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Nach Blitzbesuch in Barcelona Puigdemont ist laut eigenen Angaben wieder im Exil in Belgien

  • Der per Haftbefehl gesuchte katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont ist nach eigenen Angaben wieder in sein Exil in Belgien zurückgekehrt.
  • Zuvor hielt er im Zuge eines Blitzbesuchs in der spanischen Stadt Barcelona eine kurze Rede vor seiner Anhängerschaft ab.

«Heute bin ich nach ein paar äusserst schwierigen Tagen in Waterloo», schrieb der 61-Jährige am Abend auf der Plattform X. Er habe in «wenigen Tagen Tausende Kilometer» zurückgelegt und brauche noch etwas, um sich auszuruhen.

Zugleich kritisierte der per Haftbefehl in Spanien gesuchte Politiker die katalanischen Sicherheitsbehörden, die eine «Hexenjagd» gegen ihm nahestehende Menschen in Katalonien veranstalteten. Die Grossfahndung, die nach seinem Verschwinden unmittelbar nach seiner Rede ausgelöst worden war, bezeichnete er als völlig unverhältnismässig. Die Polizei hatte mit Strassensperren nach dem Politiker gefahndet. Tausende Autofahrer sassen bei hochsommerlicher Hitze in kilometerlangen Staus fest.

Polizei räumt Versagen ein

Die Führung der katalanischen Polizeieinheit Mossos d'Esquadra hatte bei einer Pressekonferenz zusammen mit Kataloniens Landesinnenminister Joan Ignasi Elena ein Versagen bei der Festnahme Puigdemonts in Barcelona eingeräumt. Der Minister betonte jedoch, niemand habe das «unangemessene» Verhalten Puigdemonts vorhersehen können. Warum die Festnahme Puigdemonts nicht gelungen sei, müsse noch eingehender analysiert werden. 

Mann mit erhobenem Arm neben katalanischer Flagge.
Legende: Nach seinem Blitzbesuch am Donnerstag in Barcelona hat sich der katalanische Separatistenführer anscheinend wieder nach Belgien abgesetzt. (Bild vom 8. August 2024) Keystone/ALBERTO ESTEVEZ

Puigdemont war nach seiner Rede nicht wie angekündigt zum Parlament gegangen, wo der Sozialist Salvador Illa zum neuen Ministerpräsidenten Kataloniens gewählt werden sollte. Stattdessen stieg er in ein Auto und fuhr mit unbekanntem Ziel davon. Dabei sollen ihm zwei Polizisten geholfen haben, die festgenommen wurden.

Vorwurf der Unterschlagung öffentlicher Gelder

Er habe nie die Absicht gehabt, sich zu stellen oder seine Festnahme zu ermöglichen, schreibt Puigdemont weiter, denn er werde aus politischen Gründen verfolgt und darüber hinaus müsse das Amnestiegesetz auch für ihn gelten. Der spanische Ermittlungsrichter Pablo Llarena wirft Puigdemont aber vor, im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsreferendum öffentliche Gelder unterschlagen zu haben. Dieses Delikt ist von der Amnestie ausgenommen.

Puigdemont hatte die meiste Zeit seit seiner Flucht ins Ausland am 30. Oktober 2017 nach der von ihm betriebenen gescheiterten Abspaltung Kataloniens von Spanien in Belgien gelebt. Zuletzt hatte er sich auch zeitweise in Südfrankreich aufgehalten. 

Anwalt hat eigene Sicht auf Kampfrede und Verschwinden

Der Anwalt von Puigdemont hatte sich am Vorabend eher lapidar über die Aufregung geäussert. Die Rückkehr seines Mandanten am Vortag aus fast sieben Jahren Exil nach Barcelona, seine kurze Kampfrede vor Tausenden Anhängern und sein anschliessendes Verschwinden unter den Augen der Presse und der Polizei stellte er als normalen Arbeitsalltag dar.

«Er hat seine politische Arbeit erledigt und ist nach getaner Arbeit nach Hause gegangen, wie das jeder tut», sagte er gegenüber Journalisten. Auf die Frage, wo dieses Zuhause sei, antwortete er: Es stehe ihm nicht zu, dazu etwas zu sagen. Auf jeden Fall werde sich Puigdemont «niemals stellen».

SRF 4 News, 09.08.2024, 22 Uhr ; 

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