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Konferenz der Konservativen Fünf schillernde Persönlichkeiten auf Mission

Manche Teilnehmer der Konferenz der Konservativen in den USA könnten unterschiedlicher nicht sein. Fünf Porträts.

Jedes Jahr treffen sich die konservativ denkenden Republikaner der USA zu einem mehrtägigen Austausch.

An der «Conservative Political Action Conference» (CPAC) kommt nicht nur alles, was Rang und Namen hat, zusammen, sondern auch ein paar bunte oder schräge Gestalten. Ihre Ansichten und Meinungen sind so verschieden wie ihre Kostümierung. Nur eines haben sie gemeinsam: Sie sind alle auf irgendeiner Mission.

Trump weiss, wie man einen guten Deal macht.
Autor: William Temple Pastor
William Temple im Kostüm
Legende: William Temple alias Button Gwynnett, ein Unabhängigkeitskämpfer aus Georgia. Ruth Wittwer

William Temple ist manchmal schon über 280 Jahre alt. Immer dann, wenn er das 35 Kilogramm schwere Kostüm von Button Gwynnett anzieht. Gwynnett, ein gebürtiger Brite, war einer der drei Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung aus Georgia. Als Unabhängigkeitskämpfer Gwynnett verbreitet William seine Botschaft im ganzen Land: Freiheit! Keine Beschränkungen, keine Einmischung des Staates.

Der fröhliche Pastor aus Georgia ist christlich-konservativ. Er orientiert sich an den Rechten der Verfassung, die ihm erlauben, zum Beispiel eine Waffe zu tragen.

Diese Rechte in der Verfassung bedeuten für ihn auch, sich vor einer tyrannischen Regierung schützen zu können. «Die Regierung hat nur die Aufgabe, das Land vor feindlichen Übergriffen zu bewahren», meint der Militär-Veteran. Alles andere sei Sache der Bundesstaaten. «So haben es unsere Gründerväter gewollt», ist er überzeugt. Mit deren «göttlichen Sicht» zieht der Pastor einer Baptistenkirche durch das Land.

Für Präsident Trump hat er nur lobende Worte. Trump wisse eben, wie man einen guten Deal mache. Das habe Barack Obama nie begriffen. Der neue Präsident werde Amerika wieder zu den Grundwerten der Verfassung zurückführen.

Möchte der Teaparty-Anhänger denn so leben wie vor 200 Jahren? Das dann doch nicht, sagt William Temple, weil er dann nämlich tot wäre. «Ich habe Diabetes, dagegen gab es damals noch keine Medizin.»

Jeden Tag werden in den USA 20 junge Leute erschossen, die auf dem Trottoir Drogen verkaufen.
Autor: Howard Wooldridge pensionierter Kriminalpolizist
Howard Wooldridge mit seinem Pferd
Legende: Howard Wooldridge ist mit seiner Botschaft und seinem Pferd quer durch die USA gezogen. zvg

Howard Wooldridges Mission ist die Rettung der Jugend. Er will, dass Drogen legalisiert werden. Nur so könne man den Handel entkriminalisieren.

Wooldridge ist ein pensionierter Kriminalpolizist aus Texas. Warum setzt sich ausgerechnet ein früherer Ordnungshüter und Republikaner für ein Anliegen der Linken ein? «Jeden Tag werden in den USA 20 junge Leute erschossen, die auf dem Trottoir Drogen verkaufen», behauptet er. Dieser Drogenkrieg müsse jetzt aufhören.

Howard Wooldridge ist ein grosser Fan der Schweizer Drogenpolitik. Das Schweizer Vier-Säulen-Modell möchte er gerne auch in die USA bringen, dafür tut er alles. Auf dem Rücken seines Pferdes ritt er quer durch Amerika. Seine Botschaft trug er auf dem Bauch und dem Rücken immer mit.

Man merkt sofort, dass der Texaner kein sehr konservativer Republikaner ist. Er ist ein sogenannter Libertärer. Er will kein starkes Militär, dazu unterstützt er die Rechte für Schwule und das Recht auf Abtreibung.

