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Mautgebühren Darum ist die Autobahngebühr in Italien so hoch

Mailand-Rom kostet bis zu 50 Euro Gebühr. Das hat mit der Privatisierung tun, aber auch mit Italiens Topografie.

Darum geht es: Wer in Italien die Autobahn benutzen will, muss an den Mautstellen Gebühren bezahlen. Und diese sind vergleichsweise hoch. So kostet etwa eine Fahrt im PKW von Mailand nach Rom und zurück bis zu 100 Euro. Die hohen Autobahngebühren in Italien – der Durchschnittsverdienst einer Angestellten, eines Angestellten beträgt zwischen 1000 und 2000 Euro – hat mit der Privatisierung der Autobahnen zu tun, aber auch mit Italiens Topografie: viele Hügel, viele Tunnels – also hohe Kosten beim Autobahnbau.

Die Geschichte: Die italienischen Autobahnen wurden ab Ende der 1990er-Jahre privatisiert. Gefördert von der EU rollte damals eine Privatisierungswelle durch Italien. Nicht nur die Autobahnen standen zur Disposition, man diskutierte darüber, auch die Post oder die Bahn zu privatisieren. Damit sollten einerseits Einnahmen für den klammen Staat generiert werden. Andererseits hoffte man, Private würden die trägen staatlichen Unternehmen effizienter führen.

Die Autobahnen spülten der Unternehmerfamilie viele Milliarden Euro in die Kasse.
Autor: Franco Battel Italien-Korrespondent von Radio SRF

Die Privatisierung: Unter den neuen Besitzern der grössten Autobahnbetreiberin Italiens, der «Autostrade per l'Italia», figurierte etwa die Familie Benetton, die vor allem mit ihren Kleidern bekannt war. Bald gehörte Benetton fast die Hälfte der italienischen Autobahnen. «Diese spülten der Unternehmerfamilie viele Milliarden Euro in die Kasse», wie SRF-Italienkorrespondent Franco Battel es ausdrückt.

Der Unterhalt: Schon bald fragte man sich in der italienischen Bevölkerung, ob die neuen Besitzer auch genügend in den Unterhalt der Autobahnen investierten. «Spätestens ab 2018 wurde diese Frage klar mit Nein beantwortet», sagt der Korrespondent. Damals stürzte die Morandi-Autobahnbrücke in Genua ein. Dabei starben 43 Menschen, Betreiberin des betroffenen Abschnitts war «Autostrade per l'Italia».

Folgen des Brückeneinsturzes: Nach dem Einsturz der Morandi-Brücke wurde die Diskussion um die privaten Autobahnen in Italien intensiver. Auch wenn der tragische Vorfall noch nicht vollständig aufgearbeitet und gerichtlich beurteilt worden ist – klar ist: Beim Unterhalt der Morandi-Brücke ist etwas schiefgelaufen. Und auch der Staat hat bei der Aufsichtspflicht versagt. Als direkte Folge übernahm der Staat die Mehrheit von «Autostrade per l'Italia». Für die Reprivatisierung der Autobahnen Italiens setzte sich vor allem das linkspopulistische Movimento Cinque Stelle ein.

Neue Regierung, neue Pläne: Unter der Regierung von Giorgia Meloni von den Fratelli d'Italia, die seit 2022 regiert, ist die Privatisierung der Autobahnen wieder gebremst worden. Meloni setzt weniger auf den Rückkauf durch den Staat als vielmehr auf verstärkte staatliche Kontrollen der Autobahnen sowie eine Revision der Konzessionen, damit mehr Geld in den Unterhalt der privaten Schnellstrassen fliesst.

SRF 4 News aktuell, 5.5.2025, 06:20 Uhr ; 

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