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Konferenz in Genf UNO-Abkommen gegen Plastikabfall gescheitert

  • Die Verhandlungen in Genf über ein internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung sind wegen eines fehlenden Konsenses gescheitert.
  • Dies teilten der Vorsitzende der Gespräche, Luis Vayas Valdivieso, und mehrere Delegationen mit.
  • Bereits im Dezember waren Verhandlungen gescheitert.

Die Differenzen zwischen ambitionierten Staaten, darunter die Schweiz, und den Ölländern waren offenbar zu gross. Es kam zu keiner Einigung darüber, wie die Plastikproduktion reduziert und problematische Produkte kontrolliert werden könnten.

Kurz vor 2 Uhr hatte Valdivieso nach zehntägigen Diskussionen einen neuen Textentwurf enthüllt. «Es war mein bester Versuch, die Ansichten der Mitglieder ausgewogen zu erfassen», sagte er in der abschliessenden Plenarsitzung. Mehrere Länder bedauerten, dass es zu keinem Konsens kam.

Der Text enthielt kein langfristiges Ziel für eine Begrenzung der Produktion, abgesehen von rein nationalen und unverbindlichen Bemühungen. NGOs hatten den Textentwurf abgelehnt und sprachen von einem «schlechten Vertrag» oder einem blossen «Abfallentsorgungs­vertrag».

Gegensätzliche Forderungen

Auf der einen Seite stehen mehr als 100 Länder mit ehrgeizigen Zielen, die eine Beschränkung der Plastikproduktion auf nachhaltigem Niveau fordern. Dazu gehören Deutschland, die EU und Dutzende Länder in Südamerika, Afrika und Asien.

Sie wollen Einwegplastik wie Becher oder Besteck aus dem Verkehr ziehen, Plastikprodukte zur Mehrfachverwendung und eine Kreislaufwirtschaft fördern.

Dafür machte sich Bundesrat Rösti in Genf stark

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Für Bundesrat Albert Rösti war ein Scheitern der UNO-Verhandlungen über ein Abkommen gegen die Plastikverschmutzung nicht akzeptabel. Dies erklärte der Umweltminister vor der letzten Verhandlungsrunde vor den Medien in Genf.

Der Vertragsentwurf von Verhandlungsleiter Luis Vayas Valdivieso sei «überhaupt nicht ambitioniert» und habe den Forderungen der Schweiz nicht entsprochen, erklärte Rösti. Die Schweiz ist in den Verhandlungen für einen Text eingetreten, der sich auf drei grosse Themen fokussiert: erstens eine Verbesserung der Produktion ohne Reduktionsziel, zweitens eine Verringerung oder zumindest Überwachung problematischer Kunststoffe. Drittens setzte sich die Schweiz dafür ein, dass die ärmsten Länder Unterstützung erhalten und sich alle Länder daran beteiligen, die die Mittel dazu haben. «Das ist im Interesse aller Länder», sagte Rösti. Das Wichtigste sei, die kritisch eingestellten Länder davon zu überzeugen, die Bemühungen gegen die Plastikverschmutzung nicht auszubremsen.

Auf der anderen Seite stehen die Länder, die den Rohstoff für das Plastik haben: Öl. Dazu gehören Saudi-Arabien, der Iran und Russland. Diese Gruppe möchte sich weitgehend auf besseres Abfallmanagement beschränken.

Der Auftrag, den die UNO-Länder sich selbst 2022 gegeben haben, war allerdings eigentlich klar: Im Mandat heisst es, der Vertrag soll den ganzen Lebenszyklus des Plastiks umfassen, von der Produktion über das Design bis zur Entsorgung.

Person sucht auf Mülldeponie, Störche im Hintergrund.
Legende: Mit dem UNO-Plastikabkommen soll die Verschmutzung begrenzt werden. Bild aus Nairobi, Kenia, 4.6.2019. Keystone / DANIEL IRUNGU

Der Konferenzvorsitzende Valdivieso hatte am Mittwoch einen Last-Minute-Vertragsentwurf vorgelegt. Doch die Empörung Dutzender Länder darüber war gross. Aus dem Vertragsentwurf waren praktisch alle ehrgeizigen Ziele und Auflagen für Regierungen gestrichen worden.

«Dieser Text ist inakzeptabel und liefert nicht einmal das Minimum, das nötig ist, um mit der Dringlichkeit der Herausforderung umzugehen», warnte der dänische Delegierte im Namen der 27 EU-Länder. «Inakzeptabel» und «rote Linien überschritten» – so äusserten sich zahlreiche Regierungsvertreter.

Selbst die Erdölländer waren nicht zufrieden: Saudi-Arabien kritisierte im Namen der Gruppe andere Paragrafen, die etwa die Forschung an Plastikalternativen oder eine Haftung von Plastikproduzenten empfahlen.

Was Plastik mit Ökosystemen und Menschen macht

Plastik vermüllt und vergiftet die Umwelt, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen laut Studien unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen. In Flüssen und Ozeanen haben sich gemäss Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt.

«Wir mögen Plastik. Es ist ein tolles Produkt, und wir werden es auch weiterhin brauchen», sagte die EU-Umweltkommissarin Roswall in Genf. «Aber wir mögen keine Plastikverschmutzung.» Diese müsse endlich beendet werden.

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SRF 4 News, 14.8.2025, 6 Uhr ; 

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