Es gibt Zeugenaussagen von Opfern und medizinischem Personal, es gibt grauenhafte Videos, zum Teil von Hamas-Terroristen selber gefilmt. Die sexuellen Gewalttaten der Radikalislamisten gegen israelische Frauen und Mädchen sind immer besser dokumentiert. Weshalb sich nun auf einer von der israelischen Botschaft bei der UNO organisierten Anhörung viele fragten: Warum ist der weltweite Aufschrei nicht lauter? «Schweigen ist Mittäterschaft», sagt etwa die frühere Facebook-Chefin Sheryl Sandberg. Und Ex-US-Aussenministerin Hillary Clinton kritisiert internationale Organisationen und feministische NGOs scharf.
Gilad Erdan, Israels UNO-Botschafter, behauptet gar: «Für die UNO ist die Vergewaltigung von Israelinnen offenkundig keine Vergewaltigung.» Im UNO-Sicherheitsrat griff er zuvor direkt UN Women an, die für Frauenfragen zuständige UNO-Unterorganisation. Darauf massregelte ihn sein chinesischer Amtskollege Zhang Jun, der die Sitzung leitete, er solle sich gefälligst an die Gebote der Höflichkeit halten. China gehört zu jener grossen Zahl von Ländern, die bis heute den Hamas-Terror nie klar verurteilten und als solchen bezeichneten.
USA: Kein Grund an Berichten zu zweifeln
Der Ton in der UNO ist gehässig in dieser Frage. Das hat auch damit zu tun, dass sich Israel – häufig zu Recht – in der Weltorganisation unfair behandelt fühlt. Selbst nach dem Terrorgrossangriff der Hamas ist die Mehrheit der UNO-Mitgliedsländer klar pro-palästinensisch, einzelne gar Pro-Hamas. Manche sind zudem entschieden anti-israelisch. Die Vergewaltigungen durch die Terroristen aus Gaza zeigen zudem, dass bei manchen Aktivistinnen der Me-Too-Bewegung die ideologische Prägung stärker ist als die Solidarität mit weiblichen Opfern in Israel.
Tatsache ist aber ebenso, dass die Vergewaltigungen erst allmählich besser dokumentiert sind. Deshalb äussern sich selbst die USA bisher zögerlich. «Eigene Erkenntnisse zu diesen Kriegsverbrechen haben wir nicht, erklärt Aussenministeriumssprecher Matt Miller. Er ergänzt jedoch: «Es gibt keinen Grund, an den Berichten zu zweifeln.»
Reaktionen für Israel unbefriedigend
Unzutreffend ist, dass sich die Chefin von UN Women, die Jordanierin Sima Bahous, einseitig pro-palästinensisch geäussert habe. Die sexuelle Gewalt gegen Frauen sprach sie im Sicherheitsrat ausdrücklich an. Sie fordert eine dringliche, unabhängige Untersuchung. Das tut nun auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Er ruft zudem auf, die Täter zu bestrafen. Die UNO-Frauenorganisation UN Women, die am meisten in der Kritik steht, bezog dieser Tage nun auch in sozialen Medien klar Stellung.
Befriedigt ist man in Israel und ist dessen UNO-Botschafter Erdan trotzdem keineswegs: «Das kommt alles zu zögerlich. Und zu spät.»