In Argentinien ist eine Liste mit den Namen von Tausenden Nazis aufgetaucht, die ab den 1930er-Jahren im südamerikanischen Land gelebt haben sollen. 12'000 Mitglieder eines Ablegers der Nazi-Partei in Argentinien hätten während des Zweiten Weltkriegs im grossen Stil Konten bei der Schweizerischen Kreditanstalt eröffnet, der Vorgängerin der heutigen Bank Credit Suisse. Das geht aus historischen Unterlagen hervor, die Ermittler in Buenos Aires sichergestellt haben.
Argentinische Medien spekulieren, dass es dabei um umgerechnet bis zu 35 Milliarden Franken gehe. Die Credit Suisse hält in einer Mitteilung fest, dass sie der Sache nachgehen werde. Publik gemacht hatte die Liste das Wiesenthal-Zentrum in Buenos Aires.
Nachkommen wollen ans Geld kommen
Ende der 1930er-Jahre hatten die Überweisungen in die Schweiz eingesetzt. Die Nachkommen der Nazideutschen in Argentinien würden nun versuchen, an die bislang blockierten Gelder zu kommen, erklärt Ariel Gelblung vom Wiesenthal-Zentrum. Seine Organisation habe die Credit Suisse ins Bild gesetzt und warte auf die Stellungnahme der Bank. Credit Suisse müsse die historischen Unterlagen offenlegen, lautet die Forderung.
Bei den heute blockierten Konten handle es sich mit allergrösster Wahrscheinlichkeit um jüdische Vermögenswerte, die vom NS-Regime geraubt, über Dreieck-Geschäfte mit Argentinien weissgewaschen und schliesslich in der Schweiz in Sicherheit gebracht worden seien.
Hort geflüchteter Nazis
In Argentinien gab es eine Zeit lang nicht-demokratische Regierungen, deren Spitzen mit Nazi-Deutschland sympathisierten. Buenos Aires war in jenen Jahren ein bedeutender Nazi-Stützpunkt gewesen, deutsche Hitler-Fanatiker und zwei deutsch-argentinische Banken genossen in Argentinien weitgehende Freiheiten.
Nach Kriegsende gewährte Argentinien Tausenden von geflüchteten Mitgliedern des Nazi-Regimes Unterschlupf, darunter auch vielen international gesuchten Kriegsverbrechern.
Heute Morgen, 5. März 2020, 6:00 Uhr; arnf