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Mar-a-Lago Treffen mit Kanye West und Antisemiten – Trump in Erklärungsnot

Bei einem Dinner traf Donald Trump neben dem US-Rapper Kanye West auch den Antisemiten Nick Fuentes. Dies führt zu scharfer Kritik – auch aus den eigenen Reihen.

    Zwei Verbündete trafen sich zu einem Dinner, hatten dasselbe Ziel und gingen im Streit auseinander. Donald Trump und US-Rapper Kanye West führten letzten Dienstag ein Gespräch über die Präsidentschaftswahlen 2024 in Trumps Anwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida.

    Die beiden Republikaner, die in den vergangenen Jahren für ein «Make America great again» einstanden, müssten sich eigentlich bestens verstanden haben. Das Problem: Beide wollen 2024 bei den Präsidentschaftswahlen als Kandidierende für die Republikaner antreten. Aus zwei Gleichgesinnten wurden zwei Rivalen.

Scharfe Kritik aus dem weissen Haus

Aus den eigenen Reihen sorgte das Treffen für scharfe Kritik, denn: Kanye West verbreitete in der näheren Vergangenheit antisemitische Hassreden und verharmloste die Sklaverei. Deswegen kündigte der Sporthersteller Adidas im Oktober die millionenschwere Zusammenarbeit mit West.

Beim Dinner ebenfalls anwesend waren drei Freunde von Kanye West. Darunter auch der rechtsextreme Antisemit Nick Fuentes. Der Holocaust-Leugner verbreitete in der Vergangenheit wie Kanye West antisemitische Hassreden. Sein YouTube-Kanal war Anfang 2020 dauerhaft gesperrt worden.

Wer ist Nick Fuentes?

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Nick Fuentes spricht ins Mikrophon.
Legende: Nick Fuentes spricht auf einer Kundgebung am 13. November 2021. imago images/MediaPunch

Nicholas Joseph Fuentes ist ein US-amerikanischer Kommentator und Live-Streamer. Er verbreitet antisemitische Verschwörungstheorien und leugnet den Holocaust.

Die Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League nennt ihn einen «White Supremacist». «White Supremacy» beschreibt die Ideologie der Vorherrschaft von Weissen. Der im Netz aktive Veranstaltungsorganisator stellt sich ausserdem gegen Frauenrechte und diskriminiert die LGBTQI-Gemeinschaft.

Dass sich Trump mit solchen Leuten trifft, ist für das Weisse Haus inakzeptabel: «Intoleranz, Hass und Antisemitismus haben in Amerika absolut keinen Platz – auch nicht in Mar-a-Lago», sagte der stellvertretende Pressesprecher des Weissen Hauses, Andrews Bates, bei CNN. Die Leugnung des Holocaust sei «widerwärtig und gefährlich» und müsse «entschieden verurteilt werden».

Auch von früheren Mitstreitern wird Trump scharf kritisiert: «An meinen Freund Donald Trump, du bist besser als das. Selbst der Besuch eines Antisemiten wie Kanye West und menschlichen Abschaums wie Nick Fuentes ist inakzeptabel.», schreibt David Friedman, Trumps ehemaliger Botschafter in Israel, auf Twitter. Friedman fordert Trump auf, sich von den beiden zu distanzieren.

Wie das Treffen genau ablief, dazu gibt es zwei Versionen:

Die Version von Kanye West

Nach dem Abendessen veröffentlichte West unter dem Künstlernamen «Ye» ein Video auf Twitter, in dem er durchblicken liess, dass er bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 antreten und Trump als Vize-Präsidenten haben wolle.

Darüber habe er Trump bei dem Dinner in dessen Anwesen Mar-a-Lago informiert. Laut West reagierte Trump empört, schrie ihn an und prophezeite ihm eine Niederlage. Zudem behauptet West, dass Trump vom rechtsextremen Antisemiten Nick Fuentes beeindruckt gewesen sei. Das Video auf Twitter wurde mittlerweile wieder gelöscht.

Kayne West steht auf der Bühne mit einem Mikrophon.
Legende: Der US-Rapper Kanye West ist bekannt für seine antisemitischen Äusserungen. Keystone/ ETIENNE LAURENT

Die Version von Donald Trump

Trump bestreitet, Fuentes gekannt zu haben und beteuert, dass er nicht wusste, dass noch drei Freunde von Kanye West anwesend sein würden. Auf seiner Plattform Truth Social beschreibt der Ex-Präsident das Treffen als «ereignislos».

In einem ist er sich aber mit dem US-Rapper einig: Beim Abendessen sei es um Wests Präsidentschaftsambitionen gegangen. Trump schreibt, er habe ihm geraten, auf keinen Fall für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Und fügte hinzu: «Wir kamen gut miteinander aus, er äusserte keinen Antisemitismus.»

Tagesschau, 18.11.2022; 19:30 Uhr

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