Auf Parteilinie ist er aber beim schlanken Staat, das heisst möglichst wenig Einmischung der Regierung, tiefe Steuern und viel Selbstverantwortung. Zu Donald Trump fällt ihm gerade nichts ein, das er gut findet. Er hat ihn auch nicht gewählt.

Präsident Johnson hat unser Denken versklavt.
Autor: Kira Innis Geschäftsfrau
Kira Innis
Legende: Kira Innis ist konservativ und wird deswegen oft angegriffen. Ruth Wittwer

Latinos oder Schwarze sieht man kaum an Treffen der Konservativen. Kira Innis ist eine Ausnahme und kaum zu übersehen. Sie ist gross, elegant und sehr kommunikativ.

Kira Innis sagt, was sie denkt. Ständig ist sie mit jemanden im Gespräch. Innis ist eine «braune» Frau, wie sie sagt, aus Los Angeles, Kalifornien. Alle diese Merkmale deuten eigentlich auf eine demokratische Gesinnung hin. Weit gefehlt. Die Demokraten seien ihre Feinde, sagt Kira Innis. Warum? Die meisten Minoritäten gehören der demokratischen Partei an. Für Schwarze oder Hispanics sei sie deswegen oft eine «Rassenverräterin», sagt Kira Innis.

Die Geschäftsfrau vertritt dazu eine eigene Theorie. Die historischen Eckdaten der Geschichte der Schwarzen interpretiert sie auf ihre Weise. Früher waren die Südstaaten eine Hochburg der Demokraten. Als die Rassentrennung aufgehoben werden sollte, spalteten sich die Demokraten der Südstaaten von der Mutterpartei ab und gründeten eine eigene Bewegung, die sogenannten «Dixiecrats». Diese wollten die Rassentrennung im Süden beibehalten. Deshalb erachtet Kira Innis die Demokraten als die Bösen.

Aber auch von der offiziellen Beendigung der Rassentrennung durch Präsident Lyndon B. Johnson hält sie nichts. Die Tyrannei der Demokraten sei danach weiter gegangen, erklärt sie. Die Regierung habe die Schwarzen von Almosen abhängig gemacht und ihnen jede Ambition genommen. «Präsident Johnson hat unser Denken versklavt», ist Kira Innis überzeugt. Deshalb lebten heute so viele Minoritäten in Armut, meint sie. Aber Donald Trump werde diese Missstände jetzt ändern, davon ist sie überzeugt.

Als konservative Frau hat man es nicht leicht.
Autor: Jennifer und Alexa Studentinnen
Jennifer Duplessie und Alexa Archambault
Legende: Jennifer Duplessie (links) und Alexa Archambault tragen das Symbol der republikanischen Partei auf ihren Röcken. Ruth Wittwer

«Als konservative Frau hat man es nicht leicht», sagen die beiden Studentinnen. Wer konservative Ansichten vertrete, müsse manchmal viel Kritik einstecken und getraue sich dann nicht mehr, etwas zu sagen.

Jennifer Duplessie und Alexa Archambault sind eloquent und offen. Nur über Donald Trump wollen sie nichts Konkretes sagen. Dass er aber in der Kommunikationsabteilung ein paar Frauen eingesetzt hat, ist ihnen positiv aufgefallen. Die Studentinnen vertreten eine Organisation, die Frauen ermuntert, zu ihren konservativen Überzeugungen zu stehen und sich politisch zu äussern.

Jennifer, 21, aus Texas und Alexa, 19, aus New York glauben an Individualismus, persönliche Verantwortung und an den Kapitalismus. Sie wurden nicht durch ihre Eltern politisiert. Alexa wuchs sogar in einem demokratischen Elternhaus auf.

Sie verkörpern eine Art von konservativem Feminismus, denn ihr Lebensziel ist es, jungen Frauen ein konservatives Weltbild zu vermitteln und sie damit weiter zu bringen. «Wir wollen einer starken sozialen Frauenbewegung angehören.» Sie träumen von einem sozialen Wandel, was für sie heisst, dass immer mehr Frauen sich getrauen, zu ihrer konservativen Haltung zu stehen.

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