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Krieg in der Ukraine Nato-Hilfe für die Ukraine: So lange wie nötig und so gut es geht

Die Nato werde der Ukraine «so lange wie nötig» beistehen, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg zum Auftakt eines Treffens der Verteidigungsministerinnen und Verteidigungsminister in Brüssel. Dabei weiss Stoltenberg, dass sein Versprechen auf eine harte Probe gestellt wird: «Wir stehen vor einem schwierigen Winter.»

Zwar darf die Nato auf die Erfolge der ukrainischen Streitkräfte und auf die Schwächen Russlands hoffen. Die Rückeroberung russisch besetzter Gebiete schreitet voran, und der britische Geheimdienst geht davon aus, dass die russischen Vorräte an modernen Raketen bereits knapp geworden sind.

Doch die Nato kann sich keinen Illusionen hingeben. Russland verfügt nach wie vor über viele Eskalationsmöglichkeiten – auf die sich die 30 Nato-Staaten, so gut es geht, vorbereiten sollen.

Nato fürchtet hybride Angriffe

Mit Blick auf die Sabotageakte gegen die Erdgasleitungen Nord Stream 1 und 2 steht der Schutz sogenannter kritischer Infrastruktur ganz oben auf der Tagesordnung. Etwa der Schutz von Leitungen, aber auch von Kraftwerken oder Bahnhöfen. Denn auch wenn die Urheberschaft der Attacken auf Nord Stream nach wie vor im Dunkeln liegt: In Brüssel fürchtet man, der russische Präsident Wladimir Putin könnte versuchen, mit Sabotageakten die Standhaftigkeit und den Zusammenhalt der Nato-Staaten zu schwächen.

Der Nato-Generalsekretär beeilte sich zu betonten, dass auch solche, sogenannt hybriden Angriffe als Angriffe auf das Nato-Bündnis gewertet werden könnten. Ein Nato-Staat hätte also die Möglichkeit, den Bündnisfall auszurufen und den militärischen Beistand der anderen Mitgliedstaaten einzufordern.

Vorbereitung auf eine Eskalation

Als Reaktion auf die jüngste russische Luftoffensive fordert der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski zudem die Lieferung zusätzlicher Luftabwehrsysteme. Nach den USA und Deutschland haben am Treffen in Brüssel nun auch Kanada und die Niederlande Zusagen gemacht.

Andere Staaten halten sich freilich zurück. Auch, weil Luftabwehrsysteme vielerorts Mangelware sind. Die Nato will sich daher intensiver um den Ausbau der Waffenvorräte und Produktionskapazitäten kümmern.

In Brüssel steht auf der Tagesordnung schliesslich das ultimative Eskalationsszenario: ein Atomkrieg. Kommende Woche wird die Nato ihr regelmässiges, eigentlich geheimes Atomkriegsmanöver durchführen (Name: «Steadfast Noon»). Dabei üben Nato-Soldaten zum Beispiel den Umgang mit den in Europa stationierten Atomwaffen.

Dass sich bereits diese Woche die Ministerinnen und Minister offiziell mit dem Manöver befassen, sollte wohl auch ein Zeichen an Moskau aussenden: Die Nato bereitet sich auf jedes denkbare Eskalationsszenario vor – auch auf den Atomkrieg.

Sebastian Ramspeck

Internationaler Korrespondent

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Sebastian Ramspeck ist internationaler Korrespondent für SRF. Zuvor war er Korrespondent in Brüssel und arbeitete als Wirtschaftsreporter für das Nachrichtenmagazin «10vor10». Ramspeck studierte Internationale Beziehungen am Graduate Institute in Genf.

Hier finden Sie weitere Artikel von Sebastian Ramspeck und Informationen zu seiner Person.

Tagesschau, 12.10.2022, 12:45 Uhr

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