Zum Inhalt springen

Krieg in der Ukraine Kiew befiehlt neu «grün-gelb-rot» für Medienleute im Kriegsgebiet

Die neuen Regeln für Reporterinnen und -reporter seien nur teilweise nachvollziehbar, sagt Auslandredaktor David Nauer.

«Grün-gelb-rot» – daran müssen sich Journalistinnen und Journalisten neuerdings strikte orientieren, wenn sie aus der Ukraine über den Krieg berichten. Die ukrainische Militärführung hat die Frontgebiete in Zonen aufgeteilt. Bei «grün» darf man sich frei bewegen, die gelbe Zone ist nur in Begleitung eines Presse-Offiziers erlaubt, und «rot» bedeutet Sperrgebiet für Medien.

Die ukrainischen Behörden begründeten den neuen Zonenplan offiziell mit der besseren Sicherheit für Journalistinnen und Journalisten, sagt SRF-Auslandredaktor David Nauer, der sich regelmässig im Kriegsgebiet aufhält. Neben der vermehrten Kontrolle, wo sich Medienleute bewegen, führten die Behörden aber auch die Sicherheit von Zivilisten und Militärs im Fronteinsatz an.

Sicherheitsargument fraglich

Laut Nauer war es schon bisher verboten, Stellungen zu fotografieren und Truppeneinheiten an der Front zu filmen, weil die Berichte vom Feind eingesehen werden könnten. Fälle, wo Russen in der Folge Stellungen bombardierten, habe es vereinzelt gegeben.

Eine potenzielle Gefährdung der Sicherheit der Armee durch die Präsenz von Medien sei also nicht auszuschliessen. Der bessere Schutz der Medienleute sei als Argument aber wenig glaubwürdig: «Wer ins Frontgebiet geht, weiss in der Regel sehr genau, was zu tun ist und kann für seine Sicherheit selbst sorgen», so Nauer.

Zugang bisher eher locker gehandhabt

Nauer berichtet von einem früheren Besuch in der Nähe der damals noch russisch besetzten Stadt Cherson im Süden des Landes nahe der Front. Also in einer Region, die gemäss der neuen Regelung der gelben Zone zuzurechnen wäre. Das Gebiet war bereits damals nur in Begleitung einer Presse-Offizierin begehbar. Sie half bei Checkpoints, vermittelte Kontakte zu den Militärs vor Ort und ebenso zu Zivilisten in den teils schwer zerstörten Ortschaften.

Kampfhandlungen bei Bachmut.
Legende: Ukrainische Soldaten feuern am 19. April 2023 bei Kampfhandlungen an der Frontlinie in Bachmut. Solche Aufnahmen dürften künftig schwieriger zu realisieren sein. Keystone/AP/Roman Chop

«Sie hat aber nicht kontrolliert, mit wem genau ich worüber gesprochen habe. Mein Eindruck war, dass es recht locker gehandhabt wird», so Nauer. Er geht davon aus, dass die ukrainischen Militärs an Orten nahe bei heftigen Kampfhandlungen künftig ein strengeres Auge haben werden.

Wichtiger Einblick in die Kriegsregion

Nauer betont die Bedeutung, Einblicke zumindest in die Zonen ohne unmittelbares Kampfgeschehen zu erhalten. Um zu berichten, wie die Stimmung und die Versorgungslage der Menschen in den stark vom Krieg geprägten frontnahen Regionen ist.

Ebenso naheliegend sei, dass die ukrainische Führung Medienberichte über die Moral und den Zustand von Truppen in umkämpften Zonen möglichst unterbinden oder zumindest kontrollieren wolle.

SRF 4 News, 20.04.2023, 06:44 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel