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Krieg im Jemen «Die Wasserversorgung funktioniert nur noch mit Lastwagen»

Im Bürgerkriegsland Jemen ist das Problem mit dreckigem Trinkwasser riesig. Ein Schweizer Biologe versucht zu helfen.

Jemen stehe kurz vor dem Kollaps, sagt die UNO. Besonders gross ist das Problem mit verschmutzen Trinkwasser. Der Schweizer Mikrobiologe Claudio Valsangiacomo von der Fachhochschule der italienischen Schweiz (SUPSI) versucht vor Ort zu helfen und eine Cholera-Seuche zu verhindern.

SRF News: Wie ist momentan die Situation bei der Trinkwasserversorgung?

Claudio Valsangiacomo

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Der Schweizer ist Mikrobiologe an der Technischen Fachhochschule im Tessin. In der jemenitischen Sanaa ist er seit zwei Wochen im Einsatz. Valsangiacomo arbeitet im Auftrag des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH), und der Unicef an einer besseren Wasserversorgung im Land.

Claudio Valsangiacomo: Die eigentliche Infrastruktur ist komplett zusammengebrochen. Die Wasserversorgung erfolgt inzwischen mit Tanklastwagen. Die haben ein Fassungsvermögen von 6000 bis 10‘000 Liter. Man sieht sie überall. Sie fahren: zu den Haushalte, den Schulen, den Gesundheitszentren.

Was können Sie tun, um die Situation zu verbessern?

Es ist absolut notwenig, dass das Wasser desinfiziert wird. Denn wir hatten Anfang Oktober die ersten Cholera-Fälle. Wir haben das momentan unter Kontrolle, aber die Seuche darf sich auf keinen Fall stärker ausbreiten. Das heisst, die Behörden müssen eine gewisse Kontrolle über alle Tanklastwagen haben, damit sichergestellt werden kann, dass das Wasser auch behandelt wird. Das ist gar nicht so einfach.

Was machen Sie konkret?

Wir haben eine einfache Ausbildung für die Leute konzipiert, die jetzt mit den Tanklastwagen herumfahren. Das sind ja keine Fachkräfte. Mit unserer Schulung können sie lernen, wie man das Wasser richtig behandelt.

Den direkten Kontakt zu den Betroffenen haben lokale Mitarbeiter. Wir gehen selten ins 'Feld'.
Autor: Claudio Valsanciagomo Biologe

Gibt es bereits Erfolge?

Wir können das aus Sicherheitsgründen nur schwer nachprüfen. Zwischen Hotel und Büro werden wir in gepanzerten Fahrzeigen transportiert, manchmal müssen wir auch Helm und Schutzweste tragen. Die Sicherheitsmassnahmen hier sind extrem hoch. Das heisst, den direkten Kontakt zu den Betroffenen haben lokale Mitarbeiter. Wir gehen selten ins «Feld».

Abgesehen von den Sicherheitsmassnahmen – was bekommen Sie von dem Konflikt mit?

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Eigentlich wenig. Es gibt schon Schüsse und Bombardierungen, laut meinen Kollegen etwa gestern Nacht. Aber ich habe davon nichts mitbekommen. Was man aber sieht, ist die grosse Präsenz der Sicherheitskräfte überall in der Stadt.

Wie sicher fühlen Sie sich bei der Arbeit?

Eigentlich sicher, die Sicherheitsmassnahmen hier sind sehr professionell. Aber ich hatte schon etwas Angst – normalerweise unterrichte ich ja an der Tessiner Fachhochschule und bin nicht in einem Kriegsgebiet. Allerdings hatte ich mehr Angst im Vorfeld als jetzt vor Ort.

Das Gespräch führte Eliane Leiser.

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