Die Terroranschläge der Hamas vom 7. Oktober haben den ganzen arabischen Raum aufgewühlt. Anfangs versuchte die Arabische Liga Einigkeit zu demonstrieren: Bereits am Tag darauf verurteilte sie die Gewaltakte der palästinensischen Gruppierung aufs Schärfste.
Die Arabische Liga widerspiegle aber nicht die Positionen der jeweiligen Regierungen, sagt Amr Hamzawy. Er ist Leiter des Nahostprogramms der Denkfabrik Carnegie Endowment for Peace.
Golfstaaten sind wirtschaftlich orientiert
Bahrain etwa und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten die Massaker der Hamas und ihren Verbündeten verurteilt, so Hamzawy. Nicht jedoch Staaten wie Irak oder Saudi-Arabien. In Bezug auf die palästinensische Frage könne man die arabische Welt also in zwei Lager einteilen.
Bahrain – Gastgeber des aktuellen Gipfeltreffens – und die Vereinigten Arabischen Emirate haben jüngst ihre Beziehungen zu Israel normalisiert. Auch Saudi-Arabien war auf dem Weg dazu. Die von den USA angeregte Idee sei gewesen, eine neue Welthandelsroute durch den Nahen Osten zu schaffen, sagt Zaid Eyadat vom jordanischen Center for Strategic Studies.
Die Handelsroute sollte von Indien nach Europa führen, quer durch Saudi-Arabien, Jordanien, Israel und die palästinensischen Gebiete. Wichtigstes Bindeglied wären saudisch-israelische Beziehungen gewesen, so Eyadat weiter.
Bedingungen für Normalisierung
Der 7. Oktober machte diesem Vorhaben aber einen Strich durch die Rechnung. Saudi-Arabien will seine Beziehungen mit Israel nur normalisieren, wenn es eine Perspektive für einen palästinensischen Staat gibt – und der Krieg im Gazastreifen endet, der die Menschen im muslimisch-arabischen Raum aufwühlt und entsetzt.
Die Golfmonarchien werden wohl aber dennoch weiterhin auf Wirtschaftsbeziehungen mit Israel setzen. Andere Länder wie Irak oder Syrien, die stärker mit Israels Erzfeind Iran verbunden sind, lehnen dies jedoch kategorisch ab. Eine gemeinsame arabische Position ist daher schwierig zu finden.
Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Zweistaatenlösung. Am Gipfel in Bahrain haben die Staaten ihre Zustimmung dafür jetzt erneut bekräftigt. Dies sei das bestmögliche Resultat, sagt Eyadat vom Strategie-Institut der Universität Jordanien.
Mehr als Hoffnung bleibt kaum übrig
Die Initiative halte zumindest die Hoffnung auf eine Lösung des Nahostkonfliktes aufrecht, betont er. «Doch schon nur bei Fragen der Form und Grösse sowie der Autorität dieser zwei Staaten spalten sich die Geister.»
Fakt ist: Weder Israel noch die Palästinenser oder die arabischen Staaten hätten eine Vision, wie man den Gazakrieg beenden könne. Hamzawy schaut deshalb pessimistisch in die unmittelbare Zukunft.
Denn Lösungsansätze gibt es auch am Gipfel der Arabischen Liga keine. Der König von Bahrein hat zu einer Friedenskonferenz aufgerufen, die Offensive in Rafah wurde kritisiert. Doch wie bei der Verurteilung der Terrorakte der Hamas, sprechen die einzelnen arabischen Staaten nicht mit einer Stimme.