Zum Inhalt springen

Header

Audio
Das weiss man über die Massentötung in Myanmar
Aus HeuteMorgen vom 27.12.2021. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 19 Sekunden.
Inhalt

Mutmassliche Massentötung Das ist über das Massaker in Myanmar bekannt

In Myanmar wurden über 30 Zivilisten getötet und verbrannt. Das Militär wird für die Tötungen verantwortlich gemacht.

Worum geht es? Im Südosten von Myanmar wurden über 30 Zivilpersonen, darunter Frauen und Kinder, getötet und anschliessend verbrannt. Medienberichten zufolge sei das Militär für diese Massentötung verantwortlich. Die UNO fordert die Behörden in Myanmar auf, den Vorfall gründlich und transparent zu untersuchen. Die Täter müssten vor Gericht gestellt werden. 

Ausgebrannte Autos und Lastwagen
Legende: Grausame Bilder: In den sozialen Netzwerken kursieren Fotos von ausgebrannten Fahrzeugen, darunter auch Lastwagen mit verkohlten Leichen auf der Ladefläche. Keystone

Was ist über die Massentötung bekannt? Das Militär habe die Strassen um das Dorf Mo So herum blockiert, berichten lokale Medien. Bewohner des Dorfes haben dann wohl zu fliehen versucht. Daraufhin hätten die Soldaten mehrere Menschen festgenommen, auch Frauen und Kinder. «Augenzeugen geben an, dass sich in dem Dorf auch Mitglieder einer lokalen paramilitärischen Gruppe aufgehalten haben. Vier Mitglieder dieser Gruppierung wollten offenbar mit dem Militär verhandeln und seien daraufhin erschossen worden», berichtet der freie Südostasienjournalist, Marcus Thomas. Nach letzten Informationen seien bis zu 39 Menschen ums Leben gekommen und die Leichen seien verbrannt worden. Zum Teil seien Menschen auch bei lebendigem Leibe angezündet worden. 

Was weiss man über die Opfer? Die Opfer sind vor allem Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes und wohl auch zwei Mitarbeiter der Hilfsorganisation «Save the Children». «Die beiden Mitarbeiter wollten eigentlich über die Weihnachtsfeiertage nach Hause fahren. Ihr Auto ist eines der ausgebrannten Fahrzeuge, die auf den Fotos zu sehen sind», sagt der Journalist Thomas. Entsprechend gelten die beiden Helfer aktuell als vermisst. «Es ist leider sehr wahrscheinlich, dass auch sie unter den Opfern sind.»

Was passiert in Myanmar?

Box aufklappen Box zuklappen

Die Bevölkerung von Myanmar kämpft für ihre demokratischen Grundrechte, die ihnen bei einem Militärputsch am 1. Februar entrissen wurden. Seit der Verhaftung von De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi liegt die Regierung in der Hand der autoritären Militärjunta.

Die Bevölkerung reagiert auf diese illegitime Machtübernahme mit Massenprotesten und erbittertem Widerstand. Sicherheitskräfte versuchen seither die Proteste brutal niederzuschlagen. Anfänglich waren die Proteste friedlich, inzwischen wenden auch die Demonstrierenden Gewalt an.

Das Militär unterdrückt jeden Widerstand mit brutaler Härte. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden rund 1300 Menschen getötet. Mehr als 10'000 wurden festgenommen.

Was sagt die Militärjunta in Myanmar? Die Junta weist die Schuld von sich und stellt die Sache anders dar. Im Statement schreibt das Militär, dass man «auf bewaffnete Terroristen einer Widerstandsgruppe geschossen habe, die sich in sieben Fahrzeugen befunden hätten. Diese Autos hätten verdächtig ausgesehen und hätten nach Aufforderung nicht angehalten und erst dann habe das Militär das Feuer eröffnet.» In der Stellungnahme der Junta sei keine Rede davon, dass Menschen verbrannt wurden, sagt Thomas. Es gebe auch keine Informationen darüber, inwieweit die sieben Autos verdächtig ausgesehen hätten.

Ist eine solche Massentötung eine Ausnahme oder mittlerweile systematisch? «Es ist leider zu befürchten, dass das kein Einzelfall bleiben wird», sagt Thomas. Es sei auf jeden Fall eine neue Stufe der Brutalität erreicht. Der Überfall wird in den internationalen Medien als das Weihnachtsmassaker von Myanmar bezeichnet. Zudem müsse man damit rechnen, dass das Militär weiter zuschlagen werde, bevor sich noch stärkerer Widerstand bildet. Denn es gebe eine Reihe von grösseren und kleineren Widerstandsgruppen, die sich immer weiter rüsten.

Zweites Urteil gegen Aung San Suu Kyi verschoben

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Reuters

In Myanmar ist das Urteil in einem zweiten Prozess gegen die vom Militär gestürzte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi verschoben worden. Es soll nun am 10. Januar verkündet werden, wie eine mit dem Verfahrensplanungen vertraute Person mitteilte.

In diesem Fall geht es unter anderem um den Vorwurf, dass Suu Kyi im Besitz von illegalen Funkgeräten gewesen sein soll. Die 76-jährige Friedensnobelpreisträgerin war erst Anfang Dezember wegen Anstiftung zum Widerstand sowie wegen Verstössen gegen Corona-Auflagen zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Die ursprünglich verhängte Haftstrafe von vier Jahren war von den Militärmachthabern verkürzt worden. Sie wird an einem unbekannten Ort gefangen gehalten.

Suu Kyi werden fast ein Dutzend Vergehen wie etwa auch Amtsmissbrauch, Geheimnisverrat und Korruption zur Last gelegt, auf die zusammen mehr als 100 Jahre Haft stehen. Suu Kyi weist die Vorwürfe zurück. Ihre Anhänger und Menschenrechtler sprechen von einem politisch motivierten Prozess.

Rückt ein Bürgerkrieg näher? Ein solcher Gegenschlag sei nicht angekündigt, sei aber die grosse Befürchtung, so Marcus Thomas. «Es ist nicht klar, inwieweit sich diese einzelnen Widerstandsgruppen koordinieren oder einfach autark zurückschlagen. Und das wäre dann ganz sicher ein weiterer Schritt in Richtung Bürgerkrieg.»

Video
Heimliches Covid-Spital im Dschungel von Myanmar
Aus Tagesschau vom 27.12.2021.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 28 Sekunden.

HeuteMorgen, 27.12.2021, 09:00 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel