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Krieg im Sudan «Das Leben im Sudan ist für die Menschen unmöglich geworden»

Seit einem Jahr bekämpfen sich Armee und Milizen im Sudan. Das Land liegt in Trümmern, die Hälfte der Bevölkerung hungert. Die UNO spricht von einer der schlimmsten humanitären Katastrophen der jüngeren Geschichte. Die Juristin Lina Rasheed ist im Sudan aufgewachsen und arbeitet in Zürich als Beraterin für Opfer von Menschenhandel. Im «Tagesgespräch» spricht sie über die Situation vor Ort.

Lina Rasheed

Juristin

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Die Juristin Lina Rasheed hat sudanesische Wurzeln, ist teilweise in Sudan aufgewachsen und hat dort studiert. Sie lebt seit über 20 Jahren in der Schweiz und arbeitet in Zürich als Rechtsberaterin für Opfer von Menschenhandel.

SRF News: Haben Sie derzeit Kontakt zu den Menschen im Sudan?

Lina Rasheed: Ja, ich stehe in engem Kontakt mit den Menschen im Sudan. Im Moment ist es jedoch schwierig, diesen zu halten. Das Internet bricht immer wieder zusammen. Die Not der Menschen ist gross und der Kontakt zu ihnen ist für mich sehr schmerzhaft. Immer wieder höre ich, dass Menschen, die ich kenne, verletzt wurden, verschwunden sind, vergewaltigt oder überfallen wurden.

Der Krieg im Sudan wird in unseren Breitengraden oft vergessen, obwohl er auch Europa betrifft. Die UNO hat diese Woche erklärt, dass täglich 20'000 Menschen aus dem Sudan fliehen. Das ist eine enorme Zahl.

Das ist richtig. Man sagt, dass jeder achte Vertriebene ein Sudanese ist. Das Leben im Sudan ist für die Menschen unmöglich geworden. In den Nachbarländern sieht es nicht besser aus. Es muss jedoch betont werden, dass nur ein Bruchteil der Vertriebenen nach Europa flüchtet.

Es ist von unglaublichen Gräueltaten im Sudan die Rede, was wissen Sie darüber?

Ziel dieser Gräueltaten ist die Zivilbevölkerung. Menschen werden in dicht besiedelten Städten beschossen und aus der Luft bombardiert. Menschen werden aus Städten und Dörfern vertrieben. Ein Grossteil der Infrastruktur ist zusammengebrochen. Märkte sowie die Infrastruktur der Wasserversorgung werden direkt zerstört. Auch das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. 70 bis 80 Prozent der Spitäler sind nicht mehr funktionsfähig. Ein Leben im Sudan ist unmöglich geworden.

Angesichts dieser Zerstörung stellt sich die Frage, ob der Sudan als Staat überhaupt noch existiert.

Ich frage mich durchaus, ob der Sudan noch ein Staat ist. Die Armee hat vor mehr als 30 Jahren die Macht an sich gerissen und begonnen, die Gesellschaft zu schwächen. Die Gewerkschaften wurden abgeschafft, die Schulen und Universitäten geschwächt und ideologisch unterwandert. Von aussen sieht der Sudan noch wie ein Land aus, aber ich würde sagen, der Sudan wird von einem kriminellen Konstrukt beherrscht. Ich frage mich, was das für ein Staat ist, der nicht der eigenen Bevölkerung dient, sondern seine eigenen räuberischen Interessen verfolgt.

Bei einer Geberkonferenz in Paris wurden kürzlich 2 Milliarden Euro an Hilfsgeldern für den Sudan gesammelt. Kann dieses Geld etwas bewirken?

Das bleibt abzuwarten. Denn es braucht nicht nur Geld, sondern auch Druck, damit die Kämpfe aufhören und die Hilfe die Menschen erreichen kann. Wir haben in letzter Zeit gesehen, dass das Militär verhindert hat, dass NGOs oder auch die UNO ihre Arbeit machen konnten.

Aus dem Tagesgespräch mit David Karasek, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

Tagesgespräch, 17.04.2024, 13:00 Uhr ; 

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