffen sich die unterschiedlichsten Unternehmen, die irgendwie mit Klima-, aber immer mehr auch breiter mit Umweltschutz zu tun haben. Auch die Schweizer Finanzbranche ist prominent vertreten.

Fossile Energielobby kämpft gegen griffiges Abkommen

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Noch nie hat die Menschheit so viel CO₂ ausgestossen wie im laufenden Jahr – dem wärmsten seit Beginn der Klima-Aufzeichnungen . Dies zeigt eine neue wissenschaftliche Untersuchung. Dabei müsste es genau in die andere Richtung gehen. Wenn der Verbrauch von fossilen Energien bis 2030 nicht um ein Drittel schrumpft, sagt die Internationale Energieagentur IEA, lässt sich das 1.5-Grad-Ziel nicht mehr erreichen.

Inzwischen zeigt sich an der COP28 in Dubai, dass der Zug für die 1.5 Grad wohl abgefahren ist. Und trotzdem wehrt sich die Erdöl- und Erdgaslobby an der Konferenz weiterhin dagegen, dass der Ausstieg aus den fossilen Energien vertraglich besiegelt wird, wie der Bericht von Wissenschaftsredaktor Christian von Burg zeigt.

Die Klimakonferenz habe den Charakter eines zweiten Weltwirtschaftsforums, eines WEFs, angenommen, meint zum Beispiel die Schweizer Staatssekretärin für Internationale Finanzfragen, Daniela Stoffel.

Wirtschaft muss mit an Bord sein

Man stehe vor der Entscheidung, ob man den Klima- und Umweltschutz auch ökonomisch einschätzen wolle, sagt Stoffel. Schliesslich müssten am Ende Massnahmen ergriffen werden, um «eine Art von Natur erhalten zu können, die aus ökonomischer Sicht nötig ist – und die uns eine gemeinsame Zukunft auf dem Planeten sichert».

Entsprechend sind Finanzprodukte, die Gewinn abwerfen, wenn die Umwelt geschützt wird, in der Branche zum grossen Thema geworden. Sie werden in Dubai verhandelt, diskutiert und verkauft.

Symbolbild: Aktivisten ziehen mit einer grossen Spritze die Luft aus einer aufgeblasenen Erdkugel.
Legende: Der CO2-Ausstoss der Menschheit war noch nie so hoch wie im laufenden Jahr, gleichzeitig wurde weltweit noch nie eine so hohe Jahres-Durchschnittstemperatur gemessen. Drastische Massnahmen zur raschen Reduktion des Klimagas-Ausstosses wären dringend nötig. Keystone/Peter Dejong

Neben der Vertreterin des Schweizer Finanzplatzes sucht auch der Projektmanager aus Kenia für sein Aufforstungsprojekt Geldgeber. Jonathan Muriuku von Restore Africa ist zuversichtlich, dass er sie hier findet. «Es gab viel Interesse an unserem Projekt an einem Forum mit Investoren gestern», sagt er.

Öllobby will Verhandlungen verzögern

Viele der Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter sind an der COP28 also gar nicht direkt an den Klimaverhandlungen der UNO beteiligt. Trotzdem sind sie nach Dubai geflogen.

Die Vertreter der fossilen Energielobby haben keinen ambitionierten Klimaschutz zum Ziel, sondern eine Verzögerung der Verhandlungen.
Autor: Stefan Salzmann Beobachter an der Klimakonferenz des Hilfswerks Fastenaktion

Bringt das den Klimaschutz voran? Ja und Nein, meint Stefan Salzmann. Er ist zuständig für Energie- und Klimapolitik beim Hilfswerk Fastenaktion und in Dubai als Beobachter.

Aserbaidschan möglicher Gastgeber der nächsten COP28

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Im Streit über den Vorsitz der nächsten Weltklimakonferenz 2024 zeichnet sich Aserbaidschan als führender Kandidat ab. Nachdem die Regierung in Baku am späten Donnerstagabend eine Übereinkunft mit dem Rivalen Armenien bekannt gegeben hatte, zog am Freitag Bulgarien die eigene Bewerbung zurück.

Der Sprecher des Aussenministeriums von Aserbaidschan, Aichan Hadschisada, sagte während des laufenden Klimagipfels COP28 in Dubai, die meisten osteuropäischen Staaten stünden hinter seinem Land. «Auch Russland unterstützt unsere Bewerbung.» Aus Diplomatenkreisen erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters, dass die osteuropäischen Staaten wohl Baku mittragen würden.

Üblicherweise steht der Gastgeber des kommenden Treffens schon lange vorher fest. Dass am Freitag nach wie vor offen war, welches Land von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Ausrichtung der Weltklimakonferenz übernehmen soll, ist ungewöhnlich. Gemäss der von den Vereinten Nationen vorgegebenen Rotation unter den Weltregionen ist für COP29 ein osteuropäisches Land an der Reihe. Der Gastgeber benötigt entsprechend die Unterstützung aller Länder in der osteuropäischen Regionalgruppe. Russland hat sich angesichts des Streits über den Ukraine-Krieg entschlossen gezeigt, jeden EU-Bewerber zu blockieren und damit auch Bulgarien. Die Regierung in Sofia begrüsste am Freitag den «konstruktiven Ansatz» von Aserbaidschan und Armenien.

«Wenn die wirtschaftlichen Interessen den Zielen des Pariser Klimaabkommens entgegenlaufen, ist es kritisch für den Klimaschutz», sagt er. Insbesondere stellt Salzmann fest, dass die Lobby der fossilen Energien stark vertreten sei in Dubai. «Sie haben keinen ambitionierten Klimaschutz zum Ziel, sondern eine Verzögerung der Verhandlungen. Das ist nicht gut.»

Wichtige Promotoren für erneuerbare Energien

Andererseits sei es gut, dass sich viele Unternehmen zum Beispiel im Ausbau der erneuerbaren Energien engagieren wollten. Sie machten an der COP28 Druck, dass die Staaten ein klares Bekenntnis zu mehr Klimaschutz abgeben. Dabei dürfe die lokale Bevölkerung allerdings nicht vergessen werden, betont der Hilfswerksvertreter.

Klar scheint: Die reine Präsenz so vieler Vertreterinnen und Vertreter der Privatwirtschaft zeigt, dass Klimapolitik unterdessen alle Bereiche der Gesellschaft und auch der Wirtschaft betrifft und interessiert. Das war noch vor wenigen Jahren ganz anders.

Rendez-vous, 6.12.2023, 12:30 Uhr

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