SRF News. Was wird dem Vizechef von Samsung vorgeworfen?
Martin Fritz: Das zentrale Bezirksgericht von Seoul hat Untersuchungshaft für Lee Jae Yong wegen Bestechung und anderer Vergehen, die nicht genannt wurden, angeordnet.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm auch Meineid und Veruntreuung vor. Es geht um knapp 40 Millionen Franken, die er einer Vertrauten von Präsidentin Park Geun Hye gezahlt haben soll.
Welche Vorteile soll sich Lee mit den Schmiergeldern erkauft haben?
Dafür soll ihn die Regierung vor zwei Jahren bei der Fusion zweier Samsung-Tochterfirmen unterstützt haben. Dadurch konnte Lee als Hauptaktionär einer dieser Firmen seinen Einfluss innerhalb der Samsung-Gruppe erhöhen und mehr Anteile des Gruppen-Flaggschiffs, Samsung-Electronics, kontrollieren. Machtgewinn soll also sein Motiv für die Bestechung gewesen sein.
Machtgewinn soll also sein Motiv für die Bestechung gewesen sein.
Was spielt die Vertraute der Präsidentin für eine Rolle?
Sie heisst Choi Soon Sil und ist die Tochter eines Gurus aus der koreanischen Schamanenwelt, der inzwischen verstorben ist. Er hatte Park als junge Frau eingeredet, er könne mit ihrer toten Mutter sprechen, die bei einem Attentat getötet worden war.
Daraus ist die enge Verbindung zwischen der Tochter des Gurus und der heutigen Präsidentin entstanden. Viele Beobachter vermuten, dass Park der Frau hörig gewesen ist. Das scheint Choi ausgenutzt und sich gehörig bereichert zu haben.
Kommt es für Sie überraschend, dass auch Samsung in den Korruptionsfall verwickelt ist?
Nein, weil die Samsung-Gruppe unvorstellbar einflussreich ist. Sie trägt einen Fünftel zur südkoreanischen Wirtschaftsleistung bei. Deshalb nennt man die Gruppe in Südkorea oft auch die «Republik Samsung».
Daher wundert sich niemand, dass Samsung in diesem Skandal so eine zentrale Rolle spielt. Samsung hat die höchsten Zahlungen an Choi Soon Sil geleistet und es gibt auch eine sichtbare Gegenleistung.
Samsung hat die höchsten Zahlungen an Choi Soon Sil geleistet und es gibt auch eine sichtbare Gegenleistung.
Gegen Präsidentin Park läuft ein Amtsenthebungsverfahren. Was bedeutet die neuste Entwicklung in der Affäre für sie?
Park wurde im September vom Parlament suspendiert. Das Verfassungsgericht hat nun bis Mai Zeit, über die Rechtmässigkeit dieser Absetzung zu entscheiden.
Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Gericht die Absetzung Parks bestätigt.
Wenn jetzt nun der Chef des grössten Konglomerats von Südkorea wegen Bestechung in Untersuchungshaft sitzt, muss es ja jemanden geben, der bestochen wurde. Und das können nur die Präsidentin oder ihre Vertraute gewesen sein.
Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Gericht die Absetzung Parks bestätigt und es zu vorzeitigen Neuwahlen kommt.
Das Gespräch führte Miriam Knecht.