«It’s the economy, stupid»: Der Satz aus Bill Clintons erfolgreichem Wahlkampf 1992 hat auch heute nichts an seiner Gültigkeit verloren. Die Kandidierenden der Demokraten fokussieren stark auf die alltäglichen Sorgen der Wählenden wie hohe Lebensmittelpreise, steigende Mietkosten oder teure Stromrechnungen. Trotz Trumps Wahlversprechen, die Kosten zu senken, betrug die Teuerung auch im September noch 3 Prozent, was laut Experten zwar moderat ist, aber deutlich über dem Zielband der US-Notenbank von 2 Prozent.
Wähler machen Weisses Haus verantwortlich
Präsident Donald Trump sei in starkem Ausmass für die Wirtschaft verantwortlich, analysiert Joseph Foudy, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der New York University.
Wenn man sieht, dass die Lebenshaltungskosten schneller steigen als der Lohn, fragt man sich, wer dafür verantwortlich ist.
Trump habe im Wahlkampf viele Versprechungen gemacht, die Wirtschaft in sehr gutem Zustand übernommen und dann unter anderem mit seiner aggressiven Zollpolitik für Verunsicherung gesorgt.
Das Resultat sei, dass Unternehmen derzeit kaum mehr neues Personal einstellten. Dazu komme die hartnäckige Inflation: «Bestimmte Produkte und bestimmte Alltagserfahrungen haben eine besondere Wirkung auf uns. Die Menschen sehen, was die Milch oder ein Steak im Laden kosten. Die Leute sehen steigende Stromrechnungen und Wohnungsmieten. Das führt zu Ängsten. Und wenn man sieht, dass die Lebenshaltungskosten schneller steigen als der Lohn, fragt man sich, wer dafür verantwortlich ist, und das sind natürlich jene, die an der Macht sind.»
Schlechte Konsumentenstimmung
Der Pessimismus vieler US-Amerikanerinnen und -Amerikaner widerspiegelt sich auch im Index der Konsumentenstimmung, der seit 1952 von der Universität Michigan herausgegeben wird. Mit einem Wert von 51 erreicht der Index diesen Monat den zweittiefsten je gemessenen Stand.
Ökonom Joseph Foudy weist auf eine Besonderheit hin: Wie man in die Zukunft blickt, hängt stark von den Parteipräferenzen ab. Foudy: «Mit dem Amtsantritt von Präsident Trump wurden die Demokraten pessimistischer, die Republikaner optimistischer. Wenn ein Demokrat Präsident wird, passiert das Gegenteil. So wird eine in der Theorie objektive Fragestellung – nämlich wie es Ihnen finanziell geht – zu einer Art Lackmustest für Ihre persönliche politische Einstellung. Und das ist ziemlich ungewöhnlich.»
Wie reagiert der Präsident?
Vor den Medien hebt US-Präsident Trump jeweils seine Zollpolitik hervor, die dem Land bisher Dutzende Milliarden einbrachte. Das Thema der Erschwinglichkeit, also der «affordability», bezeichnete er lange als «Betrug der Demokraten», ohne dies genauer auszuführen. Doch nun reagiert auch das Weisse Haus: Die erst im Juli eingeführten zusätzlichen Zölle von 40 Prozent auf brasilianische Importprodukte wie Kaffee, Rindfleisch und diverse Früchte werden aufgehoben.
Ausserdem lancierte Trump die Idee eines «Zollrabatts» in Höhe von 2000 Dollar, den die Bürger nächstes Jahr erhalten sollen. Das nötige Geld ist laut dem Präsidenten durch die Zolleinnahmen vorhanden, was Experten bestreiten. Die jüngsten Massnahmen zeigen: Donald Trump hat erkannt, dass das Thema, mit dem er vor einem Jahr noch Präsident wurde, bei den Zwischenwahlen 2026 zum Boomerang werden könnte.