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Macht der Bilder im Fussball «Bei schwitzenden Fussballspielerinnen gibt es Berührungsängste»

Die Frauenfussball-WM in Frankreich ist zu Ende. Weltmeisterin ist das Team aus den USA geworden. Daran, dass Frauen im Fussball weniger verdienen und weniger beachtet werden, hat sich noch nichts geändert. Für die Geschlechterforscherin Marianne Meier von der Universität Bern war die WM trotzdem ein Erfolg. Immerhin sei die Entlöhnungsfrage thematisiert worden.

Marianne Meier

Historikerin und Genderforscherin

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Aufgwachsen in Bösingen im Kanton Freiburg, studierte Marianne Meier (43) an der Universität Freiburg Zeitgeschichte, Staatswissenschaft und Politologie. Heute arbeitet sie am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung an der Universität Bern. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Sport und Gender, Vorbilder im Sportkontext sowie Menschenrechte und Sport.

SRF News: Wieso verdienen Frauen im Fussball viel weniger als Männer?

Marianne Meier: In Bezug auf die Bezahlung wird argumentiert, dass die Frauen den Klubs weniger einspielen, dass sie weniger vermarktbar seien. Ich denke, das hat mit dem Frauenbild in den Medien und im Sport zu tun. Dieser Widerspruch zwischen dem Frau-Sein und dem Sportlerin-Sein kommt dort zum Tragen. Frau-Sein wird eher als passiv, sanft, zart, schön, lieblich interpretiert. Als Sportlerin muss man aktiv, muskulös, aggressiv und selbstsicher sein, damit man Erfolg haben kann. Das führt zu einem Gegensatz.

Häufig wird argumentiert, dass Fussballspiele von Frauen weniger attraktiv seien als solche von Männern. Ist das wirklich ein Grund?

Attraktivität liegt im Auge und im Empfinden der betrachtenden Person. Attraktivität kann technisch auch produziert werden. Wenn man mehrere Kameras hat, dann kann ein lahmes Spiel attraktiv und schnell gemacht werden, mit Grossaufnahmen, Wiederholungen und bestimmten Einstellungen.

Was heisst attraktiv? Heisst es Zweikampf-betont, hart, viele Fouls, mit Schwalben?

Auch ein sehr gutes Spiel wirkt lahm und träge, wenn es weniger Kameraeinstellungen gibt. Diese WM hat auch deshalb attraktive Spiele zeigen können, weil ein hoher technischer Stand angewendet wurde. Das ist ein Aspekt, den es nicht zu unterschätzen gilt, auch in der Wirkung nach aussen.

Würden Sie sagen, Frauen spielen genauso attraktiv wie Männer?

Wie gesagt: Was heisst attraktiv? Heisst es Zweikampf-betont, hart, viele Fouls, mit Schwalben? Das Frauenspiel ist häufig weniger schnell und weniger körperbetont. Es kann andere Trümpfe ausspielen. Die Frage ist, ob man zum Beispiel das schwitzende, schmerzverzerrte Gesicht einer Frau sehen will. Da gibt es Berührungsängste, mehr als bei der Attraktivität.

Was würden Sie dem Schweizer Fussballverband empfehlen, wie er die Mädchen besser fördern könnte?

Der Fussballverband müsste eine zweigleisige Strategie fahren, nämlich top-down (dt.: von oben nach unten, Anm. der Red.) und bottom-up (dt.: von unten nach oben, Anm. der Red.).

Eine proaktivere Massnahme wäre, dass man Clubs vorschreibt, dass sie Frauenabteilungen und auch ein gewisses Budget dafür haben müssen.

Man müsste das Gespräch mit der Politik, mit der Wirtschaft, mit Medien und im Bereich Weiterbildung suchen. Eine proaktivere Massnahme wäre, dass man Clubs vorschreibt, dass sie Frauenabteilungen und auch ein gewisses Budget dafür haben müssen. Wahrscheinlich wäre das nötig, damit der Verband nicht nur Spielerinnen fördert, sondern auch die Ausbildung von Trainerinnen und Schiedsrichterinnen.

Das Schweizer Frauenfussballnationalteam hat sich nicht für die WM qualifiziert. Konnte dieser Anlass trotzdem etwas zur Gleichstellung der Frauen in der Schweiz beitragen?

Ja, ich denke schon. Es wurde viel diskutiert über die gleiche Entlöhnung. In Bern gab es eine Initiative in Bezug auf Restaurants und Cafés, damit sie Public Viewing veranstalteten. Die SP-Schweiz hat eine Online-Petition lanciert, weil SRF nur gerade vier Spiele der ganzen WM live gezeigt hat. Für ein öffentlich-rechtliches Medium wird das als ungenügend eingestuft. Das alles spielte sich an dieser WM ab.

Das Gespräch führte Daniela Püntener.

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