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Dramatischer Appell der UNO Im Sudan droht die grösste Hungerkrise der Welt

Im ostafrikanischen Krisenstaat kämpfen Milizen um die Macht – ohne jede Rücksicht auf die notleidende Bevölkerung.

In Europa herrscht Krieg. Und auch das Blutvergiessen in Nahost dauert unvermindert an. Dabei geht fast vergessen, dass auch an anderen Orten der Welt die Waffen sprechen – so etwa im Sudan. Seit bald einem Jahr bekämpfen sich dort die Armee des Militärherrschers Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz.

Jetzt warnt die UNO: Der Konflikt habe bereits die weltweit grösste Vertreibungskrise ausgelöst. Nun drohe er auch zur weltweit grössten Hungerkrise zu werden.

Menschen essen in einem Flüchtlingscamp im Sudan, November 2023
Legende: Mehr als 18 Millionen Menschen im Sudan sind laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen akut von Hunger bedroht. 730’000 Kinder leiden unter schwerer Mangelernährung. REUTERS/El Tayeb Siddig

Über 40 Länder, darunter die Schweiz, fordern einen Waffenstillstand im Sudan für die Zeit des Ramadans. Und auch der UNO-Sicherheitsrat ruft die sudanesische Armee dazu auf, humanitäre Hilfe über die Frontlinie zuzulassen. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Die Kämpfe zwischen der Armee und den Paramilitärs haben zugenommen – die ohnehin prekäre humanitäre Situation verschlechtert sich damit noch weiter.

Bettina Rühl, freie Journalistin in Nairobi, berichtet seit Jahren über den Krisenstaat Sudan. Ihr Verdikt ist so knapp wie dramatisch: «Die Lage ist katastrophal.» Die medizinische Versorgung sei schwierig, auch die Infrastruktur sei in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen. Es fehle an Strom, Lebensmitteln, Medikamenten – schlichtweg an allem, was die Menschen zum Überleben brauchen.

Nach gemeinsamem Putsch verfeindet

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Gen. Abdel-Fattah al-Burhan bei einem Truppenbesuch im Juni 2023.
Legende: Abdel-Fattah al-Burhan (Bildmitte) bei einem Truppenbesuch im Juni 2023. Keystone/AP/Sudanische Armee

Im Sudan kämpft seit dem 15. April 2023 Militärführer Abdel Fattah al-Burhan gegen die Rapid Support Forces (RSF) unter der Führung von Mohammed Hamdan Daglo. Militär und RSF hatten sich vor Jahren gemeinsam an die Macht geputscht. Zunächst führten Al-Burhan und Daglo das 44-Millionen-Einwohner-Land gemeinsam. Dann zerstritten sie sich über eine Aufteilung der Macht, was in einen gewaltsamen Konflikt mündete.

Die Situation im Land ist derzeit unübersichtlich. Laut Angaben eines Reporters der Deutschen Presseagentur setzt die Armee in der Hauptstadt Khartum Drohnen gegen die Paramilitärs ein; in den Vorstädten toben Strassenkämpfe. Auch in der an den Tschad und Libyen angrenzenden Region Nord-Darfur hat die Armee laut Medienberichten Luftangriffe auf mutmassliche Stellungen der paramilitärischen RSF geflogen.

Über die Situation abseits der umkämpften Städte ist wenig bekannt. Die Sicherheitslage sei dermassen schlecht, dass kaum unabhängige Beobachterinnen und Beobachter aus dem Land berichten könnten, so Rühl. «Laut Zahlen der UNO ist aber rund ein Viertel der Bevölkerung innerhalb des Sudan auf der Flucht vor der Gewalt.» Dies hat verheerende Auswirkungen auf die Versorgungslage im Land. Denn durch die massive Fluchtbewegung werden vielerorts die Felder nicht mehr bestellt.

Hilfe kommt kaum zu den Menschen

Gleichzeitig gelangt nur wenig internationale Hilfe bei den Millionen Bedürftigen an. «Zum einen fehlt es der UNO und den Hilfsorganisationen dramatisch an Geld», erklärt Rühl. «Dazu kommt die Herausforderung, das, was an Hilfe da ist, überhaupt zu den Menschen zu bringen.» Das Welternährungsprogramm hat nach eigenen Angaben nur zu einem Viertel der Bedürftigen überhaupt Zugang. Viele Gebiete im Land sind umkämpft, die Wege zu den Menschen sind unpassierbar oder die jeweiligen Machthaber verwehren den Zugang.

Marktplatz in Omdurman, der grössten Stadt des Suda (11. März 2024)
Legende: Auf den Märkten in den Städten gibt es laut der Journalistin Bettina Rühl zwar Lebensmittel, doch das Problem ist: Viele Menschen können sie sich schlichtweg nicht leisten. Bild: Marktplatz in Omdurman, der grössten Stadt des Sudan (11. März 2024) REUTERS/El Tayeb Siddig

«Die UNO sorgt sich nicht nur um das Leben der eigenen Mitarbeitenden. Sie muss und will auch verhindern, dass die Hilfslieferungen in die Hände der Kriegsparteien gelangen», so die Afrika-Korrespondentin. Denn so könnte die UNO dazu beitragen, dass sich die Kämpfe verlängern.

Schwere Menschenrechtsverbrechen

Die Bevölkerung leidet massiv unter den Kämpfen im Sudan. Das traurige Fazit der deutschen Journalistin: Den Milizen sei das Schicksal der Menschen egal. «Sie begehen in vielen Gebieten selber schwere Menschenrechtsverbrechen an der Bevölkerung», so Rühl.

Gerade in der Region Darfur komme es derzeit zu schweren Übergriffen. «Hunderttausende Menschen sollen vertrieben und tausende getötet worden sein – und das nur, weil sie zur ‹falschen› Volksgruppe gehören.»

SRF 4 News, 21.03.2024, 9:10 Uhr ; 

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