Es wird noch eifrig gepflückt in diesen Tagen. 400'000 Tonnen Äpfel erntet die Kooperative Melinda jedes Jahr. Ein Teil davon lagert sie in einem ehemaligen Bergwerk in der Nähe von Predaia.
Jahrelang wurden die Äpfel mit Lastwagen zum Berg hochgefahren. Seit wenigen Wochen aber schweben die Äpfel zum Berg – in der ersten Seilbahn ausschliesslich für Obst.
Weniger Lastwagenverkehr
Die Apfelseilbahn habe den Verkehr im Tal merklich verringert, sagt Fabrizio Conforti, Verantwortlicher für den unterirdischen Standort des Konsortiums Melinda: «Wir sparen 6000 Lastwagenfahrten, die wir früher benötigt haben, um die Äpfel von der Lagerbasis zu den Lagerräumen oben am Berg zu bringen und zurück.»
Die Apfelseilbahn bringt stündlich 460 Apfelbehälter von der Talstation zu den unterirdischen Lagerzellen im ehemaligen Bergwerk von Rio Maggiore. Neben Äpfeln lagern dort auch Weine und Parmesan.
Die Kabinen der Seilbahn fahren 450 Meter tief in den Berg hinein. Dort werden die Apfelkisten automatisch aus der Bahn geladen. Im ehemaligen Bergwerk gibt es viele verschiedene Lagerräume. Eine einzelne Lagerzelle ist elf Meter hoch und bietet Platz für 2800 Apfelkisten.
Und das ist das grosse Geheimnis dieser Umgebung, die es uns ermöglicht, durch die Lagerung hier rund 30 Prozent Strom zu sparen.
Der Vorteil dieser Lagerzellen ist die konstante Temperatur von rund 10 Grad das ganze Jahr über. Sind die Apfelkisten eingelagert, muss die Temperatur nur noch auf 1 Grad heruntergekühlt werden. Dann können die Äpfel bis zu einem Jahr dort gelagert werden.
Die Zellen seien eine Art natürlicher Kühlschrank, sagt Conforti: «Hier gibt es keine künstliche Isolierung, also kein Styropor oder ähnliche Dinge, die normalerweise verwendet werden.» Das Gestein selbst kann Kälte speichern und sie wieder abgeben, wenn ein warmer Körper eindringt: «Und das ist das grosse Geheimnis dieser Umgebung, die es uns ermöglicht, durch die Lagerung hier rund 30 Prozent Strom zu sparen.»
EU unterstützte Projekt zu 40 Prozent
Die Idee für eine Apfelseilbahn ist über zehn Jahre alt. Da es sich um die erste Seilbahn ausschliesslich für Obst handelt, musste die ganze Transportbahn neu geplant und gebaut werden, sodass heute alles vollautomatisch ablaufen kann.
Zehn Millionen Euro hat die Apfelseilbahn gekostet. 40 Prozent davon wurden mit Geld aus dem Europäischen Wiederaufbaufonds finanziert. Den Rest hat das Konsortium Melinda bezahlt.
Die Seilbahn stösst auch schon auf Interesse im Ausland. Erste Interessenten hätten bereits den Technologiepartner, die Firma Leitner, kontaktiert, um mehr Informationen zur Seilbahn zu erhalten.
Einige Interessenten seien bereits vor Ort gewesen, berichtet Conforti: «Wir hatten schon Besucher aus Mexiko und aus anderen Ländern, die gekommen sind, um die Seilbahn zu sehen und vielleicht darüber nachzudenken, sie anderswo nachzubauen.»