Das Wichtigste in Kürze
- Wie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten stösst auch die Ernennung von Rex Tillerson zum US-Aussenminister in Russland auf Zustimmung .
- Auch im Nahen Osten ist Russland mit seiner Politik erfolgreich : Moskaus Schützling, der syrische Präsident Baschar al-Assad, ist gestärkt.
- Der Ölpreis steigt , was Russland zusätzlichen Auftrieb gibt.
Der Sieger der US-Präsidentschaftswahl 2016 heisst nicht Donald Trump, sondern Wladimir Putin. Das ist zwar zugespitzt, doch falsch ist es nicht. Nach Jahrzehnten des Niedergangs fühlt sich Russland zurzeit so stark wie kaum je seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Assad wieder fest im Sattel
Donald Trump, der den russischen Präsidenten zu bewundern und eine Annäherung an Moskau zu planen scheint, ist längst nicht der einzige Grund. In Syrien hob die russische Armee den fast schon gestürzten Schützling Baschar al-Assad wieder fest in den Diktatorensattel. Das Verhältnis zu Iran ist besser denn je.
In Europa machen die zunehmend erfolgreichen, mehrheitlich rechten Populisten Putin schöne Augen: von Ungarn über Grossbritannien bis Frankreich, von Italien über Österreich bis Deutschland.
Selbst der russische Erzfeind Türkei arrangiert sich mit dem Kreml. Die EU und die Nato sind auf einmal in der Russlandpolitik gespalten. Die Sanktionen gegen Russland dürften bald Geschichte sein – Krim und Ostukraine hin oder her. Und nun steigt sogar, was für Putins Haushalt enorm wichtig ist, der Ölpreis.
Putins klare Ziele
Doch warum heimst Russland einen aussenpolitischen Erfolg nach dem anderen ein? Wieso kann es die zuvor derart dominierende westlich geprägte Weltordnung fast über Nacht in Unordnung bringen?
Weil es in der Geopolitik nicht auf objektive Stärke allein ankommt. Militärisch und erst recht wirtschaftlich ist Russland, trotz Aufrüstung, noch längst nicht wieder eine Supermacht. Aber im Unterschied zum demokratischen, verunsicherten und in vielen Fragen gespaltenen Westen verfolgt Putin klare Ziele. Er verfolgt sie konsequent und skrupellos.
Bereit zu Opfern
Syrien ist dafür das beste Beispiel: Russland weiss, was es dort will, nämlich Assad an der Macht halten und regionalen Einfluss gewinnen. Der Westen weiss es im Grunde seit Beginn des Krieges nicht. Und auch eine Rolle spielt, dass die russische Bevölkerung bereit ist, für die Grossmachtrolle finanzielle und menschliche Opfer zu bringen. Die Bürger westlicher Länder sind es nicht.
Wie lange Russlands Erfolgswelle andauert, ist jedoch offen. In der Geopolitik ändern die Gezeiten neuerdings rasch. Und Moskaus jüngste Triumphe ruhen auf keinem nachhaltigen Fundament, weder wirtschaftlich noch politisch.