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Papst-Aussage zum Ukraine-Krieg löst scharfe Kritik aus
Aus Tagesschau vom 10.03.2024.
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«Mut zum Verhandeln» Papst für Aussagen kritisiert, die er so nicht gemacht hat

Papst Franziskus hat mit Aussagen zum russischen Angriffskrieg für Wirbel gesorgt. Der Vatikan relativiert. Ein Überblick.

Das ist passiert: Aussagen von Papst Franziskus stossen international auf Unverständnis. «Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben zu verhandeln», sagte er unter anderem gegenüber dem Radio- und Fernsehsender der italienischsprachigen Schweiz RSI in einem Interview. Die Äusserungen wurden in der Ukraine und bei vielen ihrer Unterstützer als einseitiger Appell allein an Kiew verstanden – von manchen gar als Aufruf zur Kapitulation. Papst-Sprecher Matteo Bruni widersprach am Samstagabend Darstellungen, der Pontifex habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert.

Was hat der Papst tatsächlich gesagt? Auf Unverständnis stiess insbesondere die Antwort vom Papst auf die Frage, ob nicht manchmal Mut nötig sei, die weisse Fahne zu hissen – die Formulierung stammte vom Interviewer. Der Papst antwortete: «Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weissen Fahne hat, zu verhandeln.» Sein Pressesprecher stellte später klar, dass der Papst den Begriff der «weissen Fahne» vom Interviewer aufgenommen habe. Er habe sich auf jede Kriegssituation bezogen. Das Interview wurde bereits im Februar geführt und wird in einer Kultursendung, die sich grundsätzlich mit der Farbe Weiss beschäftigt, Ende März ausgestrahlt.

Kritik aus der Ukraine: «Es erscheint merkwürdig, dass der Papst nicht zur Verteidigung der Ukraine aufruft, nicht Russland als Aggressor verurteilt, der Zehntausende Menschen tötet», schrieb der frühere ukrainische Abgeordnete und Vizeinnenminister Anton Heraschtschenko auf der Plattform X.

Auch die ukrainische Botschaft beim Vatikan verurteilte die Aussagen des Papsts auf X. Von offizieller Seite äusserte sich der ukrainische Aussenminister, Dmitro Kuleba, auf X: «Unsere Fahne ist gelb und blau. Das ist die Fahne, mit der wir leben, sterben und durchhalten. Wir werden nie eine andere Fahne hissen.» Er dankte dem Papst für seine Gebete in den zwei Kriegsjahren und lud ihn zu einem Besuch in die Ukraine ein.

Selenski weist Appell des Papstes zurück

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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat einen missverständlichen Appell von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen mit Russland scharf zurückgewiesen. Die Kirche sei bei den Menschen, sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache. «Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will.»

«Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden – alle», sagte Selenski. Und er danke jedem ukrainischen Geistlichen, der in der Armee ist. Sie stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. «Das ist es, was die Kirche ist – bei den Menschen.»

Reaktionen auch aus anderen Ländern: In Polen kritisierte Aussenminister Radoslaw Sikorski den Aufruf. «Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären», schrieb Sikorski auf X. Ebenda schrieb der Präsident Lettlands, Edgars Rinkevics, dass man vor dem Bösen nicht kapitulieren dürfe. Man müsse es bekämpfen und besiegen. Polen und Lettland engagieren sich für die Ukraine und unterstützen das Land auch militärisch.

Korrekturhinweis

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In der ersten Fassung haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass Lettlands Präsident, Edgars Rinkevics, geschrieben habe, dass man vor dem Bösen kapitulieren dürfe. Tatsächlich hat er geschrieben, dass man nicht vor dem Bösen kapitulieren dürfe. Für den Fehler bitten wir um Entschuldigung.

SRF 4 News, 10.03.2024, 17:00 Uhr;

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