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Wie Russland in Afrika Allianzen schmiedet
Aus Rendez-vous vom 26.07.2022.
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Lawrow auf Afrikareise Russland in Afrika – wenig Aufwand, grosse Wirkung

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine bezogen die UNO-Mitgliedländer in der Generalversammlung Stellung. Das Ergebnis: 18 afrikanische Staaten mochten die Invasion nicht verurteilen. Eine Enttäuschung für den Westen. Eine Enttäuschung mit Ansage.

Die Russen bauen nämlich seit Jahren ihr Beziehungsnetz in Afrika aus. Als Handelspartner und Investor ist Russland zwar – verglichen mit China oder dem Westen – ein Non-Valeur. Doch es erreicht mit geringen Mitteln viel. Hauptsächlich mit Waffenlieferungen und Söldnern, mit denen Moskau wackelnde Regime stützt.

Der Kreml geht dabei opportunistisch und mit bescheidenen Ambitionen vor: Es strebt nicht an, afrikanische Staaten zu entwickeln, weder wirtschaftlich noch politisch. Es vertritt auch nicht die Interessen afrikanischer Völker, sondern stellt sich konsequent hinter afrikanische Machthaber, hauptsächlich Autokraten. Es nutzt Chancen, dort, wo der Westen Schwäche zeigt und lokale Führer verärgert. So zieht es diese auf dem internationalen Parkett auf seine Seite. Mehr will Russland gar nicht.

Auch China hat Ziele in Afrika

Das verstärkte russische Engagement stört auch Chinas Kreise nicht. Peking selber hat in Afrika weit ehrgeizigere Ziele als Russland. Es will nicht nur politisch die afrikanischen Länder hinter sich scharen, sondern auch deren riesige Rohstoffreserven für sich erschliessen. Und irgendwann sollen sich die chinesischen Milliardeninvestitionen in die afrikanische Infrastruktur auszahlen. Dass Russland mit seiner Afrikapolitik westliche Mächte stört, ist der chinesischen Führung gerade recht.

Wenn sich neben China nun auch Russland verblüffend erfolgreich in Afrika positioniert, hat das viel mit westlichen Fehlern zu tun. Gerade die USA behandeln den Kontinent seit langem stiefmütterlich. Peking hat Washington als Handelspartner und Investor um Längen überholt. Ex-US-Präsident Donald Trump hatte nur Verachtung übrig für Afrika. Für Joe Biden hat es zumindest keine Priorität.

Dazu kommt: Westliche Entwicklungshilfe, westliche Investitionen oder Handelsabkommen mit westlichen Ländern sind an Auflagen geknüpft: Demokratie, gute Regierungsführung und Korruptionsbekämpfung werden erwartet. Afrikas Staatschefs empfinden solcherlei als übergriffig. Aus Peking oder Moskau kommen keine solchen Forderungen. Das ist attraktiv, besonders für afrikanische Potentaten.

Russland profitiert von Kolonialgeschichte

Was Russland aber mehr hilft als alles andere, ist, dass es selber in Afrika nie Kolonien hatte. Die Afrikaner sind immer noch dankbar für die finanzielle und militärische Unterstützung der damaligen Sowjetunion bei ihren Befreiungskämpfen. Selbst ein Dreivierteljahrhundert nach dem Untergang der europäischen Imperien lässt sich mit der Erinnerung an die Kolonialreiche noch politisches Kapital schlagen. Moskau nutzt das sehr geschickt.

Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Rendez-vous, 26.07.2022, 12:30 Uhr

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