Die syrische Armee soll Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetzen. Bisher war unklar, woher diese Waffen kommen. Laut «New York Times» kommen sie aus Nordkorea. Sie beruft sich auf einen unveröffentlichten UNO-Bericht. Pjöngjang soll der syrischen Regierung Material geliefert haben, aus dem auch Chemiewaffen hergestellt werden könnten. Nordostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi, schätzt die Vorwürfe ein.
SRF News: Sind sie überrascht, dass Nordkorea Geschäfte mit Syrien treiben soll?
Martin Aldrovandi: Das überrascht micht nicht. Die beiden Länder sind sich zumindest nicht fremd, denn sie haben Beziehungen, die bis in die Zeit des Kalten Kriegs zurückreichen. Schon damals unterstützte Nordkorea Syrien im Sechs-Tage-Krieg gegen Israel und die USA. Vor ein paar Jahren haben die syrischen Behörden in Damaskus ein Denkmal für den damaligen nordkoreanischen Machthaber Kim il-Sung eingeweiht.
Das zeigt: Die beiden Länder sind sich wohlgesonnen. In jüngster Zeit hat Nordkorea das syrische Regime unter Baschar al-Assad auch immer wieder gelobt und im syrischen Bürgerkrieg diplomatisch klar Stellung bezogen.
Gibt es noch andere Länder, denen Nordkorea Waffen liefert?
Was militärische Beziehungen angeht, ist Nordkorea mit einer Reihe von afrikanischen Ländern gut vernetzt. Mit ihnen soll es auch solche Handelsbeziehungen pflegen. Waffen sollen an Staaten wie Angola, Eritrea oder auch Tansania geliefert worden sein. Angeblich hat Pjöngjang in diesen Ländern auch Soldaten ausgebildet.
Auch diese Beziehungen gehen auf den Kalten Krieg zurück. Nordkorea suchte auf dem afrikanischen Kontinent Verbündete unter den Staaten, die damals gerade unabhängig geworden waren. Mit der zunehmenden internationalen Isolierung in den vergangenen Jahren hat Nordkorea diese Beziehungen wieder intensiviert.
Die UNO-Sanktionen gegen Nordkorea können diese Waffenlieferungen also nicht verhindern?
Nicht vollständig. Sanktionen erschweren Pjöngjang den Waffenhandel natürlich. Aber es hat viel Erfahrung, beispielsweise mit sogenannten Tarnfirmen, wo der Handel über Strohmänner abgewickelt wird. Es nutzt aber auch diplomatische Kanäle in Botschaften im Ausland, um die Sanktionen zu umgehen und an Devisen zu kommen.
Der Bericht der UNO zu den Chemiewaffenlieferungen ist noch nicht bestätigt. Hat Nordkorea trotzdem schon darauf reagiert?
Zu diesem konkreten Fall noch nicht. Wenn überhaupt äussert sich Nordkorea zu Vorwürfen aus dem Westen meist mit einer Rückweisung. Auch deshalb ist es für die internationale Gemeinschaft, allen voran die USA, wichtig, Beweise zu finden, die sie vorlegen können.
Das Gespräch führte Miriam Knecht.