Ein internationales Team rund um die deutsche ARD und das Schweizer Online-Magazin «Republik» hat aufgedeckt, dass sich Doping-Proben leicht manipulieren lassen – obwohl bereits nach den Doping-Skandalen von 2014 Besserung versprochen wurde. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Wie können die Proben manipuliert werden?
Dem Recherche-Team ist es gelungen, Urin-Behälter mit einem Glasschneider zu öffnen und so den Deckel der Flasche herauszuschrauben. Dieser speziell konstruierte Deckel dient eigentlich zur Versiegelung der Urinproben und sollte durch das Öffnen zerstört werden. Wenn er auf eine neue Flasche geschraubt wird, können Labore die Proben schlecht oder gar nicht voneinander unterscheiden. Zudem gelang es den Journalisten, eine geschützte Etikette und ein Fläschchen zu kopieren – auch das sollte eigentlich nicht möglich sein – und sogar einige Fläschchen zu öffnen, ohne dass der Deckel beschädigt wurde.
Gab es das schon einmal?
Ja. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi wurden Fläschchen von russischen Athleten geöffnet und der enthaltene Urin ausgetauscht. Danach versprach der Hersteller Verbesserungen.
Was hat die Schweiz damit zu tun?
Hergestellt werden diese Flaschen vom Toggenburger Unternehmen Berlinger. Dieses hatte nach dem Skandal in Sotschi eine neue, verbesserte Flaschen-Serie versprochen. Offenbar erfüllen diese die Anforderungen aber auch nicht. Berlinger verweist darauf, dass nicht klar sei, ob die Flaschen richtig verschlossen waren. Die Journalisten geben aber an, streng nach Anweisung gehandelt zu haben.
Wie reagiert Berlinger auf die Vorwürfe?
Sprecher Hans Klaus sagt zu Radio SRF: «Diese Vorwürfe sind nicht alle nachvollziehbar für uns. Wir werden ihnen aber grosse Aufmerksamkeit schenken. Wir werden versuchen herauszufinden, wie die Testmethoden waren.» Zudem prüfe man ein neues Produkt, das noch vor den Olympischen Winterspielen in Umlauf gebracht werden soll.
Welche Auswirkungen hat das?
Die Glaubwürdigkeit der Athleten steht auf dem Spiel. Laut ARD können die Doping-Tests vor Gericht angefochten werden, wenn die Versiegelung der Fläschchen fehlerhaft ist. Die Welt-Antidoping-Agentur WADA will die Behälter überprüfen. Matthias Kamber von Antidoping Schweiz geht noch einen Schritt weiter: Er fordert, dass die Kontrollprozesse verstärkt werden und die Proben nie unbeaufsichtigt sein dürfen.