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Mitentdecker der Mutante Omikron: Die gute und die schlechte Nachricht aus Südafrika

In Südafrika wurde die Omikron-Variante Ende November erstmals nachgewiesen. Auch dort schnellten die Infektionszahlen hoch. Inzwischen aber hat die Regierung den Höhepunkt der Omikron-Welle für überschritten erklärt. Diverse Einschränkungen im öffentlichen Leben wurden aufgehoben. Was das für die Schweiz bedeuten könnte, erklärt der Virologe Wolfgang Preiser von der Universität Stellenbosch in der Nähe von Kapstadt.

Wolfgang Preiser

Virologe Stellenbosch Universität

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Wolfgang Preiser studierte in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main Medizin und spezialisierte sich später dort und in London auf medizinische Virologie. Er ist Mitglied des Forschungskonsortiums, das die Omikron-Variante entdeckt hat.

SRF News: Ist Omikron in Südafrika noch präsent?

Wolfgang Preiser: Obwohl die Zahlen langsam zurückzugehen beginnen, ist Omikron noch immer sehr präsent. Es gibt nach wie vor eine Fülle von Infektionsfällen.

Hierzulande konnte man lesen, die Zahlen seien zunächst rasant in die Höhe geschnellt und dann rasant wieder gesunken. Stimmt das gar nicht?

Es stimmt insofern, als der Höhepunkt in den meisten Landesteilen überschritten ist. Der Abschwung scheint in der Tat fast so steil zu verlaufen wie der Aufschwung. Die Infektionszahlen haben sich im Nullkommanichts in schwindelerregende Höhen hochgeschraubt – und ebenso rasch scheinen sie auch wieder abzunehmen. Aber es infizieren sich nach wie vor sehr viele Menschen. Das beweist noch einmal, wie hochinfektiös dieses Virus ist.

Haben Sie damit gerechnet, dass sich die Welle so schnell wieder abbaut?

Nein, das muss ich ehrlich sagen. Anlässlich mehrerer Ausbrüche in Südafrika haben wir damals festgestellt, dass eine neue Variante mit einer Fülle an Mutationen unterwegs ist. Viele davon kannten wir schon, andere nicht. Es bestand die Sorge, dass sich die Eigenschaften des Virus nachteilig verändern könnten.

Wir sehen ganz klar ein Auseinanderlaufen von Infektionszahlen und schweren Erkrankungen. Das ist für uns eine enorme Erleichterung.
Autor:

Wir haben damit gerechnet, dass wir zu den Weihnachtsfeiertagen mit unglaublichen Zahlen von Schwerstkranken konfrontiert wären – das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Wir sehen ganz klar ein Auseinanderlaufen von Infektionszahlen und schweren Erkrankungen. Das ist für uns eine enorme Erleichterung, auch wenn nach wie vor schwere Erkrankungen auftreten.

Worauf ist es zurückzuführen, dass Südafrika glimpflicher als befürchtet durch die Omikron-Welle gekommen ist?

Anfangs war ich sehr skeptisch, dass das Virus als solches harmloser ist als seine Vorgänger. Nun erhärten sich aber Befunde auf verschiedenen Ebenen – von Zellkultur- über Tierversuche zu epidemiologischen Untersuchungen. Es scheint so zu sein, dass die Wahrscheinlichkeit, an Omikron schwerst zu erkranken, gegenüber den anderen Varianten vermindert ist.

Für Nicht-Geimpfte wird es eng in Europa – denn dort haben weniger Menschen bereits eine Infektion mit dem Virus durchgemacht als in Südafrika.
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Inwiefern lassen sich die Erkenntnisse aus Südafrika auf die Schweiz übertragen? Hier ist die Bevölkerung älter, es ist Winter und noch immer sind rund 30 Prozent nicht geimpft.

Das ist das grosse Problem. Hier in Südafrika ist es Hochsommer, auch wenn es über die Feiertage viele Reisen, Verwandtenbesuche und Feiern gab. Aber vieles spielt sich bei angenehm warmen Temperaturen im Freien ab. Ganz wichtig ist aber auch, dass sich in Südafrika im Laufe der Pandemie schon sehr viele Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben.

Südafrikanerin mit Maske
Legende: Schätzungen gehen davon aus, dass sich 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung in Südafrika bereits mit dem Coronavirus angesteckt haben und wieder genesen sind. Zusammen mit den 40 bis 45 Prozent der Erwachsenen, die bereits geimpft sind, gebe es einen erheblichen Grad von Immunität in der Bevölkerung, sagt Preiser. Keystone

Das ist sicherlich der entscheidende Faktor dafür, dass die Zahl der schweren Erkrankungen und Todesfälle derart hinter den Infektionszahlen zurückgeblieben ist. Die relativ wenigen Patienten, die schwer erkranken, sind praktisch ausnahmslos ungeimpft.

Aufgrund seiner hohen Ansteckungsfähigkeit läuft dieses Virus nun mit der Brechstange auf eine endemische Situation zu.
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Für Nicht-Geimpfte wird es also eng in Europa – denn dort haben weniger Menschen bereits eine Infektion mit dem Virus durchgemacht als in Südafrika, wo viele Menschen in Armut leben und sich nicht wirklich schützen konnten. Wer jetzt nicht immun ist und infiziert wird, hat vermutlich immer noch ein erhebliches Risiko einer schweren Erkrankung. Das Virus ist unglaublich ansteckend. Ihm zu entkommen, wird auf Dauer kaum möglich sein.

Gerade, weil Omikron so ansteckend ist, gibt es die Hoffnung, dass es das Ende der Pandemie bedeuten könnte. Die These: Viele Menschen bauen einen Immunschutz auf, ohne schwer zu erkranken.

So stellt es sich derzeit tatsächlich dar. Sehr viele Menschen haben Durchbruchsinfektionen gehabt. Selbst eine Immunität schützt nicht davor, infiziert zu werden, und man ist auch wieder ansteckend. Deswegen verbreitet sich das Virus auch so enorm. Aber die Erkrankungsschwere ist sehr vermindert.

Ich kann mir nur wünschen, dass in Europa, wo Impfstoffe reichlich zur Verfügung stehen, möglichst alle davon Gebrauch machen.
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Aufgrund seiner hohen Ansteckungsfähigkeit läuft dieses Virus nun mit der Brechstange auf eine endemische Situation zu. Es zwingt alle diejenigen, die sich – leider – nicht haben impfen lassen, sich zu infizieren. Ich kann mir nur wünschen, dass in Europa, wo Impfstoffe reichlich zur Verfügung stehen, möglichst alle davon Gebrauch machen. Es ist ja nicht zu spät. Selbst eine Impfung ist besser als keine Impfung.

Das Gespräch führte Brigitte Kramer.

Rendez-vous, 04.01.2022, 12:30 Uhr ; 

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