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Masernausbruch in Brooklyn «Impfgegner versuchen, Misstrauen zu verstärken»

Teile des New Yorker Stadtbezirks Brooklyn haben mit Masern zu kämpfen. Besonders betroffen ist das Viertel Williamsburg, in dem besonders viele orthodoxe Juden leben. Johanna Bruckner sieht Reisen nach Israel, Grossbritannien und in die Ukraine als Hauptgrund für die hohe Zahl an Erkrankungen.

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Johanna Bruckner arbeitet in New York als Korrespondentin für die «Süddeutsche Zeitung». Sie hat in München Kommunikationswissenschaften studiert.

In Brooklyn gilt nun Impfpflicht. Doch streng orthodoxe Juden halten sich nicht daran. Das geht mit einem hohen Misstrauen gegenüber Behörden einher, erklärt Bruckner.

SRF News: Ist Williamsburg das Epizentrum der Masern?

Johanna Bruckner: Ja. Der südliche Teil von Williamsburg wird bewohnt von streng orthodoxen Juden, so genannte Chassiden. Ein grosser Gegensatz zum Rest des Stadtteils, der sehr modern und jung ist. Im südlichen Teil ist es, als würde man in eine Parallelwelt eintreten. Die chassidischen Juden haben ihre Ursprünge im Osten der Ukraine. Sie haben eigene Schulen, Supermärkte, Ärzte, Krankenhäuser. Und obwohl die Chassiden sich nicht so streng dem Fortschritt verwehren, interagieren sie nicht wirklich mit dem Rest der Stadt, sondern leben sehr für sich.

Chassidische Juden mit Bärten, schwarzen Hüten und Smartphones
Legende: Im Gegensatz zu Amischen verwehren Chassiden sich nicht dem Fortschritt: Sie besitzen Handys und fahren auch Auto. Reuters

Religionsschulen und Kitas in Williamsburg dürfen keine ungeimpften Kinder mehr betreuen, Masernimpfung ist verpflichtend. Halten sich die Leute daran?

Nein. Die New Yorker Regierung hat in den letzten Monaten versucht, mit einer Aufklärungskampagne die Masernepidemie einzudämmen. Man hat vor Ort mit Rabbinern zusammengearbeitet, Flyer verteilt und ungeimpfte Kinder nicht mehr zum Unterricht zugelassen. All das hat nichts gebracht, weil innerhalb dieser streng gläubigen Gemeinde ein hohes Misstrauen gegenüber sämtlichen Regierungsinstitutionen vorherrscht.

Eine kleine Gruppe an Impfgegnern versucht, das Misstrauen gegen die Regierung weiter zu verstärken.

Gibt es noch andere Gründe für die Impfweigerung?

Viele orthodoxe Juden befürworten die aktuelle Massnahme der Regierung. Die streng jüdischen Familien sind meistens sehr kinderreich und wollen ihre Kinder schützen. Aber eine kleine Gruppe an Impfgegnern versucht, das Misstrauen gegen die Regierung weiter zu verstärken. Sie sagen etwa, die Impfstoffe seien nicht koscher oder die Stadt versuche nur, Geld zu machen. So wird versucht, gegen die Massnahmen der Regierung zu arbeiten.

Chassidische Schulkinder mit Kippas
Legende: Ungeimpfte Kinder müssen zuhause bleiben: Ein Grossteil der jüdischen Gemeinde in Williamsburg befürwortet die Massnahme. Reuters

Kann dieser massive Masernausbruch unter Kontrolle gebracht werden?

Bürgermeister Bill de Blasio scheint zuversichtlich, dass die Androhung von hohen Geldstrafen für diejenigen, die sich der Impfung verweigern, fruchten. Allerdings gab es Anfang der 90er-Jahre in Philadelphia eine schlimme Masernepidemie. Als die Massnahmen der Regierung griffen – unter anderem eine Impfpflicht – war die Krankheit schon wieder am abebben. Wenn man sich das vor Augen führt, muss man zumindest bezweifeln, dass die Impfpflicht so viel bringen wird.

Könnten sich die Masern noch weiter ausbreiten?

Das ist die grosse Frage. Bislang gibt es knapp 300 Krankheitsfälle, die sich vor allem auf die chassidische Gemeinde beschränken. Es ist eher zu befürchten, dass sich die Krankheit innerhalb dieser Gemeinde weiter ausbreiten wird. Es werden auch sogenannte Masernpartys veranstaltet – man geht davon aus, dass gesunde Kinder über die Zeit eine Immunisierung gegen das Virus entwickeln.

Dass sich die Masern auch im Rest New Yorks verbreiten werden, halte ich für fraglich.

Das Pessach-Fest steht vor der Tür, die Familien laden sich dabei gegenseitig ein und bekommen Besuch von aussen. Dass sich die Masern auch im Rest New Yorks verbreiten werden, halte ich für fraglich. Die strenggläubigen Juden leben so abgeschottet, dass sie kaum Kontakte mit dem Rest New Yorks haben.

Das Gespräch führte Barbara Büttner.

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