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Krise zwischen China und USA «Ein neuer Tiefpunkt in den Beziehungen»

Nach Einschränkungen der Arbeit chinesischer Staatsmedien in den USA hat Peking die Ausweisung mehrerer Journalisten führender US-Medien angeordnet. Damit hätten die Beziehungen zwischen den beiden Ländern einen neuen Tiefpunkt erreicht, sagt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi.

Martin Aldrovandi

Südostasien-Korrespondent

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Martin Aldrovandi berichtet seit Frühjahr 2023 als Korrespondent für Radio SRF aus Südostasien. Zuvor war er von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Davor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet.

SRF News: Welche Journalisten müssen China jetzt verlassen?

Martin Aldrovandi: Betroffen sind mindestens 13 Journalisten von Medien wie der «Washington Post» oder des «Wall Street Journals». Sie haben einige Tage Zeit, um ihre Presseausweise abzugeben und China zu verlassen. Im Visier sind auch das «Time Magazine» und «Voice of America». Diese beiden Medien müssen den chinesischen Behörden unter anderem eine Liste ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorlegen.

Dossier zur Virus-Krise

Was steckt hinter den Ausweisungen?

Es ist dies eine Gegenmassnahme, nachdem die US-Regierung mehrere in den USA arbeitende chinesische Medien als Staatsmedien eingestuft hat. Auch wurde die Höchstzahl chinesischer Journalisten in den USA begrenzt. Das Ganze ist im Zusammenhang der aktuellen Coronavirus-Krise zu sehen, in der sich die USA und China gegenseitig mit Vorwürfen eindecken.

China und die USA decken sich in der Corona-Krise gegenseitig mit Vorwürfen ein.

US-Präsident Donald Trump etwa hat mehrmals vom «Wuhan-Virus» und vom «China-Virus» gesprochen. Peking zeigte sich darob entsetzt. Daraufhin streuten chinesische Regierungsvertreter das Gerücht, das Coronavirus stamme vielleicht gar nicht aus China, sondern sei vom US-Militär dort ausgesetzt worden. Zudem wird den USA – und der ganzen westlichen Welt – von Peking vorgeworfen, nicht genug gegen die Pandemie zu tun.

So schaukelten sich die Wogen hoch

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  • Im Februar erliessen die USA Beschränkungen für die Ableger chinesischer Medien. Sie müssen sich jetzt – ähnlich wie Botschaften – als ausländische Vertretung registrieren, was eine stärkere Kontrolle durch Washington zur Folge haben wird.
  • Kurz darauf wies Peking drei Korrespondenten des «Wall Street Journals» aus – wegen eines als beleidigend empfundenen Kommentars zum Ausbruch der Corona-Epidemie.
  • Als Reaktion definierte das US-Aussenministerium eine neue Obergrenze von 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von fünf chinesischen Presseorganen in den USA. Laut US-Medienberichten müssen deshalb bis zu 60 bislang akkreditierte Chinesen die USA verlassen.
  • Jetzt kam die Reaktion aus Peking mit der Ausweisung von mindestens 13 US-Journalisten. (dpa)

Was bedeuten diese jüngsten Ereignisse für die Beziehungen zwischen China und den USA?

Damit ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Dass von der Ausweisung aus China so viele und qualitativ so angesehene US-Medien betroffen sind, sorgt hier für Entsetzen – und es wird die Beziehungen weiter belasten.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

SRF 4 News aktuell, 07.15 Uhr ; 

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