Man glaubt es kaum: In der Nacht des 27. März 2017 kletterten drei Männer mit einem Seil in das Bode-Museum auf der weltberühmten Berliner Museumsinsel. Sie stahlen dort eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze im Wert von 3,75 Millionen Euro.
«Sie ist etwas ganz Besonderes», sagt Lisa Jani, Sprecherin der Berliner Strafgerichte. Die Riesen-Goldmünze sei eine Leihgabe an das Bode-Museum gewesen. Die Big Maple Leaf genannte Münze war auf der ganzen Welt berühmt.
Goldmünze in Schubkarre abtransportiert
Der Einbruch wurde offenbar mithilfe eines Wachmanns und durch ein defektes Fenster verübt, das nicht an der Alarmanlage angeschlossen war. Die 100 Kilogramm schwere Münze sei mittels eines Rollbretts und einer Schubkarre abtransportiert worden – und dabei auch aus dem Museumsfenster geworfen worden, so Jani.
Entkommen seien die Diebe schliesslich über den Bahndamm. Seit dem Coup ist die Münze verschwunden. Möglicherweise wurde sie zersägt und eingeschmolzen.
Täter aus dem Clan-Umfeld
Jetzt stehen die vier mutmasslichen Täter im Alter zwischen 20 und 24 Jahren vor Gericht. Drei der Angeklagten gehören zu einer gerichts- und polizeibekannten Familie in Berlin, vierter Angeklagter ist der Wachmann.
Die zwei angeklagten Brüder und ihr Cousin sind Teil eines berüchtigten libanesischen Clans, dem viele kriminelle Tätigkeiten zur Last gelegt werden. Im vergangenen Juli beschlagnahmte die Polizei 77 Immobilien dieser Familie in Berlin. Alle Häuser sollen mit kriminell erworbenem Geld gekauft worden sein. Die Anwälte der Angeklagten sind beinhart und gehören zu den Besten ihres Faches.
Behörden intensivieren Ermittlungen
Seit Kurzem versuchen die Behörden mit verstärktem Engagement den arabischen Clans in Berlin das Handwerk zu legen. Wie selbstbewusst diese agieren, zeigte sich, als ein Clanführer im vergangenen Herbst auf offener Strasse erschossen wurde und beim Begräbnis sage und schreibe 2000 Trauergäste auf dem Friedhof erschienen.
Die Überfälle sind oft dreist bis fahrlässig-tollkühn. Zum Goldmünzen-Raub sagt die Gerichtssprecherin: «Es könnte sein, dass sich eine Prestigefrage dahinter versteckt. Dass es um die kriminelle Ehre oder etwas Ähnliches geht, um sich in der Szene zu brüsten.» Allerdings sei das reine Spekulation, betont Jani.
Das Unwesen arabischer Clans in Berlin ist bereits verfilmt worden – in der deutschen Miniserie «4 Blocks». Insbesondere in Justizkreisen ist die TV-Serie ein Renner.