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Klimakrise in Ozeanien Pazifikstaaten fordern neue Gangart in der Klimapolitik

Der steigende Meeresspiegel zerstöre Inselstaaten und vertreibe die Menschen, beklagen Ex-Regierungschefs.

Die Inseln von Kiribati mögen für europäische Augen das Klischeebild eines Südseeparadieses sein. Doch wenn die Stürme kommen – und sie kommen immer häufiger –, dann verwandelt sich das Paradies in eine Hölle. Schon niedrige Wellen überspülen die aus Korallenschotter bestehenden Inseln, die kaum mehr als ein paar Meter hoch sind.

Der Grund: Der steigende Meeresspiegel. Eine Folge des von Menschen verursachten Klimawandels. Das Wasser drängt in die Häuser ein. Salz vergiftet die Palmen, macht das Süsswasser untrinkbar. Und manchmal erheben sich sogar die Toten aus ihren Gräbern; der steigende Wasserspiegel drückt sie nach oben.

Wasser dominiere den Alltag im Südpazifik, sagt Tommy Remengesau, ehemaliger Präsident von Palau, während einer Veranstaltung in Australien. Das Meer bestimme die Kultur, die Traditionen, das Leben, die Wirtschaft und die Zukunft der Region.

Er ist Mitglied einer Gruppe ehemaliger pazifischer Spitzenpolitiker, die sich gegen die ihrer Ansicht nach fahrlässige Haltung der Industriestaaten bei der Bekämpfung der Klimaveränderung wehren. Die Pacific Elders, die Ältesten des Pazifiks, erinnern im Vorfeld der Klimakonferenz im November daran, dass globale Erwärmung in ihrem Teil der Welt längst keine Theorie mehr sei, sondern Alltagsrealität. Die Folgen seien dramatisch.

Tommy Remengesau spricht in Canberra.
Legende: «Wasser dominiert den Alltag im Südpazifik», sagt Tommy Remengesau, Mitglied der Pacific Elders. imago images/Mick Tsikas

Die Übersäuerung des Meerwassers durch den Anstieg des Klimagases CO₂, die Ausbleichung und Zerstörung der Korallen als Folge höherer Wassertemperaturen, eine dramatische Zunahme der Zahl und Intensität von Stürmen und Zyklonen und der Anstieg des Meeresspiegels, das alles führt zum Verlust der Lebensqualität für die Menschen und zur Flucht aus dem Gebiet.

Die Ältesten erinnern daran, dass nicht die kleinen Länder mitten im Pazifik für die globale Erwärmung verantwortlich seien, sondern die Industriestaaten. Sie kritisieren, dass die meisten dieser reichen Länder inzwischen zwar von apokalyptischen Folgen eskalierender Temperaturen sprechen, in Tat und Wahrheit aber noch immer zu wenig dagegen unternähmen.

So setze Australien, der unmittelbare Nachbar im Pazifik, weiter auf die Verbrennung und vor allem auf den lukrativen Export von klimaschädlicher Kohle und Erdgas. Der Ex-Präsident von Kiribati Anote Tong verurteilt die Regierung in Canberra, weil sie behauptet, nicht das Land selbst sei für die so verursachten Klimaemissionen verantwortlich, sondern die Abnehmerstaaten, welche seine Kohle kauften und verbrennen.

Doppelmoral in Australien

Australien verdiene jedes Jahr Dutzende von Milliarden Dollar mit dem Export klimazerstörerischer Kohle, sagt Tong. Man könne sich nicht der Verantwortung entziehen, wenn man daraus derartige Vorteile ziehe, sagt der Ex-Politiker.

Vor der nächsten Konferenz fordert er eine neue Gangrichtung in der globalen Klimapolitik. Nicht nur eine mögliche juristische Verantwortung der Verursacher von Klimaveränderung müsse diskutiert werden, sondern auch eine moralische.

Rendez-vous, 12.10.2022, 12:30 Uhr

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