SRF News: Wie wirkte Mugabe bei der Rede am Sonntagabend, bei der er seinen Rücktritt verweigerte?
Johannes Dieterich: Es war eine vollkommen surreale Situation. Jeder dachte, dass Mugabe seinen Rücktritt bekanntgeben würde. Er sass aber da, las stockend ab, vertauschte die Blätter und zeigte damit, dass er ein bisschen senil ist. Als er fertig war, fragten sich alle, ob er ein Blatt vergessen hatte. Von einem Rücktritt war nämlich keine Rede. Mugabe schien gar nicht mitbekommen zu haben, dass seine Partei sich von ihm abgesagt hatte. Das zeigt alles, wie wirklichkeitsfern er gerade ist.
Die Leute haben wahrscheinlich ein bisschen Angst davor, dass es jetzt doch nicht so reibungslos vonstattengehen könnte, wie sie gehofft hatten.
Wie ist das in der Bevölkerung angekommen?
Alle waren enttäuscht. Fernsehteams hatten sich schon auf den Strassen positioniert, um die Freudenfeste aufzunehmen. Es blieb aber dunkel und vollkommen ruhig. Die Leute haben wahrscheinlich ein bisschen Angst davor, dass es jetzt doch nicht so schnell und so reibungslos vonstattengehen könnte, wie sie gehofft hatten. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es jetzt grössere Schwierigkeiten gibt.
In der Bevölkerung steht kaum noch jemand hinter Mugabe.
Gibt es noch Leute in Simbabwe, die an Mugabe festhalten wollen?
Sein Neffe taucht immer wieder im südafrikanischen Fernsehen auf und sagt, dass die Absetzung verfassungswidrig ist. Zudem standen noch ein paar Minister auf seiner Seite. Sie sind aber inzwischen im Gefängnis. In der Bevölkerung steht kaum noch jemand hinter ihm.
Wird Mugabes Partei Zanu-PF ihn ausschliessen?
Die Partei hat ihm ein Ultimatum gestellt, das heute Mittag auslaufen wird. Danach werden sie das Amtsenthebungsverfahren im Parlament beantragen und möglicherweise bereits am Dienstag darüber abstimmen. Das Verfahren braucht zwar eine Zweidrittel-Mehrheit aber auch die Opposition ist dafür. Mugabe könnte schon am Donnerstag Rentner sein.