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LGBT-Rechte in Japan Gleichgeschlechtliche Ehe wird nicht anerkannt

Offene Anfeindungen erleben Koki Hayashi und sein Partner in Tokio nicht. Doch ihre Ehe offiziell eintragen zu lassen, das geht nicht.

Koki Hayashi wohnt in einer Zweizimmerwohnung in Tokios Stadtteil Shibuya. Der 29-Jährige lebt hier mit seinem US-amerikanischen Lebenspartner Matthew Kocourek. Die beiden haben sich vor fünf Jahren in der japanischen Metropole kennengelernt. Später heirateten sie in den USA. Zurück in Tokio wollten sie ihre Ehe auf dem hiesigen Standesamt registrieren lassen.

«Die Beamtin war völlig verwirrt und wies unseren Antrag zurück», erzählt Hayashi. «Sie holte schliesslich ihren Vorgesetzten. Dieser erklärte uns dann, dass eine Eheregistrierung nicht möglich sei.» Ihre Beziehung könnten die beiden Männer im Stadtteil Shibuya dagegen sehr wohl eintragen lassen.

Regionale Registrierungen nicht bindend

Seit vier Jahren stellte Shibuya Zertifikate für gleichgeschlechtliche Paare aus – als erste Regierung in Japan. Seither folgten weitere Bezirke und Städte.

Doch diese Zertifikate würden wenig bringen, sagt Hayashi. «Wenn man zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen oder eine Lebensversicherung abschliessen möchte, liegt es an den Unternehmen, ob sie diese Zertifikate akzeptieren wollen. Denn rechtlich sind diese Partnerschaftszertifikate nicht bindend.»

Die konservative Regierung unter Shinzo Abe will von einer sogenannten Homo-Ehe nichts wissen. Die Regierungspartei stellt sich auf den Standpunkt, dass man dafür die Verfassung ändern müsste, und will sich des Themas nicht annehmen. Dieses Jahr reichten deshalb mehrere gleichgeschlechtliche Paare in Japan Klage ein und versuchen so, über den juristischen Weg eine Eheöffnung zu erreichen. Bis zu einem Entscheid könnte es Jahre dauern.

«Mach was du willst, aber rede nicht darüber»

Zwar gebe es in Japan Diskriminierungen von Schwulen, Lesben und Transgender. Aber es gebe keine Organisation, die sich offiziell dem Kampf gegen die LGBT-Rechte verschrieben hätte. «Das ist natürlich einerseits gut», sagt Mika Yakushi. Er arbeitet für die Non-Profit-Organisation Rebit, die in Schulen, Firmen und Behörden über Homo-, Bisexualität und Transgender aufklärt. «Andererseits kommt so auch die Diskussion nicht richtig in Gang.»

Offene Anfeindungen haben Hayashi und sein Lebenspartner in Japan bisher nicht erlebt. «Es ist diese Kultur von ‹mach was du willst, aber rede nicht darüber›», sagt Kocourek. «Sie können am Wochenende ins Tokioter Ausgehviertel gehen, sich etwas Verrücktes anziehen und machen, was Sie wollen. Das wird akzeptiert, so lange Sie im Alltag dazu schweigen.»

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