Die Kommunalwahlen in Italien gelten als wichtiger Stimmungstest, auch bezüglich Corona-Politik. Die Zeichen stehen eher auf politisch stabile Verhältnisse – noch werden die Stimmen ausgezählt. SRF-Korrespondent Philipp Zahn mit einem ersten Zwischenfazit.
SRF News: Was bedeuten die ersten Ergebnisse für die Regierungsarbeit von Ministerpräsident Mario Draghi – auch im Zuge der ganzen Covid-Krise?
Philipp Zahn: Querschläge von Matteo Salvini werden vorerst ausbleiben. Der Chef der Lega hat sich sehr stark gemacht für Covid-Gegner und -Skeptiker. All jene also, die den Entscheidungen der Regierung gegenüber sehr kritisch standen. Also die strengen Massnahmen wie dem Covid-Zertifikat, welches fast überall im öffentlichen Leben zum Zuge kommt. Diese Entscheidungen von Salvini haben sich am Ende nicht ausgezahlt. Die Lega hat nur an diesen Orten dazugewonnen, an welchen sie bereits vorher gewonnen hat. Das waren Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, welche sich in den letzten eineinhalb Jahren mit dem Thema Corona herumschlagen mussten und schlussendlich für die Regierungen aus Rom standen.
Aber wie passt das zusammen mit einer niedrigen Wahlbeteiligung? Das Interesse an der Politik scheint ja eher überschaubar.
Das passt zusammen, wenn man überlegt, dass in den grossen Städten wie Turin oder Rom die Cinque Stelle über ein Drittel ihrer Stimmen eingebüsst hat. Viele Wähler, welche vor fünf Jahren die Cinque Stelle oder die Lega gewählt haben, sind nicht an die Urne gegangen. Die Lega hat in ihrem Kernland Mailand stark verloren. Das zeigt klar: Viele Menschen, welche in den letzten Jahren populistischen Slogans gefolgt waren, sind diesmal nicht wählen gegangen oder wollten etwas Sicheres wählen. Etwas Traditionelles, was auch für eine gewisse Kontinuität steht.
Rom ist ein Beispiel dafür, dass grosse Versprechen in den letzten fünf Jahren nicht eingehalten wurden.
Muss Cinque-Stelle-Bürgermeisterin Raggi deshalb ihr Amt abgeben?
Rom ist ein Beispiel dafür, dass grosse Versprechen in den letzten fünf Jahren nicht eingehalten wurden. Gerade bei der Cinque Stelle, welche nun überhaupt keine Regierungskompetenz mehr hat, nirgendwo mehr wirklich mitregieren kann. Populistische Versprechen ziehen bei vielen italienischen Wählern nicht mehr.
Das Gespräch führte Cornelia Boesch.