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Dänemark und das missglückte Ende der Pandemie
Aus News Plus vom 10.11.2021. Bild: SRF
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Massnahmen und Impfdurchbrüche Nimmt diese Pandemie niemals ein Ende?

Dänemark führt wieder Corona-Beschränkungen ein. Warum reicht die hohe Impfquote nicht?

Dänemark im September: Die Pandemie sei unter Kontrolle, keine Massnahmen seien mehr nötig. Zwei Monate später rudert die dänische Regierung zurück. Corona-Beschränkungen werden wieder eingeführt und es braucht ein Zertifikat für gewisse Aktivitäten.

Grund sind die steigenden Fallzahlen. «Die Zahlen sind in die Höhe geschnellt und jetzt konnte die Regierung nicht anders handeln, als sie es getan hat», sagt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann.

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Dänemark krebst zurück
aus SRF 4 News aktuell vom 09.11.2021. Bild: Keystone/Symbolbild
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Dänemark galt als Vorbild bezüglich der Impfquote. Doch die 75 Prozent reichen anscheinend nicht. «Ein Punkt bei den Corona-Impfungen ist, dass man das Virus unter Umständen trotzdem weitergeben kann», erklärt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel.

Die Impfungen vermitteln keine sterile Immunität, wie es beispielsweise ein Masernimpfstoff tut. Diese sterile Immunität sorge dafür, dass Geimpfte nicht nur nicht mehr schwer krank werden, sondern sich nicht mehr oder fast nie infizieren. «Bei Corona reduziert die Impfung das Risiko von Infektion und Weitergabe des Virus, aber nicht auf null.»

Zu wenige Geimpfte und Genesene

Die Impfungen bremsen die Pandemie zu wenig. «Wenn die Corona-Impfungen dafür sorgen würden, dass sich Geimpfte nicht mehr anstecken können, hätte eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent eine stärkere Bremswirkung. Weil sich Geimpfte aber anstecken können und das Virus weitergeben, wird diese Bremswirkung schwächer», erklärt Katrin Zöfel.

Zöfel beschreibt die Impfungen als eine Art Barriere, welche die Ungeschützten auch mit schützt. «Im Fall von Corona ist diese Barriere auch da, aber sie ist ein bisschen löchrig.» Die Zahl der Ungeschützten werde entscheiden, wie die nächsten Monate verlaufen. 

Anzahl Geimpfte: Wieso unterschiedliche Angaben?

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Manchmal ist die Rede von 85, manchmal von 75 Prozent, was die Anzahl der Geimpften in Dänemark betrifft. Betrachtet man die gesamte Bevölkerung, sind in Dänemark 75 Prozent geimpft. In der Schweiz sind es 64.5 Prozent. Wenn man nur den Teil der Bevölkerung betrachtet, der geimpft werden darf, also alle Menschen über 12 Jahre, dann sind in Dänemark 85 Prozent geimpft. In der Schweiz sind es rund 73 Prozent.

Die Gretchenfrage ist: Wie viel Ungeschützte sind noch da und wie schnell stecken sie sich an? Wären es viele und ginge es schnell, würde man das spüren. Und auch bei einer Impfquote von 75 Prozent wie in Dänemark wären die Spitäler eventuell schnell wieder überlastet.

Menschen sitzen draussen in einer Bar.
Legende: Die Wissenschaftsredaktorin sieht die Zertifikatspflicht nicht als extrem harte Massnahme, da so viele Menschen geimpft sind. «Das ist kein Lockdown, keine Sperrstunde. Schulen, Läden, Restaurants, Kneipen bleiben offen.» Reuters

Zöfel würde den Versuch Dänemarks, die Pandemie für beendet zu erklären, dennoch nicht als gescheitert bezeichnen. «Sie haben es versucht. Die Verantwortlichen haben von Anfang an gesagt: Wenn die Zahlen wieder hochgehen, werde man wieder Restriktionen einführen müssen.»

Was heisst das für die Schweiz?

Hier gilt laut Katrin Zöfel das Gleiche wie in Dänemark: «Die Zahl der Ungeschützten und ihr Ansteckungsrisiko sind entscheidend.» Laut aktueller Schätzung des BAG seien etwa eine Million Erwachsene ungeschützt. «Das kann, wenn sich alle infizieren, noch einmal Tausende Menschen in die Spitäler bringen.»

Doch in der Schweiz seien die Beschränkungen strenger als in Dänemark, auch nach Wiedereinführung des «Green Pass». «In der Schweiz wird das Virus stärker gebremst. Wie stark diese Bremswirkung ist, wird man sehen», so Zöfel.

Training für das Immunsystem

Man hört vermehrt von Impfdurchbrüchen und nachlassender Wirkung der Impfung. Aber Geimpfte, die sich mit wenig Symptomen mit Corona infizieren, bekämen dadurch einen natürlichen Booster. «Auf eine Art ist es auch gut, dass das Virus zirkuliert», sagt Zöfel. «Das Immunsystem wird immer weiter trainiert unter den Geimpften, ohne dass es häufig schwere Folgen hätte.»

Auf eine Art ist es auch gut, dass das Virus zirkuliert.
Autor: Katrin Zöfel SRF-Wissenschaftsredaktorin

Zudem gebe es einige Impfungen, bei denen es drei Dosen brauche, bis der Immunschutz dauerhaft gut bleibe. Corona wäre also keine Ausnahme. «Man kann hoffen, dass ein Booster reicht, um den Immunschutz dauerhaft stabil zu halten.»

SRF 4 News, 10.11.2021, 07:00 Uhr;

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