- Der Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister führt weiterhin zu Beeinträchtigungen an mehreren europäischen Flughäfen.
- Wegen der Attacke gibt es an den Airports Berlin, Brüssel, Dublin und London Heathrow Probleme bei der Passagier- und Gepäckabfertigung, Verspätungen und Ausfälle.
- Auch am Montag mussten manche Airlines noch mit Papier und Stift arbeiten.
Für Reisende bedeutete die Cyberattacke auch am Montag Stress. Am Berliner Flughafen starteten zum Beispiel nur rund 30 Prozent aller Flüge pünktlich, in Brüssel waren es sogar nur 15 Prozent. Die beiden Flughäfen hatten nach Angaben der Flugsicherungs-Dachorganisation Eurocontrol am Montag noch am meisten mit den Folgen zu kämpfen. In Berlin sind nach Angaben eines Flughafensprechers neun Ankünfte und sechs Abflüge gestrichen worden.
Passagiere standen zum Teil lange in Warteschlangen, manche Airlines griffen auf Papier und Stift oder Tablets zurück, um die Abfertigung überhaupt zu ermöglichen. Gepäckstücke konnten teils erst mit Verspätung nachgeschickt werden. In Berlin war die Lage besonders angespannt, weil wegen des Berlin-Marathons am Sonntag Tausende zusätzliche Reisende ihren Rückflug antreten wollten.
Keine Gefahr für den Luftverkehr
Die Folgen des Cyberangriffs strapazierten zwar die Nerven von Passagieren und Personal, stellten für den Luftverkehr aber nach offiziellen Angaben keine Gefahr dar. «Für den Luftsicherheitsbereich gab es keinerlei Beeinträchtigung oder Gefahr», sagte ein Sprecher des deutschen Bundesinnenministeriums.
Noch lässt sich ein genaues Ende der Probleme nicht absehen. Auch wenn alles wieder funktionieren würde, müssten die Systeme vor einem Neustart erst gründlich überprüft werden, um sicherzustellen, dass keine Schadprogramme mehr aktiv sind, wie der Berliner Flughafen erklärte. Die IT-Firma selbst hatte am Sonntagabend angekündigt, man befinde sich in den letzten Zügen der nötigen Updates, die das System wieder voll funktionsfähig machten.
Reisenden wird geraten, sich möglichst vorab online einzuchecken, den Flugstatus regelmässig zu prüfen und ausreichend Zeit für die Abfertigung einzuplanen. Wer nur mit Handgepäck reist, vermeidet zudem zusätzliche Probleme mit verspätet nachgelieferten Koffern.
Ob es zu Lösegeld-Zahlungen kam, ist unklar
Der US-amerikanische IT-Dienstleister Collins Aerospace wurde am Freitagabendabend angegriffen. Das Unternehmen betreibt zentrale Systeme für die Passagier- und Gepäckabfertigung. Der Hackerangriff legte die gemeinsamen elektronischen Systeme lahm, die über die Plattform des Anbieters Collins Aerospace liefen. Nach Angaben der EU-Cybersicherheitsagentur Enisa handelte es sich um einen Angriff mit sogenannter Ransomware, also Schadsoftware, die Daten und Systeme verschlüsselt und erst gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder freigibt. Die Folge: Check-in, Boarding und Gepäckaufgabe funktionieren auch Tage später noch vielerorts nur eingeschränkt oder müssen aufwendig improvisiert werden.
Wer dahintersteckt und ob Lösegeld verlangt wurde, liess die Enisa offen. «Der Cyberangriff ist als Ransomware-Angriff bestätigt worden», hiess es in der Mitteilung lediglich. Es gibt also keine offiziellen Ansagen dazu, ob Russland zum Beispiel als Akteur infrage kommt.