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Nach Jacinda Arderns Rücktritt Mütter in der Spitzenpolitik haben ein schweres Los

Mit Jacinda Ardern verlässt eine Hoffnungsträgerin der Frauen die politische Bühne. Warum Wertvorstellungen und Strukturen den Frauen im Weg stehen.

Sie war die jüngste Regierungschefin der Welt und tritt zurück: Jacinda Ardern (42) gab vergangene Woche während einer Pressekonferenz ihren Rücktritt bekannt: «Ich weiss, was man für diesen Job braucht, und ich weiss, dass ich nicht mehr genug im Tank habe», sagt sie unter Tränen.

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Archiv: Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern tritt zurück
Aus Tagesschau vom 19.01.2023.
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Mit nur 37 Jahren wurde die Polizistentochter 2017 zur Premierministerin Neuseelands gewählt. Ein Jahr nach ihrem Amtsantritt bekam sie ein Kind und zeigte, dass auch junge Eltern mit familiären Verpflichtungen ein hohes Amt ausüben können.

Beruf und Privatleben zu vereinbaren, stellt alle, die einen Rund-um-die-Uhr Job haben, vor grosse Herausforderungen.
Autor: Sarah Bütikofer Politikwissenschaftlerin

Doch was bleibt nach ihrem Rücktritt? «Sie war sicher ein Vorbild für nachkommende Politikergenerationen», sagt Sarah Bütikofer, Politikwissenschaftlerin und Herausgeberin der Online-Plattform DeFacto. Denn es gebe viel weniger Premierministerinnen als Premierminister und in der Regel seien diese auch deutlich älter. «Beruf und Privatleben zu vereinbaren stellt aber alle, die einen Rund-um-die-Uhr Job haben, vor grosse Herausforderungen.»

Ardern
Legende: Jacinda Ardern nahm 2018 ihre wenige Monate alte Tochter mit zur Vollversammlung der UNO in New York. Nachdem ihr Mann Clarke Gayford (links) längere Zeit Hausmann war, arbeitet er nun wieder Teilzeit. Reuters/ Carlo Allegri

So war es auch bei Jacinda Ardern. Ihre fünfjährige Tochter Neve sei ein wesentlicher Grund für ihren Rücktritt gewesen, sagte Ardern an der Pressekonferenz. Dabei gibt es viele Männer in Führungspositionen, die auch Kinder haben. Warum haben es Frauen mit Kindern schwieriger, hohe politische Positionen einzunehmen?

«Wenn Wertvorstellungen sowie Strukturen nicht darauf ausgerichtet sind, dass Mütter in hohen Positionen tätig sind, kämpft man als Frau auch an dieser Front», sagt Bütikofer. Bei Vätern sehe es anders aus: «Tony Blair wurde zum Beispiel noch einmal Vater, als er Premierminister war. Ihm hat man vor allem gratuliert.»

Partner übernehmen Kinderbetreuung

Neben Neuseeland gibt es auch in Deutschland, Italien und Finnland Mütter mit kleinen Kindern, die hohe politische Ämter besetzen. Annalena Baerbock (42), deutsche Aussenministerin, hat zwei Töchter im Alter von 12 und 8 Jahren.

Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni (46) hat eine sechsjährige Tochter und die finnische Regierungschefin Sanna Marin (37) eine vierjährige Tochter. Sie alle verbindet, dass ihre Partner sich beruflich zurückgezogen und den Grossteil der Betreuung der Kinder übernommen haben.

Schaut man in die Schweiz, findet man neben Nationalratspräsidentin Irène Kälin (35) kaum Mütter mit kleinen Kindern, die Spitzenämter besetzen. Als Evi Allemann für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidierte, kam schnell die Frage auf, ob ein Amt als Bundesrätin mit kleinen Kindern überhaupt machbar ist.

«In der Schweiz spielen traditionelle Geschlechternormen eine wichtigere Rolle als in anderen europäischen Ländern», sagt Isabelle Stadelmann, Professorin für Vergleichende Politik an der Universität Bern. Mütter in politischen Spitzenämter seien in der Schweiz selten und gelten deshalb als nicht «der Norm entsprechend».

Strukturen müssen sich ändern

Das politische System stelle zusätzliche Hürden: «In der Schweiz verteilt sich die Regierungsverantwortung auf nur sieben Personen, während in vielen anderen Ländern die Regierungen viel grösser sind, auch über 20 Personen.»

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Archiv: Junge Mütter in der Politik: Nein danke sagen Bürgerliche
Aus Rundschau vom 28.08.2019.
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Zudem seien die vorherrschenden Bedingungen in Sachen Kinderbetreuung, Elternzeit, Schulen, aber auch im Bereich der Lohngleichheit nicht darauf angelegt, dass beide Elternteile arbeiten, ergänzt Bütikofer. Sie ist sich sicher: Möchte man den Frauenanteil erhöhen, muss man bei den Strukturen ansetzen.

Tagesschau, 19.01.2023, 19:30 Uhr

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